In einer Produktionshalle in Spich kam es in der Nacht zu einem Produktaustritt von Industriewaschmittel. Etwa 130 Einsatzkräfte waren vor Ort.
Zehnstündiger EinsatzFeuerwehr in Troisdorf rückt zu Chemie-Einsatz aus
Viele Stunden war die Troisdorfer Feuerwehr am Freitag an der Langbaurghstraße in Spich im Einsatz. In einer Produktionshalle hatte es in der Nacht eine chemische Reaktion gegeben, die Feuerwehr musste den Stoff beseitigen. Der aufwendige Einsatz dauerte bis zum Vormittag, mehr als 130 Kräfte waren vor Ort.
Begonnen hatte der zehnstündige Einsatz um 1.38 Uhr. Wie Peter Kern, Pressesprecher der Troisdorfer Feuerwehr, berichtete, hatte ein Wachdienst, der bei der Firma NW-Chemie nach dem Rechten sieht, einen stechenden Geruch und leichte Vernebelung in der Halle bemerkt. Die Leitstelle löste einen ABC-Alarm der mittleren Stufe aus, mehrere Fahrzeuge der Troisdorfer Feuerwehr eilten herbei.
Troisdorf: Die Langbaurghstraße wurde weiträumig abgesperrt
Feuerwehrleute erkundeten das Gebäude von außen mit Taschenlampen. „Für erste Erkenntnisse betrat ein Trupp mit Schutzanzügen das Gebäude“, sagte Kern. Die Einsatzleitung ließ die Messeinheiten aus Königswinter, Siegburg und Sankt Augustin alarmieren, außerdem kam Lucia Wickert hinzu. Die Chemie-Professorin ist Fachberaterin der Feuerwehr und hilft bei der Einschätzung unbekannter Stoffe.
In ihrem Beisein öffnete die Feuerwehr die Tore der Produktionshalle, woraufhin sich ein chemischer Geruch in der Luft ausbreitete. Um 3.05 Uhr ließ die Leitstelle Großalarm auslösen: Es war klar, dass Feuerwehrleute in Schutzanzügen den unbekannten Stoff würden beseitigen müssen. Dafür wurden Dekontaminationsplätze benötigt, die die freiwillige Feuerwehr aus Neunkirchen-Seelscheid aufbaute.
Bei dem Chemie-Einsatz in Troisdorf bestand keine Gefahr für die Bevölkerung
Bei dem Material habe es sich um ein Granulat gehandelt, das in Säcke zu je 25 Kilo gelagert wurde, sagte Peter Kern. „Insgesamt betrug die Menge 600 bis 700 Kilo. Die Säcke sind aufgeplatzt und das Granulat lag in der Halle verteilt herum und ist zu einem großen Klumpen zusammengeschmolzen.“
Bei der Herstellung eines desinfizierenden Waschmittels für die Industrie sei es zu dem Zwischenfall gekommen: Mitarbeiter der Chemiefirma hätten 25 verschiedenen Einzelstoffen das Mittel gemischt. „Diese Stoffe haben in der Nacht miteinander reagiert“, sagte Wickert. Dadurch seien Gase freigesetzt worden, die für einen unangenehmen und wohl auch gesundheitsschädlichen Geruch gesorgt hätten.
„Wir haben die Säcke in Tonnen verfrachtet und die Temperatur beobachtet, sie lag in Spitzenzeiten bei 92 Grad.“ Bis zum Morgen hätten die Feuerwehrleute den Prozess überwacht. Die Schutzanzüge seien notwendig gewesen, weil zunächst unklar war, um was für einen Stoff es sich handelte. Der Chemie-Expertin helfen bei der Bestimmung Gefahrstoffzettel – wenn es gut läuft.
Drei Einsatztrupps in Schutzanzügen räumten das Granulat in Tonnen
„Wir sind vor allem darauf angewiesen, dass Firmenmitarbeiter uns entsprechende Informationen zukommen lassen, damit wir das bewerten können. Das ist im Grunde immer sehr schwierig, weil große Mengen von Stoffen miteinander reagieren, deswegen muss man vorsichtig vorgehen“, sagte Wickert. Zusammen mit Experten der Unternehmen werde die beste Lösung gesucht. Menschen seien durch den Zwischenfall nicht verletzt worden. „Der Austritt war auf die Halle beschränkt, außerdem war es gut, dass er in der Nacht passiert ist.“
Welcher Stoff genau für die Reaktion verantwortlich war, sei unklar, sagte Peter Kern. „Drei Trupps in Schutzanzügen und Pressluftatmer haben das Granulat in vier Abfalltonnen geräumt. Später sollte es durch eine Fachfirma entsorgt werden.“ Zwischendurch sei die Temperatur wieder angestiegen, weswegen die Feuerwehrleute die Tonnen nach draußen rollten und die Deckel öffneten. Die Dekontaminations-Einheit wusch bis in den Vormittag hinein die Überzüge der Feuerwehrleute in einer aufblasbaren Wanne und einem Zelt ab.
Vor Ort waren rund 120 Feuerwehrleute, zehn Angehörige des Deutschen Roten Kreuzes bereiteten Essen und Getränke für die Einsatzkräfte zu. Auch Kreisbrandmeister Stefan Gandelau erschien am Einsatzort. Der Einsatz dauerte letztlich bis 11.30 Uhr, die Langbaurghstraße blieb in dieser Zeit gesperrt.
Die Troisdorfer Chemiefirma leitete eine interne Untersuchung ein
Stephen Schüller, Pressesprecher von NW-Chemie, betonte, dass abgesehen von dem starken Geruch keine Gefahrenstoffe aus der Halle nach draußen gedrungen seien, ebenso sei es zu keiner Belastung der Umwelt gekommen. „Die notwendige Sicherheitsdokumentation haben wir der Feuerwehr lückenlos zur Verfügung gestellt.“
Bei dem Granulat handele es sich um ein Vorprodukt des Waschmittels, das zwei Tage zuvor ordnungsgemäß hergestellt worden sei. Die Hälfte der Masse von 1000 Kilo sei jedoch unerwartet verklumpt, was zu einer exothermischen Reaktion geführt habe. „Wir haben eine interne Untersuchung eingeleitet, um die Ursache der chemischen Reaktion detailliert zu analysieren“, sagte Schüller. „Dieses Ereignis demonstriert eindrucksvoll die Relevanz und die Effektivität von abgestimmten Notfall- und Sicherheitsmaßnahmen. Die Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften ermöglichte eine schnelle Wiederaufnahme der Produktion.“