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BibliothekenAusleihen ganz ohne Personal in Troisdorf und Siegburg

Lesezeit 4 Minuten
Bücherregale in einer Bibliothek.

Die Stadtbibliotheken in Siegburg und Troisdorf führen das Konzept der Open Library ein. Damit erweitern beide Bibliotheken die Öffnungszeiten erheblich.

Als Open Library erweitern Leihbüchereien ihre Öffnungszeiten ganz erheblich. Fachpersonal ist dann allerdings nicht da.

„Komm doch, wann es dir passt“, lädt das Team der Stadtbibliothek in Siegburg zu tun. Als „TrOpen Library“ empfiehlt sich die Bücherei in der Troisdorfer Innenstadt künftig für „einen kleinen Kurzurlaub“: Bei Häuser bieten den Nutzerinnen und Nutzern an, auch außerhalb der bisherigen Ausleihzeiten die Möglichkeiten der Leihbüchereien zu nutzen.

Außerhalb der Servicezeiten bleibt der Durchgang zum Siegburger Stadtmuseum versperrt

Ab 8 Uhr steht ab sofort von Dienstag bis Sonntag die Siegburger Stadtbücherei den Nutzern offen, bis 20 Uhr ist geöffnet. Außerhalb der Kernzeiten von 10 bis 17 Uhr öffnet sich die Tür am Haupteingang allerdings nur für Inhaber eines Bibliotheksausweises. Sicherheitspersonal kann zwar keine fachliche Auskunft geben, sorgt aber für Sicherheit und Brandschutz. Der Durchgang zum Stadtmuseum ist in dieser Zeit ebenso versperrt wie der Zugang durch das Museumscafé.

Eine Hand hält eine grüne Chipkarte vor ein Lesegerät.

Der Leseausweis dient in Siegburg und Troisdorf als „Eintrittskarte“ und öffnet die Tür.

„Vor 10 Uhr haben die Leute an der Tür gerüttelt“, berichtete Thomas Druwe, der im Herbst 2022 die Leitung der Bibliothek in der Kreisstadt übernahm. „Und um 17 Uhr mussten wir viele Familien, die länger bleiben wollten, hinausbitten.“ Druwes Vorgängerin Christiane Bonse, am Dienstag Gast der Eröffnung, freute sich: „Wir hatten das damals schon überlegt, weil wir gesehen haben, wie stark die Bibliothek genutzt wird“.

Thomas Druwe und sein Team sorgten in den vergangenen zwei Jahren für die Umsetzung, von Anfang an waren auch Nutzerinnen und Nutzer beteiligt: Junge und ältere Kunden, wie Druwe betont, Familien mit Kindern und Studierende. Sie gaben Antwort auf wichtige Fragen: Welche Zeiten wünscht Ihr Euch? Welche Angebote? Und welche Informationen braucht Ihr, um Euch zurechtzufinden?

Eine Frau steht mit zwei Männern vor einem großen Bildschirm mit dem Lageplan einer Bibliothek.

Ein Leitsystem gehört zu den Neuerungen in Siegburg; Susanne Höck erklärt Kunden, wie es zu nutzen ist.

Viele Antworten gibt das neue Leitsystem, das installiert wurde. Insgesamt investierte die Stadt rund 260.000 Euro, von denen etwa die Hälfte das Land Nordrhein-Westfalen als Zuschuss übernimmt. Es gebe nun zunächst eine Testphase, erläuterte Bibliotheksleiter Druwe. Nach einem halben Jahr ist eine Befragung der Nutzerinnen und Nutzer sowie ein Werkstattgespräch mit den bisher schon beteiligten Kunden geplant. Danach wird das Team der Mitarbeitenden mögliche Anpassungen besprechen.

In Troisdorf verdoppeln sich die Öffnungszeiten beinahe

Einen Schritt weiter als die Kolleginnen und Kollegen in Siegburg geht das Team der Troisdorfer Stadtbibliothek in der Kölner Straße: Ab dem 15. Januar können die Inhaber eines Ausweises die Bücherei an sieben Tagen in der Woche von 7 bis 22 Uhr nutzen. Ein Mindestalter von 16 Jahren wird vorausgesetzt, der Ausweis muss einmalig freigeschaltet werden. In den Randzeiten sind die Nutzer vollkommen allein, nur während der bisher üblichen Öffnungszeiten sind die Fachkräfte wie gehabt präsent. Ein Kamerasystem wurde installiert, das für Sicherheit sorgen soll.

„Im alten Gebäude wäre das nicht sinnvoll gewesen“, erklärt Bibliotheksleiter Philipp Maaß, warum die Open Library, obwohl schon länger beschlossen und zentraler Punkt im 2020 verabschiedeten Bibliothekskonzept, erst jetzt umgesetzt wurde. „Moderner und freundlicher“ sei die Bücherei am neuen Standort geworden, „mehr Aufenthaltsqualität“ sieht Maaß nun ebenfalls.

Eine Qualität, die sich deutlich beobachten lasse, weiß auch Kulturamtsleiter Rainer Land: Täglich suchten Jugendliche die Bibliothek auf, um hier für die Schule zu lernen. Je nach Lebensumständen könne die Bücherei auch Rückzugsort sein. Neuerungen wie die „Bibliothek der Dinge“, wo man zum Beispiel auch eine Nähmaschine oder Blueray-Geräte ausleihen kann, sind weitere Schritte auf dem Weg zur Bücherei als „dritter Ort“ neben Zuhause und Arbeitsstelle.

Dieser „dritte Ort“ passe sich nun dem so individuellen Nutzerverhalten an, erklärte Philipp Maaß bei der Vorstellung des Konzepts: Der eine kommt frühmorgens, der andere würde gerne nach der Arbeit noch eine DVD ausleihen.„ Da kommt man nicht hinterher mit den durch Service abgedeckten Zeiten“, sagt Philipp Maaß. Nicht zuletzt sei es betriebswirtschaftlich sinnvoll, ein gemietetes Gebäude für mehr Stunden in der Woche zu öffnen.

Ein Mann in Weste und Pullover steht an einem Computerterminal.

Selbstverbuchung ist schon länger möglich, wie Bibliotheksleiter Philipp Maaß erklärt.

„Wir müssen es ausprobieren, wie es funktioniert“, sagt Rainer Land. Probleme mit suchtkranken oder alkoholisierten Menschen, die sich häufig vor dem CityCenter treffen, erwartet er ebenso wenig wie Philipp Maaß. Sicher seien die Zeiten ohne anwesende Fachkräfte aber „eher etwas für den erfahrenen Leser, der weiß, was er sucht.“ Dennoch ist das Angebot kaum eingeschränkt: Die Ausleihe aus der Bibliothek der Dinge wird nicht möglich sein, auch Videospiele gibt es nur vom Servicepersonal. DVDs und Blueray-Discs, Tonies oder Bücher können am Selbstverbuchungsterminal entliehen werden.

In Troisdorf werden weniger Medien häufiger ausgeliehen

Mit dem Umzug hatte sich die Bibliothek von 1500 auf 1000 Quadratmeter verkleinern müssen. Dennoch sind die Besucher- und Ausleihzahlen gestiegen. Aktuell sind 75.000 Medien wie Bücher, Spiele, DVDs, CDs oder Bluerays im Bestand. „Wir haben weniger Medien, die dafür öfter ausgeliehen werden“, freut sich Philipp Maaß: „25 Prozent des Bestandes „sind aktuell weg.“

Das neue Angebot, das der Bund mit 50.000 Euro gefördert hat, gibt es vorerst nur am Standort Innenstadt. Nach der Wiedereröffnung der Bibliothek im Sieglarer Schulzentrum werde es aber auch dort möglich sein, außerhalb der Kernzeiten auszuleihen, kündigten Philipp Maaß und Rainer Land an.