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KirmesWie Tradition in Neunkirchen und Premiere in Troisdorf gefeiert wurden

Lesezeit 3 Minuten
Erwachsene und Kinder im Autoscooter auf einer Kirmes

Große Nachfrage herrschte beim modernen Autoscooter

Corona hat allen Schaustellern schwer zu schaffen gemacht. Viele haben während der Pandemie ihren Betrieb aufgeben müssen, berichten Kollegen.

Die Kirmessen in Troisdorf und Hermerath ließen sich hinsichtlich des Umfangs nicht vergleichen – bezüglich ihrer Tradition schon gar nicht. Im Neunkirchen-Seelscheider Ortsteil war es das Patronatsfest der Heiligen Anna, deren Namenstag am Freitag begangen wurde, in Troisdorf war es ein gewerblicher Rummel. Gleichwohl wohnte beiden die Lust auf Geselligkeit und Vergnügen inne. Und den Kindern Greta und Lennard machte die Fahrt auf einem mehr als 100 Jahre alten Karussell im 350-Seelen-Dorf genauso viel Spaß wie den vielen Pänz in Troisdorf die flotten Fahrten im hochmodernen Autoscooter.

Sankt Augustiner Schausteller war mit sieben Monaten erstmals dabei

Der Sankt Augustiner Familienbetrieb Jung sorgt seit vielen Jahrzehnten in Hermerath für Kurzweil mit Fahrgeschäften und Buden. Schon vor 62 Jahren, als die Eltern des heutigen Betreibers Eddi Jung ihren Sprössling mitnahmen. „Ich war da sieben Monate alt, Hermerath war meine erste Kirmes“, erzählt Eddi Jung lachend.

Eine Schießbude auf einer Dorfkirmes. Ein kleinerJunge legt auf sein Ziel an.

Schausteller Eddi Jung (r.) war schon im Kleinkindalter bei der Hermerather Kirmes, hier mit Rudolf Oberhäuser, der seinen Enkel Ben beaufsichtigt

Man kennt sich, und man duzt sich. So auch im Falle von Rudolf Oberhäuser, der Enkel Ben bei seinen erfolgreichen Versuchen an der Schießbude beaufsichtigte. Wobei es eine ungefährliche Angelegenheit war, anstelle von Luftgewehren wurde ein Lasergewehr verwendet.

Da lief zwei Jahre nichts
Schausteller Eddi Jung über die Coronazeit

Ehrenamtlich organisiertJung besucht sechs bis acht Kirmessen im Jahr, alle in ähnlicher Größe wie die Hermerather. „Ich mache das als reine Nebentätigkeit, obwohl dafür sehr viel zu tun ist“, sagt der 63-Jährige. Große Plätze besuche er nicht, schon wegen der hohen Standgebühren.

„Hier muss ich nichts zahlen.“ Sein kleines Geschäft werfe nach wie vor etwas ab, wenngleich Corona für ihn „beinahe tödlich“ gewesen sei: „Da lief zwei Jahre nichts.“

In Neunkirchen stemmt der Junggesellenverein die Kirmes

Mit 15 Mitgliedern und Helfern bewältigt der Junggesellenverein die zweitägige Kirmes im Schatten von St. Anna. Aus Spaß an der Freud, wie die Macher Stephan Haas und Markus Hartmann unterstrichen. Alles ist etwas kleiner, Pavillons ersetzen ein Bierzelt.

Eine Cocktailbar hält für die jungen Leute die gängigen Mix-Getränke vor, vor allem am Abend gefragt, wie „Bardame“ Heike Waspuski wusste. Eine Dorfolympiade gab es am Sonntag, mit Maßkrugstemmen, Schießen und Balkennageln, für das Sven und Frank Gerhards schon ordentlich übten.

Premiere hatte die Kirmes auf dem Open-Air-Platz neben der Troisdorfer Stadthalle. Die Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS) war Initiator des viertägigen Jahrmarktes. Ihre Anfrage fand bei Bürgermeister Alexander Biber offene Ohren: „Ich freue mich, dass wir wieder diese Art Kirmes haben“, sagte der Stadtchef.

120 Schausteller nebst Familien stecken hinter der GKS, deren Vorsitzender Otto Weber in der siebten Generation Kirmessen beschickt und der mit seinem Autoscooter „House Party“ in Troisdorf war. „Wir sind der einzige Scooter in Europa, bei dem der Fahrer den Drifter einschalten kann“, wirbt der Schausteller.

Kinder spielen in durchsichtigen Bällen in einem Wasserbecken.

Viel Spaß hatten die Kinder in den riesigen Wasserbällen.

Damit stelle sich ein Effekt von driftenden Rennwagen ein. Das sprach sich herum, was für großen Ansturm sorgte. Allerdings erst am Sonntag, der nach „ordentlichem Auftakt“ (Otto Weber) am Freitag und „komplett verregnetem Samstag“ den erhofften Zuspruch fand.

Reger Betrieb herrschte da an den vier Fahrgeschäften, am Wasserball-Becken, wo die Kleinen in riesige Bälle steigen durften, und an den Buden, wo es in Biergartenatmosphäre auch Herzhaftes gab. „Einigermaßen erholt“ habe sich das Schaustellergeschäft, berichtete Otto Weber.

„Corona war eine Katastrophe. Viele Kollegen, die ein ganzes Leben ihre Geschäfte hatten, haben es jetzt nicht mehr. Sie sind baden gegangen oder haben sich verkleinert.“ Geht es nach Bürgermeister Biber, soll diese Art Kirmes nicht die letzte gewesen sein. Biber: „Es ist eine gute Sache, nebenan ist das Parkhaus, und vom Bahnhof ist sie ebenfalls gut zu erreichen.“