Kleingartenanlage in TroisdorfExoten gedeihen in der Maikammer

Hans Köhn hat ein Faible für Weinbergschnecken.
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Troisdorf – Sie ist schwer zu finden, die Kleingartenanlage in der Maikammer. Umgeben von Häusern liegt sie als grüne Oase inmitten der ehemaligen belgischen Siedlung. „Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte unser Kleingartenverein Parzellen im ganzen Stadtgebiet“, berichtet Ehrenmitglied Jürgen Senst.
Mehr als 1000 Mitglieder hätten sie damals gehabt. Die kleinen Gärten seien oft lebenswichtig für die Versorgung der Familie gewesen. Aber im Laufe der Jahre bröckelte das Engagement. Die Mitgliederzahl sank, die Gärten wurden weniger. „Nur an der Hütte gab es noch bis in die 80er-Jahre eine zweite Anlage“, berichtet der 72-Jährige. Aber Kleingärten seien halt auch immer den gesellschaftlichen Veränderungen unterworfen, und je nach Lage würden ihre Areale auch schon mal zu Bauland.
Um endlich eine dauerhafte Bleibe zu haben, verhandelte der Vorstand mit der Stadt und erhielt im Jahr 1962 das Gelände in der Maikammer. „Da die Kleingärten umgeben von den Häusern der belgischen Soldaten waren, wurde zur Bedingung gemacht, dass wir fünf Parzellen für sie bereithalten“, sagt Senst. Gemeinsame Ziele einten, schnell wuchsen Freundschaften unter den Gartenfreunden aus Deutschland und Belgien. Deshalb wird immer auch die belgische Flagge beim Sommerfest gehisst, bis heute. Mittlerweile ist nur noch eine Parzelle „in belgischer Hand“ und trägt zum Multikulti der gepflegten Anlage bei. „17 Russlanddeutsche, drei Polen, zwei Rumänen und ein Armenier vervollständigen den internationalen Gedanken der Schrebergärtner“, so Ursula Krummrich, die Schriftführerin im Verein ist. Der sächsische Akzent der 63-Jährigen ist nicht zu überhören. Zusammen mit ihrem Mann Ralph (64) kam sie aus beruflichen Gründen nach Troisdorf und übernahm ihren Garten im Jahr 1998.
Gemütlich sitzen beide auf der Veranda ihrer Parzelle. „Wechsel in der Anlage gibt es schon mal“, berichtet Ursula Krummrich. Einen Durchschnittswert könne man schwer nennen. „Viele Jahre passiert nichts, dann kommen gleichzeitig viele neue Mitglieder.“ Sie überlegt: „Man kann sagen, dass es im Schnitt zwei Parzellen pro Jahr sind, die neue Pächter bekommen.“ Der Altersdurchschnitt der aktiven Mitglieder liegt bei 60 Jahren, junge Leute sieht man selten. „Kleingärten sind etwas für Menschen, die im Leben zur Ruhe gekommen sind“, findet Jürgen Senst.
Friedrich Gokk ist eine Ausnahme. Der junge Mann hat den Garten vor zwei Jahren gepachtet, auch damit seine Eltern dorthin kommen. „Sie hatten Sorge, ob die Arbeit nicht zu viel für sie werden könnte“, berichtet er. „Da habe ich den Pachtvertrag unterschrieben. Jetzt kümmern wir uns zusammen um den Garten.“ Der zeigt sich nun in bester Ordnung.
Beim Rundgang durch die Gärten sind auch ungewöhnliche Pflanzen zu entdecken. Kiwipflanzen haben ein Häuschen in Beschlag genommen, die Früchte hängen üppig an den Ästen. „Früher haben wir auch Tabak angebaut“, erinnert sich Senst. „Aber zu Zigarren haben wir die Blätter dann doch nicht verarbeitet.“ Quitten, fast schwarze Äpfel, Olivenbäume und viele andere Schätze fallen ins Auge.
Dann kommt der Garten von Hans Köhn. Er ist voller Weinbergschnecken. „Die mit Gehäuse sind harmlos, nur die Nackten fressen alles kahl“, erklärt er. Es gibt also doch Schneckenfreunde in Gärtnerkreisen. Oder ist er ein Gourmet und plant, die Tiere in Kräuterbutter zu verspeisen? „Auf keinen Fall“, betont er.
Im Garten von Ursula und Ralph Krummrich sind ebenfalls ungewöhnliche Gewächse zu finden. Da wären die stachellosen Brombeeren. Beim Geschmackstest wird schnell klar, dass sie sich perfekt für Marmelade eignen. In einer geschützten Ecke wächst eine Feige. „Wir haben sie fünf Jahre lang im Kübel gehabt und langsam an das etwas strengere Klima hier gewöhnt“, berichtet Ralph Krummrich. Seit zwei Jahren hat der Feigenbaum seinen Platz in der Gartenerde und hat die beiden Winter überlebt.
In nächster Nähe ragt eine mächtige Bananenpflanze in den Himmel. Dieser Exot ist auch in anderen Gärten zu finden und friert in der kalten Jahreszeit zurück, um dann im nächsten Sommer wieder prächtig zu grünen. Erwähnt werden sollte auch der Kübel mit den Andenbeeren. Man kennt sie als kleine gelbe Appetithappen auf Buffets und Nachspeisen. Sie wachsen üppig: „Zum Auspflanzen dieser Physalis ist leider kein Platz mehr im Garten“, sagt Ursula Krummrich.
In der zweiten Folge unserer Serie stellten wir den Kleingartenverein in Hennef-Geistingen vor.
In der ersten Folge unserer Serie stellten wir den „Verein der Gartenfreunde Lohmar“ vor. Alle Berichte gibt es hier zum Nachlesen: