Nachdem ihnen die Handschellen abgenommen wurden, fielen sich Vater und Sohn am Bonner Landgericht in die Arme.
ProzessTroisdorfer gesteht Steuerhinterziehung in 27 Fällen – Sohn ebenfalls angeklagt
Direkt nachdem dem inhaftierten Angeklagten beim Betreten des Gerichtssaals die Handschellen abgenommen worden waren, fielen sich Vater und Sohn in die Arme: Vor der 9. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht wurde am Mittwochmorgen das Verfahren gegen einen 63-jährigen Geschäftsmann aus Troisdorf und seinen 38-jährigen Sohn mit zwei Geständnissen fortgesetzt.
Dem Vater wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, über ein Geflecht von Scheinfirmen im Handel mit hochpreisigen Luxuslimousinen sowie im Geschäft mit Autoglasreparaturen rund eine Million an Steuern hinterzogen zu haben. Dem mitangeklagten Sohn, der nicht in Untersuchungshaft sitzt, wird Beihilfe zur Last gelegt.
Troisdorfer gibt 27 Fälle der Steuerhinterziehung zu
Leicht scheint es dem 63-Jährigen nicht gefallen zu sein, „vor Gericht komplett die Hosen herunter zu lassen“, wie es sein Anwalt Michael Hakner ausdrückte. Sein Mandant habe sich seine illegale Geschäftspraxis lange Zeit schöngeredet, nun aber übernehme er die Verantwortung. „Ich habe die Steuer in großem Ausmaß verkürzt“, hieß es in der von Hakner und seinem Kollegen Ingo Heuel gemeinsam vorgetragenen Erklärung des älteren Angeklagten.
Die ihm von der Staatsanwaltschaft vorgeworfenen 27 Fälle der Steuerhinterziehung im Zeitraum zwischen dem 1. Januar 2017 und dem 11. Juli 2019 hätten sich wie in der Anklage formuliert zugetragen. Einzig bei der Höhe der in der Anklageschrift genannten Steuerbeträge sehe er Abweichungen. So sei zum Beispiel in einem Fall schlicht falsch addiert worden, was allerdings zu einer Differenz von fast 300.000 Euro geführt habe.
Offenbar hatte der Geschäftsmann ein Geflecht aus Scheinfirmen aufgebaut. Mithilfe eines spanischsprachigen Bekannten hatte er diverse Strohmänner südlich der Pyrenäen akquiriert. Die Spanier waren aber nur auf dem Papier in den Autohandel und die Autoglasreparatur des Troisdorfers involviert.
Grundstück des Sohnes soll verkauft oder verpfändet werden
Sämtliche Geschäfte führte der Chef selber aus der Unternehmenszentrale in Troisdorf; er hatte auch Zugriff auf alle Bankkarten und Zugang zu allen Konten, die offiziell auf die Namen der Scheinunternehmer ausgestellt beziehungsweise eröffnet worden waren. Die Spanier erhielten für ihre Bemühungen neben den Reisekosten eine Provision.
Auch der Anwalt des Sohnes, Peter Steinberg, verlas eine Erklärung, in der der 38-Jährige einräumte, teilweise an den Geschäften seines Vaters beteiligt gewesen zu sein. Dies betreffe allerdings nur den Geschäftsbereich Autohandel. Den Verdacht, dass er davon gewusst habe, dass es auch bei den Autoglasunternehmen Unregelmäßigkeiten gegeben habe, wies der Mitangeklagte in der Erklärung vehement zurück.
Die Steuern will der Senior nun komplett zurückzahlen: Dazu soll neben bereits einbehaltenen hochpreisigen Autos auch ein Grundstück seines Sohnes mit einem Nettowert von rund 500.000 Euro verkauft oder verpfändet werden. Das Gericht unter dem Vorsitz von Richter Frederik Glasner will bis Mitte Mai ein Urteil verkünden.