Ramadan während der Corona-KriseFasten ohne die Gemeinschaft
Troisdorf – Erst wenn die Sonne untergegangen ist, dürfen Menschen islamischen Glaubens wieder zu Essen und Getränken greifen – es ist Ramadan. Im muslimischen Fastenmonat, der noch bis zum 23. Mai dauert, zählt für Gläubige besonders die Gemeinschaft mit anderen Menschen. Die Kontaktverbote durch die Corona-Pandemie sorgen jedoch für einen ungewohnten Verlauf des Ramadans. In dieser Zeit ist die Moschee normalerweise stark besucht, auch diejenigen, die sonst nie den Weg in den Gottesdienst finden, machen sich auf.
„Ohne Moscheebesuch ist es kein Ramadan“, sagt Gemeindemitglied Abdulrahman Köylüoglu. Sein Vater Ihsan ist Ehrenvorsitzender der Gemeinde der Islamischen Union in Troisdorf-Oberlar. Die Moschee hat für ihre Gemeindemitglieder eine besondere Bedeutung. „Sie ist ein Treffpunkt, man trifft sich hier zum Kaffee oder zum Quatschen. Ältere Menschen wie mein Vater sind jeden Tag hier, nicht nur während der Fastenzeit“, sagt er. Besonders Menschen aus wirtschaftlich schwachen Strukturen seien vom Kontaktverbot betroffen. Seit Gotteshäuser wieder öffnen dürfen, beten die Gläubigen der Gemeinde mit Gesichtsmaske und ausreichendem Sicherheitsabstand. Einen Gebetsteppich zu nutzen ist Pflicht. Die Gemeinde richtet sich dabei nach den Empfehlungen des Koordinationsrates der Muslime (KRM). Die Gläubigen sollen nur einmal statt fünfmal am Tag zum Gebet kommen, der Gottesdienst am Freitag und das im Ramadan bedeutsame Nachtgebet Tarawih sollen dagegen ausbleiben.
Traditionelle Waschung muss zu Hause ausgeführt werden
Kindern unter zwölf Jahren und Menschen, die älter sind als 65 Jahre, wird empfohlen, daheim zu bleiben. Außerdem wird eine Anwesenheitsliste geführt. Weitere Beschränkungen der Rituale gibt es bei der traditionellen Waschung, die aufgrund des hohen Infektionsrisikos zu Hause ausgeführt werden muss. Des weiteren empfiehlt der KRM, für Lesungen einen eigenen Koran mitzubringen.
„Gerade das gemeinschaftliche Beten hat eine zentrale Bedeutung im Ramadan, er ist eine Zeit der Besinnung und des Friedens. Man bittet nicht nur Allah, sondern auch seine Mitmenschen um Vergebung. Es geht darum, wieder zueinander zu finden“, erklärt Köylüoglu. „Und dieses Gefühl ist stark beeinträchtigt.“
Während des Ramadans lädt die Gemeinde normalerweise täglich zum großen Fastenbrechen ein. Draußen im Hof werden Tische aufgestellt, die Gläubigen kommen zusammen. „Bedürftige Menschen erhalten kostenloses Essen, die leben sonst von der Tafel. Aber wo sollen die hin, wenn die zu hat? In den letzten Jahren waren auch viele Flüchtlinge dabei“, sagt der 40-jährige. Nach dem Essen werde zusammen das Tarawih gesprochen.
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Es sei auch nicht möglich, Online-Gebete abzuhalten, wie viele Kirchen das zu Ostern taten. „Viele Ältere haben gar keinen Internetzugang. Das geht vielleicht bei Koran-Seminaren. Aber auch die können keine Koranschulen ersetzen, insbesondere für Jüngere.“
Fasten können Muslime nun nur zu Hause im Kreis der Familie. Köylüoglu glaubt, dass die muslimischen Gemeinden nach dem Ende der Pandemie mit einem Mitgliederschwund rechnen müssen.