In zehn Fällen angeklagtBande steht wegen Raubzug im Rhein-Sieg-Kreis vor Gericht
Bonn/Troisdorf/Königswinter – Die Überfälle dauerten keine drei Minuten: Schwarze Sturmhauben übergezogen und mit Pistolen bewaffnet, so stürmten die Männer die Tatorte, bedrohten oder schlugen die Kassierer, ließen sich Bargeld aus den Kassen, aber auch Zigarettenstangen in schwarze Müllsäcke geben.
Zwei Monate lang war die Bande in wechselnden Formationen auf Raubzug in der Region. Zwischen Dezember 2019 und Februar 2020 sollen die Täter insgesamt zehn bewaffnete Überfälle begangen haben. Im März 2020 kam es zu Durchsuchungen, dann nahm die Polizei mutmaßliche Täter fest – jedenfalls drei der Bandenmitglieder. Sie kamen in Untersuchungshaft.
In Troisdorf klaute die Bande einem Geschäftsmann gewaltsam das Auto
Vor dem Bonner Landgericht müssen sich die Männer im Alter zwischen 23 und 28 Jahren seit Mittwoch wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes in zehn Fällen verantworten. Die Taten sollen sie im Rheinland zwischen Bedburg, Köln, Leverkusen, Euskirchen und im Rhein-Sieg-Kreis begangen haben: Bevorzugte Ziele waren Tankstellen – so in Troisdorf, Königswinter-Oberpleis und Mechernich –, aber auch Spielhallen oder ein Schnellimbiss.
In Troisdorf etwa wurde der Geschäftsführer eines Unternehmens zum Opfer, als er am Abend des 3. Februar 2020 Unterlagen aus einem Firmenwagen (BMW M3) in den anderen (BMW M6) umladen wollte, die beide am Straßenrand abgestellt waren. Ein Täter sprach den Geschäftsmann an, der ihm sogleich Pfefferspray ins Gesicht sprühte. Als der Angegriffene flüchten wollte, verfolgte der Täter ihn laut Anklage und brachte ihne durch Tritte gegen die Beine zu Fall. Dann brauste das Trio in dem BMW M3 davon, den Schlüssel für den M6 nahmen die Männer ebenfalls mit.
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Ähnlich war schon der erste Überfall auf einem Parkplatz in Remscheid verlaufen. Laut Anklage fuhren drei Männer in einem zuvor entwendeten Opel Corsa am 20. Dezember 2019 eine Autofahrerin in deren Wagen von hinten an.
Als die Frau aus ihrem weißen Seat Ibiza stieg, griffen sie ihr Opfer mit Pfefferspray an. Das Trio flüchtete im Auto der Zeugin, die noch einige Meter mitgeschleift wurde.
Prozess gegen Räuber erst zweieinhalb Jahre nach Festnahme
Das Besondere an diesem Verfahren: Die letzte angeklagte Tat liegt bereits zweieinhalb Jahre zurück, so auch die Verhaftungen. Da die Staatsanwaltschaft aus verschiedenen Gründen mit den Ermittlungen nicht nachkam und die Anklage nicht rechtzeitig fertig wurde, mussten die drei mutmaßlichen Räuber aus der Untersuchungshaft entlassen und wieder auf freien Fuß gesetzt werden.
Bis zum nächsten Verhandlungstag wollen sich die drei Angeklagtem, die bislang zu den Vorwürfen geschwiegen hatten, erklären, ob sie sich einlassen, gar Geständnisse abgelegen, vielleicht auch Mittäter benennen. Immerhin müssen sie – allein für einen Fall – mit einer Mindeststrafe von fünf Jahren rechnen. Ein Geständnis könnte sich günstig auf das Strafmaß auswirken.