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Moderne TechnikSeit Sanierung kann man in Troisdorf das ganze Jahr Schlittschuhlaufen

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Auf der Eisfläche sind etwa 300 Läuferinnen und Läufer. Vor Corona waren es doppelt so viele. 

Troisdorf – Runde für Runde, immer gegen den Uhrzeigersinn, fahren die Besucher auf ihren Schlittschuhen über das Eis in der Eissporthalle Troisdorf – es gibt kaum jemanden im Rhein-Sieg-Kreis, der das in seinem Leben noch nicht getan hat. Es ist ein Nachmittag um den Jahreswechsel, viele Menschen nutzen die freien Tage und die Großzügigkeiten der Corona-Schutzverordnung. Aus den Boxen schallt „Wannabe“ von den Spice Girls, die Ausgelassenheit ist greifbar.

In der Schaltzentrale der Eishalle steht Betreiber Heinz-Peter Walterscheid. Von hier kann er Licht und Ton in der Halle bedienen. Er dreht an einem Regler am Mischpult, schon geht die Musik diesseits der Scheibe aus und man kann sich besser verstehen. „Es kommen Gäste von jung bis alt: Zwei bis drei Jahre alte Kinder, die gerade laufen können, und Omas, die hier ihre Runden drehen“, sagt er. „Pirouetten“, verbessert sein Kollege.

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Betreiber Heinz-Peter Walterscheid (rechts) ist Herr der Schaltzentrale.

Für Walterscheid sind die rund 300 Leute auf der Eisfläche nicht viel. „Normalerweise ist es so voll, dass man das Eis nicht mehr sehen kann“, sagt er. Mit „normalerweise“ meint er „vor Corona“. Dennoch ist der 61-jährige nicht unzufrieden. „Wir sind froh, dass wir überhaupt öffnen dürfen. Wir kommen über die Runden“, bekräftigt er.

Weihnachtsferien sind die Hauptsaison für Eishallen

Seine Gäste müssen geimpft oder genesen sein, abseits des Eises gilt Maskenpflicht. Mit dem Ordnungsamt stehe er in ständigem Austausch, sagt Walterscheid. Sorgen vor einer Ansteckung müsse niemand haben. „Die Klimaanlage fördert sowieso dauernd Frischluft hinein.“

Der Winter, insbesondere die Weihnachtsferien, sei Hauptsaison für Eishallen. „Am Wochenende kommen die Familien, unter der Woche die Schulklassen. Und jeden Samstag findet die Disco statt.“ Von November 2020 bis Mai 2021 habe er schließen müssen, so wie alle Freizeiteinrichtungen, berichtet Walterscheid. Im Juni startete der Vereinssport wieder, im Oktober begannen die Laufzeiten für das gewöhnliche Publikum. „Ohne Corona-Hilfen hätten wir nicht überlebt.“

Sanierung sorgte in Troisdorf für Ganzjahresbetrieb

Vor ein paar Jahren, schildert Walterscheid, habe er das Dach sanieren lassen, eine Photovoltaikanlage sorgt für Strom, außerdem ist es besser gedämmt, kein Tageslicht fällt mehr hinein. „So können wir die Halle das ganze Jahr über betreiben, das ist eigentlich eher unüblich, weil nicht jeder die notwendige Kältetechnik hat.“ Ein Thermometer neben dem Mischpult zeigt die Temperatur an: Im Freien ist es ungefähr doppelt so warm wie in der Halle.

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Eine Durchsage ertönt, binnen weniger Minuten verlassen die Menschen die Eisfläche. Aus den Katakomben der Halle kommt der „Eisbär“ gefahren, so nennen Walterscheid und sein Team die Eisfräsmaschine, die nun die Fläche für sich hat. Runde für Runde hobelt das Ungetüm, ausnahmsweise auf Rädern statt Kufen, die oberste Eisschicht ab und versprüht Wasser, das sofort gefriert und eine glatte, glänzende Eisfläche hinterlässt. Etwa 15 Minuten dauert die Prozedur, dann strömen die Gäste wieder hinein in den künstlichen Winter.

Unter ihnen – sie zählen zu den Neuankömmlingen – sind auch Moritz Heitmann (14) und seine Schwester Eva (11). Wie deren Freundin Milla Josefiak (11) kommen sie aus Bonn und wollen ihre Schlittschuhe ausprobieren – die gab es als Weihnachtsgeschenk. „Es ist super hier, wir waren zuvor nur auf der Eisfläche auf dem Heumarkt laufen, da waren die Schlittschuhe aber ausgeliehen“, sagen die Geschwister. Sie seien Stammgäste, ergänzen ihre Eltern Annegret und Stephan. „Wir sind jetzt das erste Mal seit zwei Jahren hier, und es ist so schön wie vorher“, finden sie. Mit der geltenden 2G-Regel fühlten sie sich sicher. „Wir haben das Eislaufen allerdings fast verlernt.“

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Kopfstand auf dem Eis: Sarah Fischer und Jolien Reichert (linkes Bild, rechts) gehören den „Ice Freestylern“ an.

Jolien Reichert (18) und Sarah Fischer (14) verbringen einen Großteil ihrer Freizeit in der Eishalle. Sie sind Teil der Ice Freestyler Troisdorf, eine Art Breakdance-Gruppe auf Schlittschuhen. Ihre Freunde sperren einen Kreis in der Mitte für die beiden ab, dann zeigen Jolien und Sarah einen Kopfstand auf dem Eis.

Öffnungszeiten

Die Eishalle in Troisdorf an der Uckendorfer Straße ist Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr geöffnet und nachmittags ab 14 Uhr für zwei bis drei Stunden. Samstags können Besucher zwischen 14.30 und 17.30 Uhr auf das Eis, von 19.30 bis 22 Uhr findet die Disco on Ice statt. Sonntags ist von 11.30 bis 17 Uhr geöffnet.

Die Saison geht noch bis Anfang April, Saisonkarten vom vergangenen Jahr sind weiterhin gültig. Schlittschuhe können gegen Gebühr entliehen werden. (mfu) 

„Für mich ist die Eishalle ein Rückzugsort, hier kann ich den Kopf frei kriegen. Wir gehen auch jede Woche in die Eisdisco“, sagt die 18-Jährige. „Ich kann hier Sport machen und meine Freunde treffen.“ Dann dreht sie sich um und gleitet durch den Strom der Eisprinzessinnen und -prinzen, die weiter Runde für Runde drehen, bis die abgeschabte Oberfläche von weißen Splittern bedeckt ist.