Zwei Hunde aus der Befreiungsaktion in Rath-Heumar werden jetzt in Troisdorf betreut.
Sorge im Tierheim Troisdorf„Wenn wir zwei Tiere in gute Hände abgeben, kommen drei neue“
Völlig verängstigt sitzen Anna und Elsa in ihren Boxen. Die Hündinnen ducken sich schnell und zittern am ganzen Körper vor Angst, auch wenn man sich ihnen ganz langsam nähert. 17 ausgewachsene Tiere und sieben Welpen wurden am 16. Januar in Rath-Heumar befreit. Die Hunde lebten in einer windschiefen Hütte voller Unrat, Plastikmüll und Pappkartons. „Die beiden müssen jetzt erst einmal Vertrauen zu Menschen gewinnen“, erklärt Udo Althoff.
Der stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereines Rhein-Sieg-Kreis ist Hundetrainer und hat inzwischen mit den beiden schon ein wenig Kontakt bekommen. „Eigentlich sind wir überfüllt, aber in diesem Notfall mussten wir einfach helfen, weil es allen Tierheim in der Region so geht“, so Vorsitzende Helga Berben über die Unterstützungsaktion.
Das Tierheim in Troisdorf ist überfüllt. 111 Katzen, 40 Hunde, 35 Kaninchen und zahlreiche Vögel warten dort darauf, dass sie vermittelt werden können. „Während der Corona-Zeit haben sich viele Menschen unbedacht Tiere angeschafft, jetzt stören sie“, so Berben über Gründe fürs heimliche Aussetzen und die Abgabe.
Kosten für den Tierarzt können sich viele Menschen im Rhein-Sieg-Kreis inzwischen nicht mehr leisten
Es gibt jedoch noch einen weiteren Grund. Viele Menschen könnten sich Tiere zurzeit einfach nicht mehr leisten. „Ein Hund kostet im Monat rund hundert Euro an Futter, dazu kommen noch die Tierarztkosten“, sagt Althoff. Eine Krankenversicherung für den Vierbeiner schlage mit rund 70 Euro zu Buche.
In Kleintierstation füttert Chantal Paus gerade Felix. Das zutrauliche Kaninchen gehört zur Rasse der Deutschen Riesen und ist acht Monate alt. Es wurde einfach ausgesetzt wie auch Frau Löffel, ein Löwenkopf-Kaninchen. Sie irrte in Sankt Augustin-Niederpleis am Zederweg hilflos umher und kam so ins Tierheim.
Kaninchen irrte in Sankt Augustin hilflos umher und kam so ins Tierheim nach Troisdorf
„Bei Kaninchen gibt es schon mal Entzündungen im Kiefer,“ berichtet Paus. Eine Operation koste rund 600 Euro. Für viele Halter sei dies einfach zu teuer. Zudem seien Kaninchen keine Streicheltiere. Wenn man sie von oben herab mit der Hand berühre, setze der Fluchtreflex ein, weil ein Beutegreifer befürchtet würde. So kämen dann unbedachte Corona-Anschaffungen ins Tierheim, weil sie für die Kinder zu scheu seien.
Im Katzenhaus spielt Christina Weyerts gerade mit einer Samtpfote. Sie besucht regelmäßig das Tierheim. „Scheue Katzen können so langsam an Menschen gewöhnt werden“, erklärt Daria Behrendt vom Tierheimteam die Aufgaben der ehrenamtlichen Katzenstreichlerin. „Im vorigen Jahr kamen ungewöhnlich viele Jungtiere“, so Daria Behrendt vom Katzenhaus.
Auch trächtige Katzen seien nachts einfach in einer Transportbox vor dem Tierheim abgestellt worden. Die Jungtiere seien in Troisdorf geboren worden. „Zum Glück hätten viele von ihnen frisch geimpft und gechipt schnell vermittelt werden können. Dennoch sind unsere Boxen inzwischen wieder voll belegt“, so Behrendt.
An der Pforte des Tierheimes in Troisdorf an der Siebengebirgsallee 107 klingelt Karin Krämer aus Sankt Augustin. Der Kofferraum ihres Wagens ist bis oben voll. „Unser Hund Kennie ist im Alter von 14 Jahren gestorben“, berichtet sie. Futter, Decken und viele andere Dinge des treuen Gefährten möchten sie jetzt spenden. Daniel Ceps vom Team des Tierheimes hilft ihr beim Ausladen. „Spenden sind noch immer wichtig für uns“, so Berben, die sich bei Krämer bedankt.
Die Vorsitzende des Tierschutzvereines blickt mit Sorgen in die Zukunft. „Es zeichnet sich nicht ab, dass die Anzahl der Abgabetiere abnimmt. Wenn wir zwei Tiere in gute Hände abgeben, kommen drei neue.“ Viele Menschen würden noch immer ohne Überlegung handeln. Wer ein Tier in den Haushalt hole, der übernehme auch eine Verantwortung. Das müsste sich jeder bewusst machen.