AboAbonnieren

Polizeieinsatz in KölnTierretter finden tote Welpen und 24 verwahrloste Hunde

Lesezeit 3 Minuten
Ein Hund in einem völlig verdreckten Wohnwagen

Diesen verwahrlosten Hund fanden holten die Retter aus einem völlig verdreckten Wohnwagen.

Den Rettern boten sich entsetzliche Anblicke. Polizei ermittelt wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.

Die Fotos sind nur schwer zu ertragen, ihr Anblick verstört: In einer windschiefen Hütte voller Unrat, Plastikmüll und Kartons sitzt ein verwahrloster, unterernährter und verängstigt wirkender Hund, das schwarze Fell verklebt. In einem ausrangierten Wohnwagen daneben hockt ein weiterer Hund, ebenfalls stark vernachlässigt und mit verfilztem Fell. Boden, Wände und Mobiliar des Wohnanhängers sind völlig verdreckt, voller Matsch und Kot. Die Fotos haben Mitarbeiter der Tierretung Köln-Porz am Sonntag aufgenommen.

Köln: Retter finden acht Kadaver von Hunden

Der Einsatz, den die Tierretter sowie Ordnungsamt, Polizei und Feuerwehr am Abend in Rath-Heumar bewältigt haben, verschlägt selbst hartgesottenen Tierschützern die Sprache: 17 ausgewachsene Hunde und sieben Welpen sowie fünf Hühner retteten die Einsatzkräfte nach einem Zeugenhinweis lebend von dem heruntergekommenen Gelände im Gewerbegebiet von Rath-Heumar. Die Feuerwehr leuchtete das Grundstück aus und öffnete die unbeheizten Fahrzeuge, in denen viele der Tiere eingesperrt waren. Auch Hinweise auf Pferde hätten sich ergeben, hieß es.

Daneben stießen die Einsatzkräfte dem Vernehmen nach auf sieben Kadaver von Hunden, darunter vier Welpen. Gegen die beiden mutmaßlichen Pächter oder Besitzer des Geländes leitete die Polizei Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ein. Die genauen Hintergründe sind noch unklar.

Alles zum Thema Feuerwehr Köln

Auf einer verschneiten, von einem Holzzaun umgebenen Wiese in Rath-Heumar stehen Baracken und ausrangierte Fahrzeuge.

Auf diesem Gelände in Rath-Heumar fanden Einsatzkräfte am Sonntag (14.01.2024) acht tote und 26 verwahrloste Hunde.

Die überlebenden Hunde wurden noch am Abend auf mehrere Tierheime verteilt, einige mussten umgehend ärztlich versorgt werden. „Bis die seelischen Wunden geheilt sind, wird es sicher länger dauern“, schreibt die Tierrettung Köln-Porz auf Facebook. Aber auch bei den menschlichen Helfern hat der Einsatz Spuren offenbar hinterlassen: „Ja, wir sind abgehärtet und sehen viel. Aber wenn man zur Sicherung von völlig verängstigten Hunden über bereits verendete Tiere steigen muss, geraten auch wir an unsere Grenzen“, schreibt der Verein weiter.

Köln: Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz

Der Weg zum Einsatzort führt mitten durchs Gewerbegebiet in Rath-Heumar, vorbei an Müllabladestationen, einem Schrotthandel und entlang der Autobahnen 3 und 59. Am Montagvormittag, zwölf Stunden nach dem Ende des Einsatzes von Stadt, Polizei und Feuerwehr, liegt die große, hügelige Wiese neben einem Baggerloch verlassen im Schneetreiben. Sie ist eingezäunt, an einigen Stellen ist der Holzzaun umgefallen und liegt im dornigen Gestrüpp. In der Mitte der Wiese stehen ein paar Autos ohne Kennzeichen, ein alter Pferdetransporter, Holzbaracken und am Rande zwei Container.

Ein Hund kauert in einer Holzbaracke zwischen Pappkartons und Müll.

Ein Hund kauert in einer Holzbaracke zwischen Pappkartons und Müll.

Das Tor zum Gelände ist geschlossen, eine Klingel gibt es nicht, auf Rufe reagiert niemand. Weiter hinten läuft ein einsamer Hund umher und traut sich nicht, näher zu kommen. Überall stinke es nach Kot und Verwesung, notierten Polizisten, die die Baracken und Fahrzeuge untersucht haben, am Sonntagabend in ihrem Protokoll. Der Pferdetransporter, ein Auto und zwei Hütten seien komplett voll mit Hunden gewesen.

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll es sich bei den Besitzern des Geländes um eine Frau (65) und einen Mann (72) handeln. Wie es heißt, soll zumindest die Frau bereits wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz justizbekannt sein. Angeblich seien bei ihr schon einmal Hundekadaver sichergestellt worden.

Wo sich die beiden am Montag aufhalten und wo sie wohnen, war nicht in Erfahrung zu bringen. „Ich habe die dieses Jahr noch nicht gesehen“, erzählt einer der wenigen Anlieger in dem Rather Gewerbegebiet. Seit „bestimmt zehn Jahren“ verkehrten die beiden auf diesem Gelände, hätten mitunter auch schon hier geschlafen oder gewohnt. Was sie mit den Tieren machen, wisse er nicht, sagt der Mann. Bis vor einiger Zeit hätten die beiden auch Pferde besessen.

Ebenfalls am Sonntag informierten Zeugen die Stadt darüber, dass ihnen auf einem Flohmarkt in Ossendorf Welpen der Rasse Shar-Pei angeboten worden seien. Der Ordnungsdienst stellte die unterkühlten Welpen sicher und ließ sie in ein Tierheim bringen. Der Verkäufer konnte sich nicht ausweisen, die Stadt prüft rechtliche Schritte. Nach ersten Erkenntnissen besteht keine Verbindung zwischen den Fällen in Ossendorf und Rath-Heumar.