Der Tierschutzverein Köln-Porz ist für sein Engagement vom Land NRW ausgezeichnet worden. Ein Besuch im „Pfötchenparadies“.
Tierschutzpreis des Landes NRWPorzerin pflegt 35 Hunde – „Kein Raum, in dem es keine Hunde gibt“
Das Bellen der Hunde übertönt alles. Sie sind im Esszimmer, in der Küche, im Bad, überall. Ein kleiner brauner Hund schleppt sich mühsam durch das Wohnzimmer, seine Hinterbeine sind gelähmt. Conny Buchholz ermahnt die Tiere, sich zu beruhigen, und wischt mit einem Putzlappen eine Pfütze vom Boden auf. Ein großer weißer Hund beobachtet das Geschehen unbeirrt aus einem Korb in der Ecke des Raums.
In Buchholz’ „Pfötchenparadies“ kümmert sich die 62-Jährige Tag für Tag um alte, kranke und traumatisierte Hunde. Das „Paradies“ ist ihre eigene Wohnung. „Es gibt keinen Raum, in dem es keine Hunde gibt. Ich lebe mit ihnen hier.“
Vor dem Ertrinken gerettet
Alecos ist 2009 der Erste, der Zuflucht bei ihr findet. Buchholz ist zu dieser Zeit noch als Ladendetektivin selbstständig. Sie nimmt zu Hause den Hund aus Griechenland auf. „Er sollte ertränkt werden, weil er eine Katze getötet hat. Dann hat man ihn ins Hafenbecken geworfen. Aber Tierschützer haben ihn gerettet und nach Deutschland gebracht.“ Alecos wird bis zu seinem Tod einige Jahre später bei Conny bleiben. Ihren Job gibt sie schon früher auf, „aus gesundheitlichen Gründen“, sagt sie, und ergänzt: „Ich bin auch zu oft gebissen worden – und mit verbundenen Händen lassen sich Ladendiebe schlecht festhalten.“
Aus einem Hund wurden viele. Mittlerweile ist ihr Haus ein Zuhause für 35 Tiere. Das „Pfötchenparadies“ ist die größte Pflegestelle des Tierschutzvereins Köln-Porz, der den Namenszusatz „Menschen für Tiere – Tiere für Menschen“ trägt. Diese Woche ist der Verein mit dem Tierschutzpreis des Landes Nordrhein-Westfalen geehrt worden. NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) zeichnete die Porzer für ihr „herausragendes Engagement im Tierschutz“ mit dem mit 7000 Euro dotierten zweiten Platz am Montag in Düsseldorf aus.
„Das ist riesig, wir freuen uns sehr“, sagt Conny Buchholz. „Es zeigt uns auch, dass das, was wir tun, richtig ist. Wir stehen auf der richtigen Seite in unserer Arbeit, sei es bei der Tierrettung oder in unserem Pfötchenparadies. Man hört viel davon, wie Tiere gequält werden, und sie brauchen unsere Hilfe.“
Conny zeigt auf einen ihrer Hunde, er liegt in einer Ecke: „Wie Benni dort, den habe ich auch seit fünf Jahren hier. Anfangs, wenn er Stimmen hörte, verschwand er. Am liebsten hätte er sich in ein Mauseloch verkrochen. Und jetzt lässt er sich mittlerweile auch von Fremden anfassen.“
Vom Blumenladen zum Tierschutzbüro
Der Tierschutzverein wird von einem kleinen ehemaligen Blumengeschäft in Porz-Grengel geleitet. Die ehemalige Blumenhändlerin Anita Cierzniak nahm früher ihre Hunde regelmäßig mit in den Laden. „Meine Kunden sahen, dass ich sehr tierlieb bin, und brachten mir dann Vögel, Igel oder Hunde. Eigentlich alles, was sie gefunden hatten“, erinnert sich Cierzniak.
Schon bald kümmerte sie sich im Laden um so viele Tiere, dass sie mehr mit Tierschutz als mit Blumen beschäftigt war. „Und ich habe auch immer die Tierarztkosten bezahlt. Dann habe ich gesagt: So geht es nicht, und so haben wir im Jahr 1995 einen Verein gegründet.“
„Wir gründeten ihn damals mit einem Grundkapital von 50 D-Mark. Das war damals auch nicht viel, aber wir waren stolz darauf. Und dann begannen die Kunden zu verstehen, warum wir eine Spardose auf dem Ladentisch haben“, erinnert sich die 79-Jährige an steigende Spendeneinnahmen.
203 Hunde und 43 Katzen vermittelt
Seitdem wächst der Verein von Jahr zu Jahr. Er umfasst Conny Buchholz’ Hundeheim, ein Katzenheim, ein Hospiz und einen Tierrettungsdienst. Zusätzlich unterstützt der Verein Futterstellen für freilebende Katzen und arbeitet an einem Taubenschlag für Stadttauben. Im Jahr 2022 wurden 203 Hunde, 43 Katzen und 42 Kaninchen vermittelt und zwischen 500 und 600 Tieren gerettet. Der gesamte Betrieb wird von ehrenamtlichen Helfern in Cierzniaks altem, beengtem Blumenstübchen geführt.
Mit dem Wachstum steigen auch die Kosten. „Im letzten Jahr betrugen die Tierarztkosten 174.000 Euro“, berichtet Antje Sommer (57), die für die Tierambulanz verantwortlich ist. „Diese Summe haben wir in diesem Jahr bereits Mitte des Jahres erreicht.“
Obwohl sich die Arbeit auf Tiere konzentriert, sei sie auch sehr menschlich, erzählt Sommer. „Man sieht viel menschliches Leid, wenn wir in Haushalte gehen. Wir haben viel mit Verwahrlosung und psychischen Erkrankungen zu tun. In der Regel können sich Menschen nicht mehr um sich selbst kümmern, und ihre Tiere leiden.“
Zuletzt erlebte Sommer bei einem Hausbesuch eine „sehr skurrile Geschichte“. „Als wir dort waren, erzählte uns die Dame von ihrem verstorbenen Hund. Dann sagte sie: ‚Der ist noch hier’, und zeigte auf ihren Kühlschrank“, sagt Sommer. „Diese Frau bewahrte ihren toten Rottweiler im Kühlschrank auf. Das ist in dem Viertel, in dem ich wohne, und wenn ich die Dame sehe, weiß ich: Sie ist krank. Aber mehr als eine Meldung an die Behörden können und sollten wir nicht tun.“
Im „Pfötchenparadies“ geht Conny Buchholz in ihren Garten. Sie schaut nach einigen ängstlichen Hunden, denen es drinnen zu voll ist. Draußen haben sie ihre Ruhe und in Gänsen und einem Pferd finden sie Gesellschaft. „Einigen Tieren geht es nach einer Weile besser, und wir finden für sie ein neues Zuhause“, sagt Buchholz. „Andere dürfen ihr Leben bei mir verbringen.“