Rund 850.000 Euro zweigte ein Banker aus Troisdorf von diversen Konten ab. Jetzt wurde er am Bonner Landgericht verurteilt.
GerichtsurteilWie ein Troisdorfer innerhalb von zehn Tagen vom Banker zum Betrüger wurde
Innerhalb von zehn Tagen hat ein Bankangestellter im Frühjahr 2018 seine berufliche Karriere „an die Wand gefahren“, denn in den anderthalb Wochen wurde aus dem unbescholtenen Banker ein Betrüger. Auf diese griffige Kurzformel brachte Marc Eumann, Vorsitzender Richter der 10. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts, den Lebenslauf des 31-Jährigen, der seinem Arbeitgeber 849.000 Euro hinterzog.
Dafür wurde er wegen Betruges in 13 Fällen zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Drei Jahre lang muss sich der Angeklagte gut führen und 200 Sozialstunden leisten.
Familie des Bankers soll Gewalt angedroht worden sein
Er hatte gestanden, im Frühling 2018 von zwei Brüdern und einem weiteren Bekannten, die angeblich Unbekannten Geld schuldeten, zu den Taten angestiftet worden zu sein. Ihm und seiner Familie sei Gewalt angedroht worden, falls er sich weigere.
Das Gericht nahm ihm diese Einlassung ab, zumal die drei Männer nicht als glaubwürdige Zeugen erschienen. Das Gericht hatte sie – im Gegensatz zur Staatsanwaltschaft – aufgespürt und vernommen. Mittlerweile wird gegen sie ermittelt.
Der Angeklagte überwies auf die ihm genannten Konten zweier Firmen in Moers und Köln Geld von Privatkonten, auf denen lange nichts mehr bewegt worden war. Die dafür notwendige zweite Unterschrift eines Kollegen besorgte er sich mit dem Argument, der Transfer gehe in Ordnung. Oder er loggte sich in den Computer eines ihm unterstehenden Auszubildenden ein und tätigte von dort die Überweisung.
Troisdorfer Banker hob hohe Bargeldsummen von Konten ab
Nachdem der Betrug aufgeflogen war, gelang es der Bank, 442.000 Euro in Moers zurückzuholen, das Geld von dem Kölner Konto war schon abgehoben worden.
Im zweiten Tatkomplex sollen die Hintermänner dem Banker befohlen haben, Bargeld zwischen 20.000 und 63.000 Euro von bestimmten, ihm per Telefon genannten Konten abzuheben und die Scheine einem Boten in seinem Beratungszimmer oder an der Hintertür der Filiale auszuhändigen.
Troisdorfer verdiente keinen Cent an den Deals
So wanderten 213.000 Euro von Hand zu Hand. Diese Summe muss der Troisdorfer, der selbst keinen Cent bei den Deals verdient hat, zurückzahlen.
Nach der Anzeige seines Arbeitgebers tauchte er bei seiner Mutter in deren Wohnung in Troisdorf unter, wo er vier Jahre lang trotz einer Fahndung des Landeskriminalamts nicht entdeckt wurde. Erst als er im Sommer 2022 einen Ausflug nach Köln unternahm, wurde er auf den Ringen von ehemaligen Kollegen erkannt und danach festgenommen.