Von Schrotträdern bis zu intakten Fahrrädern: Bei der Versteigerung konnten sie mit 1 bis 170 Euro erworben werden.
Fahrräder bis SchmuckBei der Versteigerung von Fundsachen in Troisdorf gibt es viele Schnäppchen
Für neun Euro hat Norbert Bardener das defekte Zündapp-Fahrrad ersteigert. „Eigentlich brauche ich nur den Sattel“, berichtet er. Sein alter sei durchgesessen, ein „Neuer in dieser Qualität“ deutlich teurer.
Und auch sein zweiter Plan ist voll aufgegangen. „Ich bin mit dem Fahrrad auf dem Dachgepäckträger meines Autos gedankenversunken in eine Tiefgarage gefahren. Plötzlich krachte es laut, weil ich die Höhe der Decke nicht beachtet hatte“. Die Gabel war total verbogen. Für sechs Euro konnte er bei den als Schrott markierten Vehikeln ein Kettlerfahrrad als Ersatzteillieferant ersteigern. Zwei Räder für zusammen 15 Euro nimmt er jetzt mit nach Hause.
Das erste Mal nach der Pandemie fand wieder die öffentliche Versteigerung von Fundsachen aus dem Bereich der Stadt Troisdorf statt. In vier Jahren hatte sich allerhand angesammelt. „Es ist erstaunlich, was alles so abgegeben wird“, sagt Jasmin Humbach. Die 24-Jährige ist seit einem Jahr die Leiterin des städtischen Fundbüros im Rathaus. Sie sitzt mit ihrer Kollegin Jana Esser am Protokolltisch.
Unterstützung bekommt sie von drei weiteren Mitarbeitenden des Bürgeramtes. Dazu gehört auch Sandra Bader. Sie ruft die einzelnen Positionen auf, während die Mitarbeiterinnen des Fundbüros genau Buch führen. Bader kennt sich auf der Bühne aus. „Ich war vor Jahren Mariechen bei der Stadtgarde Troisdorf“, erzählt sie über ihre Erfahrungen vor Publikum.
Als Erstes wird drahtloser JBL-Lautsprecher für 20 Euro aufgerufen. „Ich biete 5 fünf Euro“, ruft ein Mann. Das ist zu wenig. Es kommen keine weiteren Gebote. Der Lautsprecher wird wieder eingepackt. Ein echtes Pandora-Armband geht für 30 Euro weg, eine Münzsammlung bringt 25 Euro, eine Wellensteyn Herrenjacke in Größe M mit leichten Flecken findet für 45 Euro einen neuen Besitzer. Ein Goldring 0,15 Karat wird für 150 Euro ersteigert. Der Deuter-Rucksack geht wieder für 25 Euro auf Wanderschaft.
Dann kommt die Auktionatorin zu den Rädern. Die konnte man sich vorher in aller Ruhe anschauen, nach Lust und Laune alles prüfen. Für 15 Euro wird ein fast intaktes Zündapp-Herrenrad ersteigert. Dann ruft Bader ein Cube-Herrenrad in anthrazit auf. Schnell liegt der Preis bei 85 Euro. Ein defektes Damen-E-Bike bringt 170 Euro.
„Das Problem ist, dass man kein Ladegerät hat, die sind teuer“, so ein Mitsteigerer, der bei 100 Euro nicht mehr seine Hand hob. Dann geht es Schlag auf Schlag, mal für 15 Euro, mal für 50 oder 70 Euro gehen die Räder weg.
Bei den Schrotträdern liegt das Startgebot bei einem Euro. Kundige Bastler haben sich schon umgeschaut und möchten aus mehreren Objekten ein neues Rad zusammenbauen. Ein Bastler schweißt sogar Liegeräder aus alten Rahmen zusammen.
Robert Wiesner hat ganz andere Sachen im Blick. Er sammelt Oldtimerfahrräder. Sein ältestes ist aus dem Jahr 1897. Diesmal ist er auf der Suche nach brauchbaren Ersatzteilen. „Ich habe schon einige Reparaturaufträge aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis“, verrät er schmunzelnd. Die würde er als Hobby natürlich ehrenamtlich erledigen.
Als nach einer Stunde alles vorbei ist, sind nur wenige echte Schrotträder nicht versteigert worden. Sie landen jetzt in der Verwertung. Am Ausgabetisch hat sich eine lange Schlange gebildet. Die ersteigerten Wertsachen und Räder können dort gegen Zahlung des Auktionspreises abgeholt werden. Ausgehändigt wird ein Dokument, das einen als rechtmäßigen Besitzer der Fundsache ausweist. Das ist wichtig, sollte irgendwann einmal einer sein altes Fahrrad wiedererkennen. Das kann er dann nämlich nicht mehr zurückfordern.