Der Vater der jungen Frau, in deren Wohnung das Feuer ausbrach, und der Chef ihrer Mutter haben Hilfs- und Spendenaktionen ins Leben gerufen.
Brand in TroisdorfFamilie mit Baby steht nach Feuer vor dem Nichts – Riesige Hilfsbereitschaft
Marcel Weiß erinnert sich noch gut an jenen Freitagvormittag, den 6. September. „Ich erhielt einen Anruf von meinem hoffentlich zukünftigen Schwiegersohn“, erzählt er im Gespräch mit dieser Zeitung.
„‚Es hat gebrannt, es hat gebrannt‘, sagte er, und Kim sei auf dem Weg ins Krankenhaus.“ Kurz darauf konnte er mit seiner Tochter sprechen. Ihre Wohnung am Theodor-Heuss-Ring in Troisdorf war ausgebrannt.
Brand in Troisdorf: Die Bewohnerin hörte plötzlich komische Geräusche
„Sie hat nur geweint bei unserem ersten Gespräch“, berichtet der gestandene Handwerker mit eigenem Hausmeister-Service, „das war auch für mich sehr emotional, da war ich den Tränen nahe. “ Erst allmählich konnte die 24-Jährige die Situation beschreiben. „Sie hat morgens Marcella gewickelt, ihre fünf Monate alte Tochter“, so Weiß, „plötzlich hat sie komische Geräusche gehört und einen komischen Geruch wahrgenommen. ‚Hier brennt's‘, ist ihr dann plötzlich klar geworden.“
Sie habe noch versucht, die Flammen im Wohnzimmer zu löschen. Doch der Brand entwickelte sich rasend schnell. „Sie ist zurück ins Schlafzimmer und hat die Kleine geholt. Da war im Flur schon dichter Rauch.“ Mit ihrem Kind rannte sie durch den Qualm ins Freie und rief um Hilfe, alarmierte die Feuerwehr. Dort gab sie das Baby jemand anderem und sank zusammen. „Sie hatte die totale Panik, bei der rasanten Brandentwicklung.“
Mutter und Säugling kamen in ein Krankenhaus, zur weiteren Behandlung wegen des Verdachts auf eine Rauchgasvergiftung. Glücklicherweise blieben alle, auch die Bewohner der anderen Wohnungen, unverletzt. Doch sie stehen nun vor dem Nichts. Sie konnten nicht mehr mit nach draußen nehmen als das, was sie am Leibe trugen.
Viele Gespräche hat der Papa mit seiner Tochter geführt. „Sie ist in einer besonderen Situation, so kurz nach der Geburt“, beschreibt er die Gemütslage von Kim. „Es ist alles weg: Glückwunschkarten, Geschenke, das Armbändchen aus dem Krankenhaus, das gerade neu eingerichtete Kinderzimmer.“ Die Bilder aus dem Wohnungsinneren zeigen das Ausmaß der Zerstörung.
„Ich war tief geschockt, als ich die ersten Bilder gesehen habe“, meint Weiß. „Ich war nur froh, dass es tagsüber passiert ist.“ In der Nacht, so glaubt er, wäre der Brand später entdeckt worden und möglicherweise wären dann Menschen zu Schaden gekommen.
Die Brandursache wird sich wohl nicht mehr feststellen lassen, sagt Stefan Birk, Pressesprecher der Kreispolizei. Der Brandermittler hat das Haus begangen. „Es hat im Wohnbereich begonnen“, bestätigt er die Aussagen von Kim. „Es gibt keine Hinweise auf eine Straftat“, ergänzt er. Nach ersten Schätzungen der Polizei beläuft sich der Schaden auf mehrere hunderttausend Euro.
Vater Weiß hat sehr schnell einen Spendenaufruf gestartet
„Kim ist eine junge Mama, total glücklich, und plötzlich steht sie vor dem Nichts.“ Weiß hat sehr schnell einen Spendenaufruf gestartet. Zunächst über die sozialen Medien, später über die Spendenplattform Gofund.me. „Ich engagiere mich hier in Kelkheim, war im Ahrtal, habe eine Solidaritätsveranstaltung für die Ukraine mitorganisiert“, erzählt er.„ Jetzt brauche ich Eure Hilfe.“
„Was dann kam, hat mich überrascht und emotional geflasht.“ Weiß ist einer, der stets das Positive sehen kann: Seine Kunden brachten Kuverts mit Geld vorbei, Handwerkerkollegen boten ihre Dienste an. „Die Hilfsbereitschaft hat mich extrem aus den Socken gehauen..“ Die ganze Familie packt mit an, alte Schulfreunde aus Köln stehen bereit. Derzeit lebt die junge Familie im Jugendzimmer des „hoffentlich zukünftigen Schwiegersohn“ Dario.
„Der ist sehr gefasst, meiner Tochter geht es schlecht“, schildert Marcel Weiß. Er kann das gut verstehen. „Sie hat gekämpft wie eine Löwin, ist mit der Kleinen durch den Rauch.“ Heilfroh sei sie, dass den anderen nichts passiert ist. Marcella übrigens hätte schon jetzt viel zu erzählen. Bis zur Geburt war eigentlich klar, dass sie ein Junge wird. Erst nach der Entbindung stellte sich heraus, dass sie ein Mädchen ist. Und mit fünf Monaten ist sie schon obdachlos.
Vater Weiß ist nicht der Einzige, der Hilfe für die Familie organisiert. Sven König, ebenfalls Chef eines Hausmeisterservices, ist auch Chef von Kims Mutter. Er bekam mit, dass sie am Freitag den Anruf erhielt, dass es bei ihrer Tochter einen schlimmen Brand gegeben habe. Karnevalistisch angehaucht, wie er ist, machte er sich sofort auf und mobilisierte seine Kontakte über die sozialen Medien.
Er startete eine Spendensammlung und stellte eines seiner Lager zur Verfügung. Binnen kürzester Zeit kamen Kleidung, in Kinderzimmer, ein Wohnzimmer zusammen. „Am Montag hatten wir schon einen Hausstand zusammen“, betont König. Noch hat die Familie keine neue Wohnung, „aber wenn sie da ist, kann ich sie schnell einrichten.“ Und natürlich gibt es da noch Manu Gardeweg mit ihrem Verein „Lohmar hilft“, die Spezialistin ist für die Hilfe für Brandopfer.