Weidenkörbe statt PlastikwannenFischer schützen mit altem Handwerk die Umwelt
Troisdorf – „Plastikmüll kannten wir früher nicht“, sagt Helmut Schell. „Die Körbe, die mein Vater geflochten hat, waren aus regionalen Weiden. Wenn sie irgendwann nach Jahren kaputt gegangen sind, haben sie die Umwelt nicht belastet.“ Wie diese Technik des Korbflechtens funktioniert, demonstriert er bei diesem Fest der Fischerei-Bruderschaft zu Bergheim am Sonntag.
Schell erinnert sich noch an die Zeit nach dem Krieg. „Mein Vater Johann hat das Handwerk von seinem Vater Christian übernommen“, berichtet er. Der Urgroßvater sei noch ein Berufsfischer an Sieg und Rhein gewesen. Der Vater habe mit dem Fang aber nicht mehr die Familie ernähren können.
Besuch im Aalschokker
Allerdings sei die Korbflechterei ein erträgliches Nebengeschäft gewesen. „Wir haben für eine Bonner Farbenfabrik Transportkörbe für große Glasflaschen geflochten, dazu kamen die Aufträge der Bauern für den Kartoffeltransport“, berichtet Schell. „Waschkörbe für die Hausfrauen waren aus Weidenstöcken ohne Rinde, das war hygienischer, denn auf dem nackten Holz konnten sich keine kleinen Insekten verstecken.“
Der letzte Fischer vom Discholl fängt heute weniger
Zander, Aale und Karpfen – die gehen regelmäßig in die Reusen oder Stellnetze von Paul Heinz Mertens. Der 62-Jährige ist der letzte Bruder der Fischerschaft, der noch regelmäßig im Discholl auf Fang geht. „Ich hatte vor kurzem sogar einen Wels gefangen, der war über einen Meter lang.“
Die Fischerei übt er nicht hauptberuflich aus. Stellnetze und Reusen müssten täglich kontrolliert werden, damit die Tiere, die dort gefangen werden nicht verenden. Das sei sehr zeitintensiv, deswegen gehe er „nicht mehr so oft wie früher raus“.
Nicht nur Fische zieht er aus dem Wasser, auch Schildkröten, Bisamratten und Nutrias. Die setzt er wieder aus. „Früher war wesentlich mehr in den Netzen“, erinnert er sich. Sechs Kilo Aale seien seinerzeit nicht ungewöhnlich gewesen. „Heute schlängeln sich oft nur zwei Tiere im Fang.“ (vr)
Beim Fest der Bruderschaft kann außerdem erstmals der frisch restaurierte historische Aalschokker Maria Theresia besichtigt werden, dessen Kajüte nun auch Teil des Museums ist. Ursprünglich als Frachtschiff 1894 in den Niederlanden gebaut, kaufte es die Bergheimer Familie Mertens 1941, um es zum Aalschokker umzubauen. Bis in die 60er Jahre hinein war das 20 Tonnen schwere Schiff noch in Betrieb. 1982 schenkten die letzten Besitzer Peter Mertens und dessen Neffen Peter, Paul und Mathias die Maria Theresia der Fischereibruderschaft.
450 Mitglieder in neun Fischerstämmen
Markus Engels führt die Besucher herum, steigt mit ihnen vorsichtig in den engen Innenraum des Schiffes hinab. Engels Sohn Tobias ist auch mit an Bord. Mit 16 Jahren wurde er Mitglied der Bruderschaft. Nur männliche Nachkommen werden aufgenommen. Deshalb gibt es von den ehemals 14 Fischerstämmen heute nur noch neun; immerhin 450 Mitglieder.
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An Land räuchert Dominik Boss in einem Fass frische Regenbogenforellen. „Die können wir hier im Discholl nicht mehr fangen“, berichtet er, weshalb die Forellen gekauft sind. Das Holz zum Räuchern schlägt er in kleine Scheite. „Die Fische müssen mindestens eine Stunde im warmen Rauch hängen, sonst ist das Fleisch innen noch zu matschig.“ Für drei Euro ist eine Forelle noch heiß zu erwerben.
Isabell Totti hat Glück gehabt und eine ergattert. Sie ist mit ihren Kindern und jungen Gästen aus Mainz beim Fest. „Das Fischereimuseum ist eine echte Attraktion in der Region. Das kann man gut dem Besuch zeigen.“