Der historische Aalschokker der Fischereibruderschaft in Bergheim wurde aufwendig restauriert.
Das Schiff soll in den kommenden Monaten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Die Restauration erfordert viel Fingerspitzengefühl – einige Dinge wurden streng überwacht.
Troisdorf – Grau, rau, abgegriffen und rissig ist das alte Holz der Pinne, seit mehr als 100 Jahren war es Wind und Wetter ausgesetzt. Auf dem Rhein und später im Sieg-Altarm Diescholls, wo das dazugehörige Schiff, der alte Aalschokker Maria Theresia, der ganze Stolz der Bergheimer Fischereibruderschaft ist. „Die Pinne durfte nicht verändert werden“, sagt Fischerbruder Erich Engels und fährt mit der Hand über die grobe Maserung. „Die ist historisch.“
Für die Fischerbrüder und die Maria Theresia geht in diesen Tagen eine bewegte Zeit zu Ende. Im März konnte das Schiff aus dem Mondorfer Jachthafen wieder an seinen gewohnten Ankerplatz gebracht werden, nachdem es aufwendig restauriert wurde. Masten und Bäume für das große Netz wurden erneuert, alte, verrostete Winden wieder gängig gemacht, außerdem hat das Schiff jetzt eine Reling.
Geschenk der Erben
Als Frachtschiff wurde die Maria Theresia 1894 in den Niederlanden gebaut, wo es die Bergheimer Familie Mertens 1941 kaufte, um es zum Aalschokker umzubauen. Bis in die 60er Jahre hinein war das 20 Tonnen schwere Schiff in Betrieb, dann machten Wasserverschmutzung und andere Umwelteinflüsse das Geschäft unlukrativ.
1982 schenkten die letzten Besitzer Peter Mertens und dessen Neffen Peter, Paul und Mathias die Maria Theresia der Fischereibruderschaft Bergheim.
Denkmalförderungsmittel flossen 1986 für eine Restaurierung werden. Seit 1991 ziert eine Denkmalplakette das Schiff.
Die Stadt Troisdorf führt den Aalschocker als „bewegliches Denkmal“ mit der Nummer 1 in ihrer Denkmalliste.
Die große, gemütliche Kajüte bekam eine neuen Boden, neue Tische und Informationstafeln zur Geschichte des Schiffs sowie zum Fischfang, der früher den Lebensunterhalt vieler Bergheimer Familien sicherte. In drei Schichten wurde der Rumpf neu gestrichen.
50 000 Euro Gesamtkosten für Restaurierung
Auf 50 000 Euro summieren sich dem Ersten Brudermeister Günter Engels zufolge die Gesamtkosten für die Generalüberholung, was nur dank zahlreicher Unterstützer möglich wurde: Die Lux-Werft, die Zimmerei Thomas Mandt und die Schreinerei Mondorf arbeiteten zu „Freundschaftspreisen“, die Firma Elektro Günter Schmidt sorgte dafür, dass jetzt auch Strom auf dem Schiff liegt.
Kreissparkasse Köln und VR-Bank Rhein-Sieg halfen, allein 26 000 Euro kamen von der NRW-Stiftung und 15 000 Euro vom Heimat- und Geschichtsverein Troisdorf. „800 Stunden ehrenamtliche Arbeit stecken da drin“, betont Günter Engels, „ich habe das aufgelistet.“
Die Maria Theresia hatte schon 1986 , kurz vor der Feier zum 1000-jährigen Bestehen der Bruderschaft, eine große Sanierung hinter sich gebracht. Damals wurde der Rumpf komplett überarbeitet, den Fischerbruder und Siegfährmann Mathias Mertens (gestorben 2015) vor dem Sinken bewahrt hatte, indem er Beton zwischen die Spanten gießen ließ. Jetzt musste man Engels zufolge vor allem dem Rost zu Leine rücken, und auch der morsche Mast bereitete Arbeit. Die alten Biertische wurden gegen festmontierte Möbel getauscht, ein alter, fleckiger Teppich wurde entsorgt. Die Stühle stammen aus Engels Esszimmer.
Ende 2017 wurde der Beschluss gefasst, das Schiff zu restaurieren, in der Kajüte einen neuen Museumsraum zu schaffen und die nötigen Mittel bei der NRW-Stiftung zu beantragen. Als dann noch in der Woche vor Weihnachten Hochwasser gemeldet wurde, konnte der Aalschokker die Reise zur Lux-Werft antreten: Bei niedrigem Pegel ist die Fahrt wegen einer Fußgängerfurt in der Siegmündung nicht möglich. Nach den Arbeiten auf der Werft war der Rückweg zunächst versperrt, doch das Schiff konnte im Jachthafen auf das nächste Hochwasser warten – ein Jahr lang. Am 6. März dieses Jahres war es dann soweit, die besagte Brücke versank in den Fluten.
Heckanker steckte im Morast
Aber der Heckanker des Schiffs war beim besten Willen nicht zu heben. „Da hatten wir selbst mit vier Mann keine Chance“, erzählt Engels. So tief habe der Anker im Morast gesteckt. „Auf dem ganz kleinen Dienstweg“ habe das Wasserschifffahrtsamt geholfen und ein Kranschiff geschickt.
„Am nächsten Tag wäre es schon wieder zu spät gewesen.“ Auf dem neuen Fernseher in der Kajüte kann Engels ein Video von der Überführung zeigen: Mit einer Drohne ließen die Fischerbrüder filmen, wie ein starkes Motorboot der Lux-Werft den Aalschokker behutsam die Siegmündung hinaufschiebt.
Überlegt wird derzeit noch, wie das Schiff der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. „Das ist nicht so ganz einfach, sagt der Vorsitzende des Museumsfördervereins, Dirk Ortmann. Komme etwa eine Schulklasse zu Besuch, müsse bei der Überfahrt per Ruderboot eine Rettungsschwimmer an Bord sein.
„Das muss man abklären.“ Zum Fischerfest am 29. September sind aber Besichtigungen im Programm. Engels geht davon aus, dass in den 30er und 40er Jahren mehr als ein Dutzend Aalschokker zwischen Beuel und Niederkassel im Einsatz waren, der Fang war in der Kölner Gastronomie beliebt. Ausgestopft wurden die Fische wohl selten: Für den neuen Ausstellungsraum sucht der Erste Brudermeister noch nach einem präparierten Aal als Exponat.