Die Gemeinde Dahlem erstellt erstmals ein Baumkataster. Dafür wird jedes einzelne Exemplar begutachtet. Auch nach Stürmen sind Prüfungen fällig.
Kataster wird erstelltMarco Dalboth ist in der Gemeinde Dahlem der Herr der 5000 Bäume

An den Stümpfen der Weiden am Kyllufer in Kronenburgerhütte hockt Marco Dalboth, Baumkontrolleur der Gemeinde Dahlem. „Das war nötig“, sagt er über die Fällung.
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In der Gemeinde Dahlem hat eine Kartierung der Bäume entlang öffentlicher Flächen wie Parkplätzen, Brücken oder Straßen in den Orten begonnen. Um die 5000 Bäume werden auf ihre Verkehrswegesicherheit begutachtet.
Für sonniges Frühlingswetter ist Marco Dalboth in diesen Tagen durchaus dankbar. Denn Dalboth ist von morgens bis abends an der frischen Luft – das gehört zu seinem Job. Der zertifizierte Baumkontrolleur und amtlich anerkannte Sachkundige für dendrologische Baubegleitung und Artenschutz bei der Gemeinde Dahlem soll zählen und begutachten: Sind die Bäume zum Beispiel an Parkplätzen, an Brücken, oder auch am Straßenrand standfest und bruchsicher? Ist ihre Verkehrssicherheit gegeben?
3000 bis 5000 Bäume in der Gemeinde Dahlem werden begutachtet
3000 bis 5000 Bäume wird Dalboth so noch bis ins nächste Jahr hinein begutachten. Auch in Kronenburgerhütte, wo die Entnahme von drei Weiden und ein – üblicher – Verjüngungsschnitt von Haselnuss- und Baumhaselsträuchern zwischen den beiden Kyllbrücken jüngst für einige Diskussionen sorgte. Dalboth war bei den auch aus seiner Sicht nötigen Arbeiten vor Ort und bestätigt die ordnungsgemäße Durchführung durch einen Fachbetrieb.
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Eher trostlos wirkt derzeit das Kyllufer an der alten Brücke bei der kleinen Brigidakapelle.
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In diesem Fall ging es um die in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde erfolgte Verkehrssicherung als Vorsorgemaßnahme vor Hochwasser. Dies ist ein Teil der Gewässerunterhaltungspflicht, die ebenfalls bei der Gemeinde liegt. „Bei den Weiden war es so, dass eine schon auf die zur Uferbefestigung aufgebrachten Steine drückte“, so Dalboth. Kritisch waren auch die Standorte der beiden anderen Weiden. Weitere Pflegearbeiten entlang der Kyll bis hin zum Tosbecken unterhalb der Staumauer des Kronenburger Sees sollen im Herbst nach Ende der Vogelschutzzeit erfolgen.
Für den Dahlemer Baumsachverständigen ist das zwar nur ein kleiner Teil seiner Arbeit, aber eben einer, der bei Anwohnern für Fragen gesorgt hat. Eine Anliegerin, der eine kleine Schafweide am Kyllufer neben der Brigidakapelle gehört, fürchtete nach dem Fällen von zwei der drei Weiden um den sommerlichen Schattenschutz für ihre Tiere. Sie soll nun als Entschädigung auf Kosten der Gemeinde Ersatzbäume auf ihrer Wiese gepflanzt bekommen – natürlich klimawandelstabile Arten.
Die Verkehrssicherheit und der Artenschutz werden betrachtet
In einem anderen Fall, wenige Meter bachaufwärts, blieb eine alte Erle in eigentlich kritischer Nähe zum Fließgewässer stehen, sie wurde nur gekürzt. „Die ist über die Jahrzehnte mit der Schutzmauer eines Privatgrundstückes dahinter verwachsen. Würden wir sie fällen, würde wohl die ganz Mauer umkippen“, so Dalboth. Er hat den Baum zudem auf mögliche Hohlräume als Nist- und Brutplätze für Wildvögel untersucht. Der Artenschutz geht mit den Fragen der Verkehrssicherheit der Bäume immer einher.
Dazu gehört auch die Begutachtung auf mögliche Erkrankungen der Bäume. Druckzwiesel, die mit dem Wachsen der Bäume nach der Stammteilung entstehen können, gefährden die Standsicherheit ebenso, wie Pilzerkrankungen sie schwächen. Die derzeit in den Eifelwäldern gängigen Erkrankungen, etwa das Eschentriebsterben, kommen auch bei den Dahlemer Bäumen am Straßenrand vor.
Auch nach jedem Sturm werden die Bäume kontrolliert
Schutzmaßnahmen kann Dalboth anordnen. Das können etwa die Einkürzung der Spitze einer großem Esche an der Einmündung Neuer Weg/B421 in Kronenburgerhütte sein, oder umfangende Schutzseile um starke Äste einer alten Linde unmittelbar an der Kyllbrücke am Neuen Weg, deren Abbruch zu Gefahren führen würde.
Das alles hört sich, mit Blick auf die etwa 5000 Bäume, die der Experte zu begutachten und zu zählen hat, nach einer Sisyphusarbeit an. Am Ende aber wird das erste Baumkataster der Gemeinde Dahlem stehen und jeder Baum eine Nummer haben. Die altehrwürdige Gerichtslinde vor dem Schmidtheimer Schloss verdient die Nummer 1. Alle so registrierten Laub- oder Nadelträger im öffentlichen Raum gehen danach in die Regelpflege. Nach jedem Sturm aber muss Marco Dalboth erneut vor Ort sein und mögliche Schäden oder Gefahren beurteilen.
Dalboth macht sich unterdessen weiter an die Prüfarbeit. Zwischen den traurigen Stümpfen der beiden Weiden an der alten Kyllbrücke blühen gerade kleine Gruppen von Wildnarzissen in der Frühlingssonne. Daneben werden die gestutzten Haselnusssträucher bald wieder austreiben, davon ist Dalboth überzeugt: „Das dauert nicht lange, dann sind sie schon wieder einen Meter hoch.“
Maßnahmen bei Stickungen
Gefahr bei einem nächsten Hochwasser besteht möglicherweise auch bei den Stickungen an einem der beiden Durchflüsse der alten Kyllbrücke in Kronenburgerhütte unweit der kleinen Kapelle. „Da müssen wir ran, das ist klar“, so Erwin Bungartz, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, nach dem Bericht in dieser Zeitung.
In Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde bei der Kreisverwaltung werde man die Örtlichkeit begutachten und über Maßnahmen entscheiden – falls es erforderlich ist etwa das Abbaggern des Schwemmgutes unter dem Brückenbogen. So soll der ungehinderte Durchfluss der Kyll wiederhergestellt werden.