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Saisonstart am LehrbienenstandTroisdorfer Imker informieren im Waldpark über „sanftmütige Bienen“

Lesezeit 5 Minuten
Der Imkerverein Troisdorf unterhält im Waldpark seit 1980 einen Lehrbienenstand. Thomas Rosenau ist der Vorskitzende seit 2012

Der Imkerverein Troisdorf unterhält im Waldpark seit 1980 einen Lehrbienenstand. Thomas Rosenau ist der Vorskitzende seit 2012

Die Vereinsmitglieder haben das 1980 eröffnete Haus gründlich saniert. 

Rinder und Schweine liegen vorn. Auf Platz drei aber in der Rangliste der bedeutendsten Nutztiere folgen schon die Bienen. Dabei, so weiß der Altenrather Imker Thomas Rosenau, geht es viel weniger um den Honig als vielmehr um die Bestäubung. Das sei der „Anfang einer Nahrungskette“ und längst nicht nur auf Obstbäume und -sträucher beschränkt.

Dies und mehr erfahren die Besucherinnen und Besucher des Lehrbienenstandes, den der Imkerverein Troisdorf seit 1980 im Troisdorfer Waldpark unterhält. Imker des 1904 gegründeten Vereins hätten damals ein Angebot für Kindergärten und Schulen schaffen wollen, erzählt Rosenau, der seit 2012 an der Spitze des Vereins steht. Nach wie vor steht die Umweltbildung in der Satzung des Vereins. Am 4. Mai beginnt die Saison am Lehrbienenstand, von 10 bis 17 Uhr ist das Gelände geöffnet.

Im Rhein-Sieg-Kreis gibt es aktuell rund 1600 Imkerinnen und Imker

Hinter Glas und ohne Risiko können Besucherinnen und Besucher dann die Insekten beobachten. Dabei sind „unsere Bienen so sanftmütig“, sagt Rosenau. Gezielt sei in der Zucht der Tiere darauf geachtet worden: Niemand wolle mehr in voller Schutzkleidung imkern, in den immer dichter besiedelten Regionen könnten die Völker auch auf dem Balkon oder Garagendach gehalten werden.

Eine Voraussetzung für den enormen Zuwachs an Imkerinnen und Imkern auch in der Region. Etwa 1600 sind es aktuell im Rhein-Sieg-Kreis, binnen zehn Jahren wuchs der Troisdorfer Verein von 70 auf etwa 200 Mitglieder. Einen Höhepunkt hätten die Corona-Jahre markiert, erinnert sich Rosenau, Vereinsvorsitzender seit 2012. „Wer sich keinen Hund angeschafft hat, wurde Imker“, sagt er scherzhaft.

Eine Hand hält eine Bienenwabe; dicht an dicht wuseln darauf Bienen herum.

Sanftmütig nennt Thomas Rosenbau die Bienen, die er und seine Mitstreiter heute züchten. In voller Imkermontur wolle heute niemand mehr aktiv sein.

Man sollte „nicht der hektischste Mensch“ sein, nennt Rosenau eine wichtige Voraussetzung dafür; ohne Angst, aber mit Respekt sollten Nachwuchsimker den Bienen begegnen. „Es bleibt ein Wildtier“, bei Gewitterstimmung oder schlechtem Wetter seien die Insekten schon mal „schlechter gelaunt“. Schon ein kleines Grundstück reiche aus, wobei eigene Flächen nicht einmal Bedingung seien.

Für die Bienenhaltung braucht man nicht zwingend ein eigenes Grundstück

So könne man mit Landwirten sprechen, in Troisdorf auch mit den Stadtwerken. Zunehmend hat der Verein Mitglieder, die ihre Völker auf Garagendächern oder sogar dem Balkon halten. „Grundsätzlich kann man überall Bienen halten“, weiß der Fachmann Rosenau. Auflagen gibt es nicht. Man sollte allerdings den Bienenkasten nun nicht gerade mit dem Flugloch zum Nachbarn an den Zaun stellen: Klagen gegen diesen besonderen Fluglärm gab es auch in Troisdorf schon.

Jährlich bietet der Verein Anfängerkurse an, praktische Kenntnisse erwerben die Neulinge bei der Betreuung der vereinseigenen Völker. „Nur mit Büchern geht das nicht“, betont Thomas Rosenau. Tageskurse ergänzen das Programm des Vereins, der im Rhein-Sieg-Kreis der größte ist. Dafür haben die Mitglieder in den vergangenen Jahren viel Geld, Zuschüsse der Stadt und noch mehr Eigenleistung in die Sanierung ihres Hauses im Waldpark gesteckt.

Ein Schaukasten und ein kleines Haus hinter einem Zaun im Wald.

Mitten im Wald steht der Lehrbienenstand des Imkervereins Troisdorf.

Neben dem mittlerweile hellen und modern ausgestatteten Schulungsraum gibt es nun auch eine Küche, in der Honig geschleudert werden kann. „Wir wollen die Geräte zeigen, die Arbeit vorführen“; ein großes Fenster öffnet den Blick hinaus auf den Lehrpfad, der mit vielen Tafeln über Bienen und die Geschichte der Imkerei informiert. Zu sehen sind auch Bienenkästen, die „Beuten“, aus anderen Ländern.

Trockener März bringt Troisdorfer Imkern eine gute Frühtracht

Wenn am 4. Mai die Saison eröffnet wird, sind die Bienen längst sehr fleißig gewesen. „Die konnten schon viel fliegen“, das trockene März-Wetter kam ihnen entgegen. „Alles blüht gerade“, stellt der Imker Rosenbau fest. Die Obstblüte sei fast vorbei, der Raps blühe vielleicht noch eine Woche. Thomas Rosenau freut sich über eine gute „Frühtracht“, wie die erste „Ernte“ des Jahres genannt wird.

20, vielleicht sogar 30 Kilo je Bienenvolk erwartet der Troisdorfer, dessen Honigraum schon jetzt voll ist. Ahorn, Raps und Obstblüten tragen zum milden Geschmack des Frühjahrshonigs bei; bei der Juli-Ernte bestimmen Brombeere und Linde sowie Akazien das herbere Aroma. Von Natur aus produzieren die Bienen der Region keine Sorten- sondern Mischhonige. „Wenn es gut läuft“, gewinnt der Imker in einem Jahr etwa 50 Kilo Honig je Bienenvolk.

Rollrasen ist genauso schlimm
Imker Thomas Rosenau über Schottergärten und Bienen

Beginnt bei uns der Sommer, richten sich die Bienen schon auf den Winter ein: Wenn die Tage nicht mehr länger werden, lässt auch die Neigung zum Schwärmen nach. Derzeit klingelt noch mehrmals in der Woche das Telefon, weil Bienenschwärme sich in privaten Gärten niedergelassen haben. Um dann zu helfen, hat der Verein ebenso Fachleute in seinen Reihen wie für die Umsiedlung von Wespen- oder Hornissennestern.

Nicht nur Schottergärten machten den Bienen zu schaffen, sagt Rosenau: „Rollrasen ist genauso schlimm.“ Schon mit einem einzigen Quadratmeter in jedem Garten, der sich für Bienen eigne, wäre schon viel gewonnen. Beim Ausgleich von versiegelten Flächen sollte auf die richtigen Arten geachtet werden, die vielen Lindenalleen in Deutschland seien ein Ergebnis des steten Wirkens von Imkern.

Schulen und Kitas können Führungen am Troisdorfer Bienenstand vereinbaren

Von den Kunden wünscht sich Thomas Rosenau nach dem jüngsten Skandal um mit Zuckerwasser „gepanschte“ Honige mehr regionalen Honigkauf: Während deutschlandweit die Imker nur 20 Prozent des Bedarfs decken könnten, blieben andere auf ihrer Ware sitzen, griffen die Kunden lieber zur günstigen Discounterware. 

Der Lehrbienenstand im Troisdorfer Waldpark ist vom Parkplatz an der Altenrather Straße 51 (neben dem China-Restaurant Kaisergarten) auf kurzem Fußweg zu erreichen. Der Weg ist ebenso ausgeschildert wie der Zugang vom Vogelpark aus. Alle weiteren Informationen zum Verein und seinen Aktivitäten sowie Kontaktmöglichkeiten – zum Beispiel für die Terminvereinbarung für Schulklassen oder Kitagruppen – sind auf der Internetseite zu finden.