In bunten KistenKleingartenverein in Troisdorf bietet Gemüse an einem Gabenzaun an
Troisdorf – Wer dieser Tage am Ende der Landgrafenstraße gleich neben dem Oberlarer Industriegebiet vorbeikommt, der wundert sich über ein großes Holzschild mit der Aufschrift „Gabenzaun“. Mit zwei faustdicken Birkenstämmen ist es am Zaun des Kleingärtnervereins Oberlar angebracht, gleich daneben am Eingangstor sind mit Kabelbinder zehn bunt angemalte Holzkisten und kleine Körbchen angebracht. Das Ensemble fällt sogleich ins Auge. In den Körbchen liegt frisches Gemüse wie Kohlrabi, Zucchini, auch Salate oder vielleicht auch mal ein Blumenkohl.
Auf einem laminierten Schreiben erklären die Verantwortlichen vom Kleingärtnerverein ihr Projekt: „Liebe Zaungäste, gerne dürfen die hier hinterlegten Erzeugnisse kostenlos mitgenommen werden. Dies ist ein Projekt für alle Bürger, die Nachhaltigkeit genauso toll finden wie wir, also greifen Sie gerne zu.“ Schlussendlich wünschen die Kleingärtner noch „guten Appetit“.
Kleingärtnerverein Oberlar
Gegründet wurde der Kleingärtnerverein Oberlar im Jahr 1947. Auf der knapp 23.000 Quadratmeter großen Anlage an der Landgrafenstraße im Industriegebiet unweit der Bahnlinie gibt es 81 Parzellen, die zwischen 280 und 400 Quadratmetern groß sind. 79 Parzellen der Anlage sind mit einem Pachtvertrag vermietet, zwei werden von der Gemeinschaft genutzt. Somit hat der Kleingärtnerverein 79 Mitglieder plus sechs passive Beitragszahler. Der Jahresbeitrag beläuft sich auf 51 Euro. (que)
„Ich hatte das schon vor zwei Jahren mal in anderen Städten gesehen und die Idee immer im Hinterkopf gehabt“, berichtet Andrea Funk, die Mitglied im Kleingärtnerverein ist und eine der 79 Parzellen bewirtschaftet. Im Vorstand traf sie mit dem Projekt „Gabenzaun“ auf offenen Ohren. „Wir fanden das eine tolle Idee und haben uns vor ein paar Wochen zu der Umsetzung auf der Jahreshauptversammlung gleich entschieden“, berichtet Vorsitzender Roland Trömpert begeistert.
So traf man sich mit der Ideengeberin Andrea Funk, den Vorstandsmitgliedern Mary Sidiropoulou und Claudia Jung und deren Mann Thorsten Jung und natürlich dem Vorsitzenden Roland Trömpert und seiner Frau Conny.
Dann standen aber zunächst die Kinder aus der Kleingartenanlage im Fokus. Mittlerweile bewirtschaften viele junge Familien eine Parzelle, und so fanden sich schnell acht Kinder im Alter von vier bis acht Jahren, die bei der Gestaltung der Körbchen mithalfen. „Gerade in der momentanen Zeit im Hochsommer erwirtschaften wir in den Parzellen unglaublich viele Nahrungsmittel. Man verteilt das dann in der Familie an Kinder, Enkel und Verwandte, aber dann bleibt immer noch viel übrig“, erklärt der Vorsitzende. Statt das nicht verwertete Obst oder Gemüse auf den Kompost zu werfen, wird es nun am „Gabenzaun“ verschenkt.
Die Resonanz ist für die Kleingärtner bislang überwältigend. „Wir haben das bei Facebook gepostet und hatten nach einer halben Stunde 150 Likes“, berichtet Thorsten Jung, der Mann der zweiten Schriftführerin Claudia Jung. Mittlerweile sei ihre Aktion in den sozialen Medien mehr als 100-mal geteilt worden.
Am Eingangstor erleben die Verantwortlichen viele nette Begegnungen. Länger als eine halbe Stunde liegt selten etwas in den Körbchen. „Für uns ist wichtig, dass das hier kein Supermarkt ist oder den Charakter einer Tafel hat. Es geht uns nur darum, dass unser Überschuss ordentlich verwertet wird“, betont Ideengeberin Andrea Funk. Für die in naher Zukunft zu erntenden Beeren wie Johannisbeere, Himbeere, Stachelbeere oder Brombeere sind kleine Papiertütchen in der Planung.
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Viele Gäste und Mitmenschen aus Oberlar oder der näheren Region wollen sich erkenntlich zeigen, doch Spenden würden nur als Überweisungen angenommen, so Thorsten Jung. „Dafür laden wir alle gerne zum nächsten Sommerfest ein, um sich noch besser kennenzulernen“, ergänzt Roland Trömpert, und Vorstandsmitglied Mary Sidiropoulou überreicht zum Abschluss einen Römersalat. „Sie müssen den schön klein schneiden und mit Olivenöl, etwas Zitronensaft und ganz viel Dill anmachen“, lautet ihr Tipp für ein Produkt vom „Gabenzaun“.