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Bessere ErgebnisseRoboter Rosa hilft im Troisdorfer Krankenhaus bei Knieoperationen

Lesezeit 3 Minuten
Ärzte behandeln gemeinsam mit einem Roboter ein künstliches Knie.

Während der Operation kommen Sägen und Bohrer zum Einsatz, deren Lärm auch noch im nächsten Operationssaal zu hören ist.

Im Krankenhaus St. Josef in Troisorf sorgt ab Ende Februar der Roboter „Rosa“ bei Knieoperationen für zusätzliche Präzision.

Laut ist es an diesem Nachmittag in Operationssaal 6 des Krankenhauses St. Josef in Troisdorf. Nach der Säge kommt eine elektrische Bohrmaschine zum Einsatz, Staub rieselt auf den Tisch: Handwerk beim Einsetzen einer Knieprothese, das auch im angrenzenden OP noch zu hören ist.

Doch gelingt dieser Eingriff mit einer Präzision, die Heimwerker neidisch macht. Möglich macht das „Rosa“, der erste Roboter für Kniegelenk-Operationen im Rhein-Sieg-Kreis. Ende Februar wird das Team um Chefarzt Dr. Pierre Göbel die ersten Eingriffe an Patienten vornehmen.

Roboter sieht Dinge, die Operateur nicht sehen kann

Jeder fünfte Patient sei zwölf Monate nach einer Kniegelenksoperation nicht zufrieden mit dem Ergebnis, zitiert der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aus der Statistik. Durch den Einsatz von „Rosa“ soll diese Quote deutlich abnehmen. „Das Gerät meldet Dinge zurück, die der Operateur nicht sehen kann“, schildert Göbel: Abweichungen von weniger als zwei oder drei Grad gegenüber der Idealposition einer Prothese könne auch der erfahrene Operateur nicht sehen.

Wer kein Knie operieren kann, kann es mit „Rosa“ erst recht nicht
Pierre Göbel, Chefarzt

Der Roboter hingegen zeigt die Position auf dem Bildschirm an und meldet sich schon, wenn das Gelenk um ein halbes Grad aus der vorher ermittelten idealen Achse abweicht. Die Planung des Eingriffs und die Auswahl der geeigneten Prothese erfolgt etwa eine Woche vor dem Eingriff, die ermittelten Daten werden in das System eingepflegt.

Eingriffe mit „Rosa“ dauern länger

„Wer kein Knie operieren kann, kann es mit „Rosa“ erst recht nicht“, stellt Göbel klar. Der Roboter operiere nicht etwa selbst, das etwa 1,3 Millionen Euro teure Gerät „gibt einem gewissen Landkarten vor“. Der Roboter spricht Empfehlungen aus, die Entscheidung über das weitere Vorgehen treffe aber immer der Mensch. Auch die in „Rosa“ wirkende Künstliche Intelligenz nehme ihm das nicht ab.

Der Ablauf eines solchen Eingriffs unterscheide sich nicht von den bisherigen Operationen. Allerdings, so betonen Dr. Göbel und die bisher drei an Rosa geschulten Kollegen, sind die notwendigen Sägeschnitte und die Platzierung des künstlichen Gelenks eben erheblich präziser.

Sensoren eines Roboters liegen neben einem künstlichen Knie.

Die blauen Sensoren des Roboters melden die genaue Position an das System.

Kürzer werden die Eingriffe durch den digitalen Helfer nicht, im Gegenteil: Statt bisher 45 bis 60 Minuten werde das in Zukunft sogar 15 bis 20 Minuten länger dauern. „Man muss mit den Daten umgehen“, begründet das Göbel; immer wieder prüfen er und sein Team den OP-Fortschritt am Bildschirm – und korrigieren bei Bedarf. Auch die Verweildauer im Krankenhaus wird durch die neue Technik nicht kürzer sein. Eine Woche ist heute üblich, Erfolge erwarten die Fachleute eher in der a Rehabilitation und der langfristigen Zufriedenheit der Operierten.

Chefarzt rechnet zukünftig mit weiteren digitalen Assistenten

Wer ein neues Knie braucht, kann in Troisdorf selbst entscheiden, ob der digitale Assistent zum Einsatz kommt oder nicht. „Wir können beides“, betont Göbel. Und da die von der Krankenkasse bezahlte Fallpauschale die gleiche bleibt, dürfte es auch keine Diskussionen geben.

Für die Zukunft erwartet der Chefarzt, „dass man in zehn oder 15 Jahren daran nicht mehr vorbeikommt“. Aber auch die Grenzen von „Rosa“ benennt er: OP-Schnitte und den Zugang zum Kniegelenk werde ein Roboter nie leisten können. „Das ist viel zu komplex.“


800 neue Gelenke

Die orthopädische und unfallchirurgische Abteilung der GFO-Kliniken Troisdorf ist nach eigenen Angaben die größte im Rhein-Sieg-Kreis. Jährlich werden mehr als 5000 Patienten hier behandelt. Mehr als 800 künstliche einliegende Gelenke werden pro Jahr implantiert oder gewechselt, jeder Operateur im Kompetenzzentrum muss jährlich mindestens 100 derartige Eingriffe nachweisen. (dk)