Aus dem 3D-DruckerSanitätshaus Rahm aus Troisdorf stellt Atemmasken her
- Die 800 Angestellten des Sanitätshaus Rahm sind für Geschäftsführerin Meike Rahm „Helden des Alltags“. Ohne direkten Kontakt zu den Kunden ist die Arbeit im Sanitätshaus kaum möglich.
- Daher fertigen Orthopädietechnikerinnen, die im Umgang mit der Nähmaschine versiert sind, jetzt Masken aus Vliesstoff und elastischen Bändern an.
- Aber auch der 3-D-Drucker, mit dem seit einiger Zeit an neuen Produkten gearbeitet wird, stellt Atemmasken her.
Troisdorf – 800 Beschäftigte hat das Sanitätshaus Rahm, viele arbeiten als Berater in einer der 40 Filialen in der Region zwischen Leverkusen und Koblenz sowie Euskirchen und Neunkirchen/Siegerland. Für Geschäftsführerin Meike Rahm zählen sie ebenso wie Angestellte in Krankenhäusern, Rettungsdiensten, Supermärkten und Handwerk zu den „Helden des Alltags“. Denn ohne zwischenmenschlichen Kontakt sei die Arbeit von Orthopädietechnikern und Beratern nicht möglich.
„Das Geschäft spielt sich zu einem großen Teil in der Kabine statt“, betont sie. Viele Produkte, Prothesen, Einlagen und Schuhe aus dem Sanitätshaus sind Maßanfertigungen, die individuell angepasst werden müssen. „Und was wäre die Alternative gewesen?“, fragt sie rhetorisch. Kunden, sprich Patienten, nicht mehr zu versorgen? Nicht mit Rollatoren, Krankenpflegebetten oder Sauerstoffflaschen? Stattdessen sind alle Filialen geöffnet, Kunden, die zu Hause bleiben, können auf telefonische Beratung bauen.
Solidarische Mitarbeiter
Rund 100 000 Firmen in Nordrhein-Westfalen haben Kurzarbeit angemeldet, darunter auch das Sanitätshaus. „Für uns das einzige Mittel zur Sicherung aller Arbeitsplätze“, betont Meike Rahm, die das Familienunternehmen mit zwei weiteren Geschäftsführern in dritter Generation führt.
Ihre Mitarbeiter seien in der Situation „sehr solidarisch“. Einige haben auf Stunden verzichtet und so Rücksicht auf Kollegen mit Familien, die mehr Geld brauchen, genommen. Überstunden seien abgebaut, zudem sei Urlaub eingesetzt worden.
Die Einbuße könne sich so für jeden stark reduzieren, ein baldiges Ende der Corona-Krise vorausgesetzt. Tatsächlich habe sie gerade noch 13 neue Kollegen eingestellt, die dann allerdings sofort auf Kurzarbeit gesetzt wurden. „Wir sind ein expandierendes Unternehmen“, sagt Geschäftsführer Klaus Meurer. Die Kollegen würden daher schon bald voll gebraucht.
„Ich mache mir viele Gedanken um die Sicherheit der Mitarbeiter“, sagt Meike Rahm, und für diese zu sorgen sei nicht einfach. Ebenso wie in Arztpraxen und Krankenhäusern stellte man auch im Sanitätshaus fest, dass Schutzmasken kaum zu bekommen sind.
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Orthopädietechnikerinnen, im Umgang mit der Nähmaschine versiert, fertigen jetzt Masken aus Vliesstoff und elastischen Bändern. Als große Plexiglasvisiere mit Stirnband erhältlich waren, bestellte Meike Rahm sofort einen großen Posten.
Die Unternehmensgeschichte
1948 übernimmt Wilhelm Rahm in Siegburg die Schuhwerkstatt Döhler, ab1972 leitet Josef Rahm die Geschicke der Firma. Er eröffnet 1981 einen zweiten Standort in Troisdorf und erweitert die Produktpalette um Orthopädietechnik, 1982 um Rehatechnik. 1991 eröffnet die Firmenzentrale mit zentraler Produktion in Troisdorf Spich.
2000 steigt Tochter Meike ein, die heute die dritte Generation der Familie in der Geschäftsleitung vertritt. 2011 wird eine neue Reha-Care Zentrale im Gewerbegebiet Camp Spich eröffnet, 2013 die Gehschule Protheofit. Im gleichen Jahr geht ein Online-Shop an den Start. Rahm beschäftigt heute insgesamt 800 Mitarbeiter an 40 Standorten. (ah)
Zudem zahlte sich aus, dass seit einiger Zeit eine Abteilung für 3-D-Druck an neuen Produkten arbeitet. Die Mitarbeiter stellten jetzt abweichend vom Programm einen Prototyp für eine wiederverwendbare Maske aus einem flexiblen Kunststoff her, in die ein Filter-Vlies eingelegt werden kann. Meike Rahm nahm schon Kontakt zur Maschinenbau-Firma Reifenhäuser in Sieglar auf: Wie berichtet, wird dort auf einer großen Anlage, die normalerweise dem Erprobungsbetrieb dient, ein passender Stoff hergestellt. Die beauftragte 3-D-Druckerei kann derzeit über Nacht 30 Masken herstellen. Die Produktion könne aber kurzfristig stark erhöht werden.
„Es gibt auch ein Leben nach Corona.“
Klaus Meurer zufolge hat sich das Sanitätshaus bereits mit dem Beginn der Corona Krise auf die Situation vorbereitet, auch auf drohende Umsatzeinbrüche. Ein Worst-Case-Szenario habe dabei zunächst einen Rückgang um 60 Prozent vorgesehen, jetzt aber rechne man schlimmstenfalls mit 50 Prozent. Eine Sparte, die derzeit besonders stark nachlasse, seien Produkte für die Nachsorge bei Operationen, die derzeit vielfach abgesagt werden.
Die Art und Weise, wie sich Rahm oder Reifenhäuser derzeit auf die neuen Anforderungen reagieren, ist nach Meurers Ansicht ein positiver Aspekt der Krise. Flexibilität, Mut und auch die finanziellen Rücklagen aus besseren Zeiten sieht er als typisch für viele deutsche Mittelständler an. Zudem: „Es gibt auch ein Leben nach Corona.“