Ungewöhnlicher TrendWeniger Arbeitslose im Rhein-Sieg-Kreis im Dezember
Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – Der neuerliche Lockdown zum Jahresende hat den Arbeitsmarkt in der Region bislang offenbar nicht so hart getroffen wie das Herunterfahren des öffentlichen Lebens im Frühjahr 2020. Das geht aus dem gestern veröffentlichten Arbeitsmarktbericht der Arbeitsagentur Bonn/Rhein-Sieg hervor. Demnach ist der Arbeitsmarkt im Dezember nicht eingebrochen. „Im Wintermonat Dezember lassen sich, trotz des weichen Lockdowns, weiterhin positive Zeichen für den Arbeitsmarkt erkennen“, resümiert Stefan Krause, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Bonn/Rhein-Sieg.
Im gesamten Zuständigkeitsbereich der Agentur ging die Zahl der offiziell arbeitslos gemeldeten Personen um rund 400 zurück – von 32 529 im November auf 32 122 im Dezember. Gegenüber dem Dezember 2019 zeigt sich aber eine Zunahme der Arbeitslosigkeit um rund 5800 oder 22 Prozent. In den Kommunen des rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreises sank die Zahl der Arbeitslosen von 14 817 im November auf 14 689 im Dezember. Im Dezember 2019 lag diese Zahl mit 12 347 allerdings deutlich niedriger. Die Arbeitslosenquote liegt unverändert bei 6,2 Prozent.
„Der Rückgang der Arbeitslosigkeit ist für einen Dezember nicht saisonüblich“, sagt Agentur-Chef Krause. „Im Jahr 2019 hatten wir im Dezember einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um rund 200 Personen. Die Arbeitslosigkeit sinkt in diesem Jahr, da der Zugang von Personen in die Arbeitslosigkeit deutlich zurückgegangen ist.“ Er führt dies unter anderem auf die Regelungen zur Kurzarbeit zurück. „Hinzu kommt, dass Unternehmen auch gelernt haben, mit einem Lockdown umzugehen und zu wirtschaften“, so Krause. Da der Lockdown nicht in eine Phase der Belebung falle, dürfte der Effekt nicht annähernd so stark werden wie im Frühjahr.
Nach Angaben der Arbeitsagentur zeigten im November insgesamt 531 neue Unternehmen der Region Bonn/Rhein-Sieg Kurzarbeit an – erheblich mehr als im Oktober, als es 88 Neuanzeigen gab. Noch deutlicher ist das Ausmaß der sogenannten konjunkturellen Kurzarbeit im Vergleich zum November 2019. Seinerzeit waren nur sieben Betriebe in der Region betroffen. Von Kurzarbeit betroffen waren im November 2020 hierzulande 3770 Personen. Im Monat Oktober waren es nur 655 Menschen.
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Klar erkennbare Auswirkungen hat die Corona-Pandemie für die Arbeitsmarktexperten der Agentur auf den Ausbildungsmarkt. „Es gab bereits vor der Pandemie Ausbildungsbereiche, die ihren Fachkräftebereich nicht abdecken und sicherstellen konnten. Dies wird durch die Pandemie noch verstärkt“, heißt es im aktuellen Arbeitsmarktbericht. Am stärksten von der Pandemie betroffen ist demnach das Hotel- und Gaststättengewerbe. Für das neue Jahr gebe es aus diesem Bereich bisher keine gemeldeten Ausbildungsstellen. Die erhoffte Verschiebung der ausgebliebenen Einstellungen vom Sommer auf den Ausbildungsbeginn 1. Februar 2021 sei durch die Verlängerung und das offene Ende des erneuten Lockdowns nicht zu erwarten.
Das Friseurhandwerk ist ebenfalls stark von der Pandemie betroffen. Deshalb gebe es am Troisdorfer Berufskolleg in diesem Jahr nur eine Klasse mit 18 Auszubildenden. Es fehlt der Nachwuchs, gelernte Kräfte fehlen damit auch in ein paar Jahren noch verstärkt, prognostiziert die Agentur. Die unsichere Lage auf dem Arbeitsmarkt führt nach Beobachtungen der Arbeitsagentur dazu. Teilweise konnte man feststellen, dass sich „die Tendenz zur Fortführung der Schullaufbahn“ noch einmal verstärkt habe. Dies gelte sogar für Bereiche, in denen in kaufmännischen Berufen ausgebildet wird.