Traditionell waren auch in diesem Jahr zahlreiche Männergruppen am Vatertag unterwegs. Die Väter waren dabei aber eher in der Unterzahl.
Rhein-Sieg-KreisWas Männer am Vatertag nach draußen treibt – auch ohne Papa zu sein
Eine schöne Wanderung, eine Radtour oder die klassische Tour mit dem Bollerwagen. Die Herren der Schöpfung begaben sich am Vatertag zuhauf ins Grüne und genossen das angenehm frühlingshafte Wetter im Rhein-Sieg-Kreis. Einige wenige begaben sich auch mit Schlauchboot und Co. auf die Sieg. Doch davon waren in diesem Jahr nicht ganz so viele zu sehen, wie sonst. „Der immer noch sehr hohe Pegelstand der Sieg macht das einfach zu gefährlich“, erklärt Markus Rohloff, der das Gasthaus Sieglinde in Hennef betreibt. Sein Lokal liegt direkt an der Sieg und ist ein traditioneller Treffpunkt am Vatertag.
Und am Vormittag stehen dort auch schon die ersten Männer und machen einen Gerätetest, wie sie es nennen. „Der Bierpilz funktioniert schonmal gut“, berichtet Sebastian Krieger, als die Gruppe um ihn das erste Kölsch trinkt. Ihre Fahrräder hat die Truppe aus Lohmar-Birk nur kurz abgestellt, um zügig weiterzuziehen. Die restliche Route führt sie an der Sieg entlang bis nach Niederkassel-Mondorf. Von dort soll es dann mit der Fähre nach Bonn weitergehen.
Vaterschaft ist für Viele keine Bedingung, um die Tradition zu leben
Auch eine Belohnung wurde schon ins Auge gefasst: „Wir enden heute alle in einer Fasssauna“, erzählt Jannik Stegert. Doch die Lohmarer Jungs haben nicht jedes Jahr so eine weite Strecke auf sich genommen. „Letztes Mal waren wir nur mit einem Fußball unterwegs“, erzählt der Älteste aus der Gruppe. Nur zwei von den sechs Personen sind tatsächlich Väter.
Doch dass die Vaterschaft keine Bedingung ist, um die Tradition zu leben, scheint selbstverständlich zu sein. Die nächsten drei jungen Burschen kommen mit dem Bollerwagen angefahren und beginnen ihre Tour an der Hennefer Sieglinde. Auch sie wollen sich auf ihrem Trip an der Sieg orientieren, ab Troisdorf soll es dann an der Agger Richtung Lohmar wieder nach Hause gehen. Ein Blick in den Bollerwagen zeigt, dass genug Wegzehrung vorhanden ist: Zwei Kisten Bier, einen kleinen Holzkohlegrill, eine Kühlkiste, sowie eine Musikbox.
Die drei Männer wollen sich beim Ziehen des Bollerwagens allerdings ungern aufteilen. „Ich bin der Zugmann“, sagt Robert Bravin. „Aber ist in Ordnung, die Jungs haben mir letztens beim Umzug geholfen, die haben noch einen gut“, erklärt er. Als Organisator für den 17 Kilometer langen Bollerwagen-Trip wurde Luke Crombach ausgemacht. Sein Bruder habe die Drei nach Hennef gefahren.
Mit christlichem Brauchtum können sich nur die Wenigsten identifizieren
Ganz ohne Gefährt ist die Gruppe um Frank Düren unterwegs. Die Väter haben aus ihrem Ehrentag längst eine Tradition gemacht. „Jedes Jahr wandern wir so 13 bis 14 Kilometer. Mit vielen Zwischenstopps natürlich“, wie Düren erzählt. Dort dürfe dann auch ruhig mal ein leckeres Bier getrunken werden, außerdem müsse man die Auszeit zum Socializing nutzen. Jedes Jahr darf jemand anderes aus der Gruppe die Wanderroute festlegen.
„Die Tour startet dann immer beim Gastgeber“, erklärt Düren. Das diesjährige Ziel sei die Wallfahrtskirche in Hennef-Bödingen. Erreichen wollen sie diese über Siegburg-Seligenthal bis zur Wahnbachtalsperre und dann weiter über Hennef-Happerschoß bis nach Bödingen.
Mit dem gleichzeitigen christlichen Feiertag halten es die Männer unterschiedlich. „Natürlich legen wir da Wert drauf“, sagt etwa Markus Münnemann. „Wir haben heute morgen schon gebetet, dass wir alle heil wieder ankommen“, fügt er hinzu. Andere wiederum geben offen zu: “Ne wir missbrauchen Christi Himmelfahrt zum Saufen."
Ein bekannter Zielort für die Bollerwagen-Fahrten ist die Altstadtkirmes in Hennef-Geistingen. Ab dem frühen Nachmittag sammeln sich dort die Trupps. Die Kirmes mit Kinderkarussell, Autoscooter, Dosenwerfen und weiteren Angeboten hat noch bis Sonntag geöffnet.