Die Schützenbruderschaft St. Hubertus Hennef-Warth löst sich am 31. Mai auf. Dabei spielt das Erzbistum Köln eine entscheidende Rolle.
Nach 63 JahrenHennefer Schützen krönen letzten König – Erzbistum spielt Rolle bei Auflösung
Die Faust in die Höhe gestreckt, den Blick niedergesenkt, die Waffe in der Hand - Dietmar Lütz war anzusehen, was für ein emotionaler Augenblick das für ihn war. Mit dem 336. Schuss hatte er mit seinem Kleinkaliber-Gewehr den Vogel auf dem Schießstand heruntergeholt - zum letzten Mal in der Warth.
Denn die Schützenbruderschaft St. Hubertus Hennef-Warth wird sich auflösen. Die Mitglieder haben sich entschieden, nach dem Verlust ihres Schützenheims nicht mehr weiterzumachen. Der ein oder die andere wird zu anderen Bruderschaften wechseln, nach Bödingen etwa oder nach Geistingen. Schießmeister Tilo Frühauf, der auch das Königsschießen überwachte, geht nach Niederpleis. Dort kann er weiter mit Kleinkaliber schießen.
Hintergrund des nahenden Endes sind Anforderungen des Erzbistums an die Pfarrgemeinde, das ihr gehörende Grundstück zu vermarkten. Der Pachtvertrag mit den Schützen war ausgelaufen und wurde nicht verlängert. Konkrete Pläne gibt es noch nicht, die Fläche ist jedoch durchaus attraktiv für Investoren.
Alles zum Thema Erzbistum Köln
- Zwischen Himmel und Erde In Rhein-Berg planen viele Kirchengemeinden Solardächer
- KJG-Gruppe von 1974 Diese Lindlarer Jugendfreundschaft hält jetzt schon seit 50 Jahren
- „Schwer, nicht bei der Familie zu sein“ Weihnachten im Gefängnis – Wie Seelsorge in der JVA Köln funktioniert
- Jahresbericht Weltkirche veröffentlicht Erzbistum Köln unterstützte Hilfsprojekte 2023 mit 23 Millionen Euro
- „Wir lassen niemanden allein“ Opfer-Community gibt ehemaligen Heimkindern Kraft – Zu Besuch bei einer besonderen Weihnachtsfeier
- Relief wird nicht gerettet Pfarrhaus in Bergheim weicht acht Doppelhaushälften
- Neue Klage gegen Erzbistum Als angehende Messdienerin missbraucht – Kölnerin fordert hohe Geldsumme
Zwei Frauen und fünf Männer waren zum Schießen angetreten
Für Lütz geht damit ein wichtiges Kapitel in seinem Leben zu Ende. In den 70er-Jahren war er eingetreten. 1996 und 2018 war er schon mal König gewesen. Mit dem dritten Titel machte er sich jetzt zum Schützenkaiser. „Ich werde die Feste der beiden anderen Hennefer Vereine besuchen, dann ist für mich Schluss“, erklärte er nach dem letzten Schuss.
Zwei Frauen und fünf Männer waren angetreten, um den Rumpf herunterzuholen. Flügel, Kopf, Zepter und Reichsapfel waren schon zu Boden gesunken, da hatten noch elf Schützen mitgemacht. Die sieben Finalisten strebten alle ernsthaft die Königswürde an. Zu Lütz' Konkurrenten gehörte seine Frau Sabine, die keinen Hehl aus ihrer Nervosität machte.
Sonja Eiden eröffnete mit dem ersten Schuss das spannende Finale. Doch auch ihr war der Sieg nicht vergönnt. Schuss um Schuss wurde die weiße Fläche, die es zu treffen galt, durchlöchert. Immer wieder flogen kleine Splitter durch die Luft. Anders als bei den anderen Teilen des Vogels war kein Fernrohr mehr erlaubt, um zu prüfen, wo der Adler noch hält.
Jubel brach aus, als das Ziel nach Lütz' Geschoss einschlug und der Rumpf erst langsam kippte und dann nach vorn fiel. Ihm gönnten sie es alle. Sein Vorgänger und amtierender Stadtkönig, Ralf Fassbender, zeigte sich sehr zufrieden, weiß er doch, dass er eine gute Begleitung in den kommenden Wochen haben wird.
Alle fielen sie ihm um den Hals und gratulierten, nur wenige Minuten später legte Fassbender seine Königskette ab, die nun Lütz tragen wird. Es war die letzte Krönung nach 63 Jahren aktiven Vereinsgeschehens. Am 31. Mai muss das Gebäude besenrein übergeben werden. „Ich werde Rotz und Wasser heulen, wenn hier die Bagger durchfahren“, gestand der Kaiser - und gab dann erst mal Freibier aus.