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Abi 1965Schülerinnen treffen sich nach 60 Jahren im Irmgardis-Gymnasium

Lesezeit 4 Minuten
Eine Gruppe älterer Damen steht vor der hölzernen Tür zu einer Kapelle.

Die ehemaligen Schülerinnen des Irmgardis-Gymnasiums trafen sich zum 60-jährigen Abitreffen.  

In den 60er Jahren ging es am Irmgardis-Gymnasium in Bayenthal noch streng zu. Ehemalige Schülerinnen, Abiturjahrgang 1965, erinnern sich.

Ärmellos oder Ausschnitt war tabu. „Es ist damals schon streng zugegangen in unserer Schule, und die Kleiderordnung wurde sehr genau genommen“, erzählt Anne Viefhues. Sie machte 1965 Abitur am Irmgardis-Gymnasium in Bayenthal, zusammen mit 14 Schulkameradinnen - alle Jahrgang 1944/45. Die Schule war damals noch eine reine Mädchenschule und wurde von Nonnen geleitet. Anlässlich ihres 60-jährigen Abi-Jubiläums besuchten Ende März acht der damaligen Abiturienten ihre alte Schule. Empfangen wurden sie von Schulleiterin Jacqueline Friker. Bei Sekt und Orangensaft wurde zunächst geplaudert, bevor die ehemaligen Schülerinnen einen Gang durch die Schule machten.

Knielange Pluderhose war im Sportunterricht Pflicht

Besonders in Erinnerung geblieben ist allen ihre Sportkleidung. „Wir mussten beim Sport eine knielange, schwarze Pluderhose tragen. Die war scheußlich, wir haben sie gehasst“, erzählt Karin Ockenfels. „Sie ließ sich aber hochkrempeln, und das haben wir oft gemacht“, ergänzt Viefhues. Je nach Nonne, gab das Ärger. „Ich hatte meine Hose bei der Abi-Sportprüfung hochgekrempelt. Da hieß es gleich: „Die machst du sofort wieder auf die richtige Länge, sonst wirst du vom Abitur ausgeschlossen“, erinnert sich Marion Haberland.

Auf einem Schwarz-Weiß-Foto sind 15 junge Frauen in schwarzen Röcken  zu sehen. Dabei stehen auch zwei Nonnen.

1965 hatten alle 15 Schülerinnen, die damals zugelassen wurden, ihr Abitur bestanden.

Der Alt-Griechisch-Lehrer war ein Jesuit, trug einen schwarzen Habit und müffelte, der Mathe-Lehrer war ziemlich verklemmt. Die Erinnerungen fliegen hin und her, munter plaudern die Damen, die die ganzen Jahre über Kontakt miteinander gehalten haben. „Einmal musste der Mathe-Lehrer unsere Geburtstage ins Klassenbuch eintragen. Eine von uns hatte Ende September Geburtstag und ich fragte, weil ich mich damals für Astrologie interessierte: „Bist du noch Jungfrau?“ „Nein, bin ich nicht“, antwortete sie“, erzählt Haberland. Das hat der Mathe-Lehrer offensichtlich in den falschen Hals bekommen. Die Eltern der betreffenden Schülerin wurden unverzüglich einbestellt und mussten bezeugen, dass ihre Tochter noch Jungfrau und alles in bester Ordnung sei, erzählen die damaligen Schulkameradinnen und lachen.

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Eine Nonne sitzt im Sand an einem Strand, sie hält einen Regenschirm, um sich vor der Sonne zu schützen.

Schwester Agatha 1964 am Strand in Ostia

„Das klingt vielleicht heute alles seltsam, aber für uns war es normal. Wir waren alle brav, das wurde auch von den Eltern gefordert. „Bring ja keinen Tadel mit nach Hause“, hieß es. Wir waren ja noch minderjährig. Volljährig wurde man damals erst mit 21“, berichtet Ursula Peters. Auch wenn von den Swinging Sixties im Irmgardis in den Sechzigern nicht viel zu spüren war, hatten sie eine gute Schulzeit, sind sich die ehemaligen Schülerinnen einig. „Es gab auch wirklich sehr nette Nonnen. Vor allem Schwester Agatha, die in den letzten Jahren unsere Klassenlehrerin war. Sie war ein Mensch voller Herz und Seele“, erzählen Haberland und Karla Kalscheuer.

 Bei Prüfungen habe sie den Mädchen häufig auf die Sprünge geholfen. „Sie hat mir bei der Abiturprüfung in Geschichte vorgesagt. Da waren Leute vom Schulamt aus Düsseldorf dabei, und ich wusste partout nicht mehr, wann der siebenjährige Krieg war. Schwester Agatha hat mir mit den Fingern Zeichen gemacht und mich so gerettet“, erinnert sich Haberland, heute noch dankbar dafür.

In Rom verscheuchte Schwester Agatha allzu italienische Verehrer

Ein Highlight ihrer Schulzeit war die Studienfahrt nach Rom, 1964. „Wir durften zwar nicht alleine unterwegs sein, aber wir hatten eine tolle Woche“, sagt Monika Zilleken. Begleitet wurden die Mädchen von ihrer geliebten Schwester Agatha. Vor Ort konnte die Nonne aber durchaus rabiat werden. „Es gab eine Truppe italienischer Jungs, die sind uns auf ihren Mofas hinterhergefahren. Auf die ist die Schwester ein paar Mal mit ihrem Regenschirm losgegangen, um sie zu vertreiben. Wirklich Erfolg hatte sie aber nicht, die Jungs sind ausgewichen und uns weiterhin hinterhergefahren.“

Alle 15, die zum Abitur zugelassen waren, haben die Reifeprüfung auch bestanden. Die meisten von ihnen haben studiert, viele sind selbst Lehrerinnen geworden und einige haben ihre eigenen Kinder auf das Irmgardis-Gymnasium geschickt. „Das zeigt, dass wir ziemlich zufrieden mit der Schule waren“, sagen die Abiturientinnen von 1965.


Das Irmgardis-Lyzeum nahm 1927 mit 23 Fünftklässlerinnen seinen Betrieb in der Schillerstraße auf, die Trägerschaft lag bei der Ordensgemeinschaft der „Töchter vom Heiligen Kreuz“. Anfangs unterrichteten nur Nonnen, mit steigender Schülerzahl wurden auch weltliche Lehrer eingestellt. Bei einem Bombenangriff 1944 wurde die Schule stark beschädigt. In den 60er Jahren besuchten rund 500 Schülerinnen die Einrichtung. 1976 wurde das Erzbistum Köln neuer Träger der Schule. Seit 1983 dürfen auch Jungen das Gymnasium besuchen.