Heizungsbauer haben aktuell eine Menge zu tun. Sie erklären, was sie Kunden raten und wie lange man aktuell auf eine Wärmepumpe warten muss.
WärmepumpeHeizungsbauer in Rhein-Sieg erleben aufgebrachte Kunden – „Die Leute haben Panik“
„Habeck will Gas- und Öl-Heizungen verbieten“, titelte Anfang März eine große deutsche Boulevardzeitung. „So trifft SIE der Heizungshammer.“ Seither glühen in den Fachbetrieben der Region die Telefondrähte. Und auch, wenn nach der Marathonsitzung des Koalitionsausschusses ein wenig Druck aus dem Kessel zu sein scheint – eine Austauschverpflichtung für bestehende Heizungen wird es nicht geben–, haben die Heizungsbauer der Region alle Hände voll zu tun.
„Es ist auch für uns eine ganz schwierige Situation“, beschreibt Daniel Ebert die Lage. Der Geschäftsführer der Firma Hundhausen Energietechnik in Windeck hatte in den vergangenen Wochen „viele aufgebrachte Kunden“ am Telefon. „Die Leute haben Panik“, er versuche dann stets, die Anrufenden zu beruhigen. Man solle sich „nicht verrückt machen lassen.“ Grundsätzlich nähmen Kunden das aber auch zum Anlass, sich mit ihrer Heizungsanlage zu befassen.
Wer sich dann für eine neue Ölbrennwertheizung entscheidet, muss laut Ebert mit vier Wochen Lieferzeit rechnen. Ganz anders bei den Wärmepumpen, wo 40 bis 60 Wochen „keine Seltenheit“ sind. „Das macht auch die Preisgestaltung schwierig“, sagt Daniel Ebert: Im Grunde könne er ein Angebot nur „freibleibend“ kalkulieren, „weil man nicht weiß, wie sich die Preise entwickeln.“
Heizungsbauer im Rhein-Sieg-Kreis erhalten viele Anrufe mit Fragen
Auch der Fachkräftemangel macht Ebert und seinem Geschäftsführerkollegen Simon Balzer zu schaffen. „So, wie die Regierung das vorhat, ist das gar nicht zu schaffen“, sagte er. Aktuell sucht das Unternehmen noch zwei Kundendiensttechniker“, derzeit gehören sieben Monteure, vier Angestellte im Büro und zwei Azubis sowie zwei Aushilfen zum Team. „Es ist erst einmal ein Entwurf“, riet auch Guido Odenthal, Obermeister der Innung Sanitär-Heizung-Klima Bonn-Rhein-Sieg den Anrufern dazu, „die Füße stillzuhalten.“ Es bleibe abzuwarten, wie das Gesetz dann tatsächlich aussehe und wie es angewendet werde – zum Beispiel mit möglichen Ausnahmen.
Auch in dem Siegburger Familienbetrieb, in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts gegründet, stehen die Telefone derzeit nicht still. „Die Menschen treibt es um, dass die Heizungen verboten werden sollen“, die Anrufer hätten nun viele Fragen. Verlässliche Antworten könne man aber ohne Kenntnis der Vorschriften nicht geben. „Gas- oder Ölgeräte kriege ich noch“, sagt Odenthal auf die Frage nach den Lieferzeiten: Binnen einer Woche seien die Geräte da.
Heizungen: Lieferanten berichten von Panikkäufen
Tatsächlich aber berichteten die Lieferanten schon von regelrechten Panikkäufen. Auf eine Wärmepumpe müssten die Interessenten „rund ein halbes Jahr“ warten. Mehr Geduld als sonst üblich müsse auch mitbringen, wer ein Angebot haben möchte. „Die Beratung hat zugenommen, da dauert es länger.“ Auch Guido Odenthal sucht noch Personal, allein mit technischen Fachkräften sei den Betrieben aber nicht unbedingt geholfen, sagt er: „Entsprechend mehr Leute brauche ich ja auch im Büro.“
Seit einem Monat gebe es zusätzliche Anfragen nach Anlagen mit fossilen Brennstoffen, gibt Michael Jünger Auskunft, der Leiter der Abteilung „Heizsysteme mit Zukunft“ von Wasser Wärme Wellness by Dobelke in Troisdorf. Anfragen, die bei relativ kurzen Lieferzeiten von zehn bis 14 Tagen auf einen ohnehin schon angespannten Markt treffen: „Wir fahren mit zwei Kolonnen für das normale Heizungsgeschäft“, sagt Jünger. Aber „es ist ja kein normales Geschäft.“
Das Geschäft mit den Wärmepumpen sei im vergangenen Jahr förmlich explodiert, „die Kunden wollen möglichst autark sein.“ Und so sind derzeit neun bis zwölf Monate Wartezeit für eine Luft- oder Wasser-Wärmepumpe zu kalkulieren. Geothermieanlagen gebe es im Vergleich dazu „relativ schnell“ – doch das sei nur jede zehnte.