Wirtschaft im Rhein-Sieg-KreisEinige Branchen durch Corona-Maßnahmen in Bedrängnis
- Die erneuten weitgehenden Beschränkungen in der Corona-Krise setzen eine Reihe von Branchen besonders unter Druck.
- Doch wie gehen Fitness-Studios, Saunen, Hotels oder Kosmetik-Studios mit der Situation um? Eine Umfrage.
Rhein-Sieg-Kreis – Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr nach den Frühlingsmonaten ab März ordnet die deutsche Bundesregierung weit reichende Schließungen von Freizeiteinrichtungen an, und das flächendeckend. Das Ziel soll sein, die erneut explosionsartig steigenden Infektionszahlen mit dem Coronavirus zu bewältigen. Doch was bedeutet das für die betroffenen Inhaber? Vier Beispiele aus der Region.
Das Fitness-Studio
„Damit haben wir nicht gerechnet.“ Für Kamal Hmamouchi, Inhaber und Betreiber des Fitness-Studios Club Heide Rosendahl in Sankt Augustin, ist die erneute Schließung „unerklärlich“. Alle Zahlen hätten schließlich für die Branche gesprochen: „Wir haben alle Auflagen erfüllt.“ Zu vielen Betreibern anderer Studios hat der 50-Jährige Kontakt; wie Hmamouchi hat auch unter denen „keiner einen Infektionsfall gehabt“.
Bereits im Frühjahr hatte Hmamouchi das Studio schließen müssen, in dem er seit 18 Jahren arbeitet und das er vor elf Jahren kaufte. „Wir waren zufrieden“, resümiert er die Sommermonate; einzelne Kunden hätten ein Ruhen der Mitgliedschaft beantragt, wenige Mitglieder aus der Gruppe der Risikopatienten gekündigt.
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„Wir hoffen, dass die Leute noch ein bisschen Geduld mit uns haben“, sagt Hmamouchi, die Kosten liefen ja weiter. Mitgliedsbeiträge würden wie ein Vorschuss behandelt, „den wir wieder gutschreiben“, oder, „wenn die Soforthilfe wirklich kommt“, zurückerstatten.
Zunächst besinnen sich Hmamouchi und sein Team auf die Erfahrungen des ersten Lockdowns im Frühjahr. „Wir versuchen, wieder Online-Kurse anzubieten.“ Außerdem hat der diplomierte Sportwissenschaftler bereits vor einiger Zeit eine App erworben, „um besser mit den Kunden kommunizieren zu können“. Über Push-Nachrichten werden sie informiert, Trainingspläne und -ziele lassen sich ebenfalls bearbeiten. (dk)
Das Hotel
Während die Kanzlerin noch live die verschärften Schutzmaßnahmen verkündete, seien im Friendly Cityhotel Oktopus Siegburg schon die ersten Stornierungen eingegangen, schildert Prokurist Thomas Oharek: „Wir müssen jetzt schauen, was an Buchungen überhaupt noch übrig bleibt.“
Innerhalb der kommenden zwei bis drei Tage werde entschieden, ob das Hotel geschlossen werde oder der Betrieb eingeschränkt weiterlaufe. Das werde auch davon abhängen, ob das Hotel von staatlichen Hilfen profitieren könne. „Wir müssen abwarten, was da passiert.“
Das Jahr ist für Oharek bereits gelaufen, der Umsatz um knapp 50 Prozent eingebrochen. Hoffnungen auf das Weihnachtsgeschäft macht er sich nicht, das habe sich mit der Absage der Märkte erledigt.
Insgesamt findet er die Maßnahmen der Regierung verantwortungsvoll, weniger aber das Verhalten einiger Mitmenschen. Das sei, was Schutz- und Hygienemaßnahmen angeht, „ein bisschen ins Hintertreffen geraten“, auch in Nachbarländern. „Dann muss man sich nicht wundern, wenn die zweite Welle kommt.“ (ah)
Die Sauna
Frank Rösgen nimmt’s, wie es ist: „Es muss ja irgendwie weitergehen“, sagt der Chef des Saunaparks Siebengebirge, der nach dem Frühjahr nun zum zweiten Mal vom Lockdown betroffen ist. Finanziell komme das Unternehmen, das in seinem Freizeitzentrum in Oberpleis 66 Menschen beschäftigt, über die Runden. Auch dank der Zusage des Bundes, betroffenen Betrieben mit Zuschüssen unter die Arme greifen zu wollen.
Frank Rösgen muss – wie schon Mitte März – ab Montag die Gastronomie, die Tennishalle und die Saunen schließen. Die Physiotherapie darf offen bleiben. Aber die Lage sei „händelbar“, sagt der Unternehmer.
Er betont, nach der Wiedereröffnung sei ein funktionierendes Hygienekonzept erarbeitet worden, das nur 50 Prozent der Gäste zugelassen habe. Diese hätten sich sicher- und wohlfühlen können und alle Möglichkeiten gehabt, die Anlage zu nutzen.
Rösgen, der auch Vorsitzender des Oberpleiser Werbekreises ist, will einen Teil der Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, die zwangsweise Auszeit aber auch erneut nutzen, um alles auf Vordermann zu bringen. Unter anderem soll ein Außenzelt, das im Oktober als zusätzlicher Ruheraum aufgestellt worden war, eingerichtet werden. (csc)
Der Kosmetiksalon
„Aus den ersten Informationen kann ich nicht erkennen, ob ich die Fußpflege offen halten darf“, sagt Ilka Brock, die seit 21 Jahren einen kleinen Salon an der Kaiserstraße in Siegburg betreibt. Beim ersten Lockdown sei es ein ständiges Auf und Ab gewesen. „Damals war das Gesundheitsamt zuständig. Das war eine Katastrophe, mir graut davor.“
Letztlich konnte sie nicht einmal die medizinische Fußpflege anbieten. Dabei ist das eine wichtige Säule ihres Geschäfts. Aber die 50-Jährige ist ein grundoptimistischer Mensch: „Ich hoffe auf das Gute.“
Die zweite Säule ist von den schärferen Regeln indes auf jeden Fall betroffen. „Mir leuchtet es ein, jetzt keine Kosmetik zu machen“, sagt Brock. Dabei hatte sie bereits vor der Corona-Pandemie vor, eigens einen Luftfilter einbauen lassen. Hygiene rangiere selbstverständlich oben bei ihren Arbeitsabläufen.
Die Kosmetikprodukte kann sie verkaufen, das fällt unter Einzelhandel. Damit hofft sie, gut über die vier Wochen zu kommen. Sie macht aktiv Marketing auf Facebook und Instagram, verkauft Gutscheine, im Laden ebenso wie online, und hofft auf das Weihnachtsgeschäft. Auch wenn sie vielleicht nicht alles behandeln dürfe – sie werde für ihre Kunden da sein. (rvg)