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Sexueller MissbrauchNRW-Landtag will schnellere Entschädigung für Lüdge-Opfer

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Polizeiabsperrung steht auf einem Absperrband der Polizei, die das Gebäude auf dem Campingplatz Eichwald, eingrenzt.

Auf einem Campingplatz in Lügde im Kreis Lippe waren Kinder für Pornodrehs missbraucht worden.

Der NRW-Landtag reagiert auf einen Artikel des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Vier Jahre nach der Enttarnung der Täter wurden die missbrauchten Kinder noch nicht entschädigt.

Die Opfer des hundertfachen sexuellen Missbrauchs auf einem Campingplatz in Lügde sollen jetzt auch nach dem Willen der schwarz-grünen Regierungsfraktionen im Landtag schneller entschädigt werden. Eine Entschädigung bis zum Ende des ersten Quartals 2023 wäre „ein deutliches Zeichen für die Betroffenen, die unfassbares menschliches Leid erfahren haben“, heißt es in einem Antrag von CDU und Grünen, über den das Plenum am Donnerstag abstimmen sollte.

SPD will Sonderhilfefonds

Die Regierungskoalition reagiert damit auf einen Artikel des „Kölner Stadt-Anzeiger“, den zuvor schon die SPD-Fraktion thematisiert hatte. Die Sozialdemokraten fordern von der Landesregierung unter anderem einen Soforthilfefonds für die Kinder von Lügde. Zudem soll eine Ombudsperson als Ansprechpartner für die betroffenen Kinder und deren Familien bei den Entschädigungs-Anträgen fungieren. Und falls sich bewahrheitet, dass die Gesetzesvorgaben tatsächlich viel zu kompliziert und zeitaufwendig sind, soll die Landesregierung zudem eine Bundesratsinitiative zur Änderung der Vorschriften starten.

Möglicherweise anspruchsberechtigt sind aktuell rund 40 Personen. Erst in ganz wenigen Fällen ist in NRW eine Entscheidung über Entschädigungsleistungen getroffen worden. Die Ansprüche können nach dem Opferentschädigungsgesetz geltend gemacht werden und werden durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) abgewickelt.

Die individuelle Aufarbeitung der Sachverhalte sei aber sehr aufwändig, sagte ein LWL-Sprecher auf Anfrage. Grund sei unter anderem, dass die Akten der Staatsanwaltschaft täterorientiert seien und daher noch einmal mit Blick auf das Schicksal der Opfer aufbereitet werden müssten. In einigen Fällen seien zudem die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen bereits eingestellt worden.

Die Verfahren zur Opferentschädigung müssten auf Basis der Erfahrungen im Fall Lügde verbessert werden, so CDU und Grüne. In Lügde (Kreis Lippe) an der Grenze zu Niedersachsen waren über Jahre Kinder Opfer von schwerster sexueller Gewalt geworden. Das Landgericht Detmold verurteilte im September 2019 mehrere Täter zu hohen Haftstrafen mit anschließender Sicherungsverwahrung.