Die Sprecherin des Tierheims ist entsetzt, wie unüberlegt die Leute sich Hunde anschaffen. Dabei platzt das Tierheim aus allen Nähten.
„Das System kippt gerade“Tierheim Dellbrück bekommt American Bulldog – und schreibt Wutrede
„So langsam können wir es echt nicht mehr hören“ schreibt das Tierheim Dellbrück in seinem Instagram-Post. Die Neuaufnahme, um die es geht, ist ein drei Jahre alter American Bulldog mit dem Namen Bernie – und ist unfassbar stark, „wie ein Gorilla“. Die Leute, bei denen er vorher war, gaben an, mit ihm überfordert zu sein.
„Leute, wir sind keine Reparaturwerkstatt für nicht retournierbare Fehlkäufe“, heißt es weiter. „Wir verfügen auch nicht über Zauberstäbe, mit denen man problematische Charaktere in ganz easy Typen zurückverwandelt.“ Sie hätten weder unendlich Platz noch Geld, um aufzufangen, was die Leute falsch machen würden. „Bitte überlegt vorher, ob ihr einem Tier gewachsen seid. Das System kippt gerade zusehends.“
Unüberlegt angeschaffte Hunde überfüllen das Tierheim
Gegenüber dieser Zeitung erklärt Sylvia Hemmerling, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Tierheims, was sie täglich zu lesen und hören bekäme. „Pro Tag kommen mehrere Anfragen, ob Hunde abgegeben werden können.“ Viele würden sich unüberlegt ein Tier besorgen, beispielsweise aus den Kleinanzeigen oder von Zuchten im Ausland.
Erst nach dem Kauf würden die Leute dann feststellen, dass sie den Hund nicht allein zu Hause lassen könnten, die laufenden Kosten die persönlichen Finanzen übersteigen oder das Tier plötzlich die Kinder anknurrt. „Bevor man sich einen Hund anschafft, muss man gründlich und lange überlegen: Wie viel Zeit habe ich? Bin ich vielleicht tagsüber auf der Arbeit? Wie ist meine Familienplanung? Möchte ich vielleicht umziehen? Wie ist mein Kontostand?“ Sie hätte oft den Fall, dass gerade Kosten für den Tierarzt die Menschen auf Dauer finanziell überfordern würden.
Viele schwer vermittelbare Hunde im Tierheim Dellbrück
Im Tierheim Dellbrück würden gut 100 Hunde auf ein neues Zuhause warten. Viele davon seien schwer vermittelbar. Einige bräuchten einen eigenen Zwinger, was den Platzmangel verschlimmere.
Die unüberlegte Anschaffung eines Tieres möchte die Sprecherin von Anfang an vermeiden.„Wenn jemand zum Tierheim kommt, schauen wir, dass Halter und Tier wirklich zusammenpassen.“ Manchmal werde die Adoption daher von vornherein abgelehnt.
Wenn bei einer Adoption etwas trotz aller Vorsicht und Überlegung im Nachhinein nicht passe, würde das Tierheim das Tier wieder zurücknehmen. Wer einen Hund abgeben möchte, der nicht aus dem Tierheim stammt, kann abgelehnt werden. „Wir versuchen natürlich zu tun, was wir können, um zu helfen“ erklärt uns die Sprecherin, die auch schon Anfragen aus Südbayern hatte, weil alle anderen Tierheime eine Aufnahme verweigert hätten. Dann bekämen die Halter Hilfe an die Hand, mit Anlaufstellen von beispielsweise Rassehundevereinen oder Hundeschulen.
Für Bernie, den starken American Bulldog, hofft die Sprecherin, dass er einen ebenfalls starken und erfahrenen Halter findet – und sich nicht in die Riege der Langzeitbewohner einreihen muss.