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„Risiko viermal höher“Tödliche Motorradunfälle in der Region um Köln – davor warnen Experten

Lesezeit 3 Minuten
Ein Motorrad liegt an einem Bahnübergang neben der Straße. Der Motorradfahrer ist bei dem Unfall ums Leben gekommen. (Archivfoto)

Ein Motorrad liegt an einem Bahnübergang neben der Straße. Der Motorradfahrer ist bei dem Unfall ums Leben gekommen. (Archivfoto)

An sonnigen Tagen zieht es etliche Motorradfahrer in die Eifel oder ins Bergische. Experten warnen vor allem junge und unerfahrene Biker.

Immer wieder kommt es in der Region um Köln zu tödlichen Unfällen mit Motorradfahrern. Vor allem an sonnigen Wochenenden zieht es viele Hobby-Fahrer auf die Serpentinen in der Eifel, dem Bergischen und dem Rhein-Sieg-Kreis. Leider sind dabei auch Unfälle mit tödlichem Ausgang keine Seltenheit.

Was sagen Verkehrsexperten zu den Motorradunfällen mit Todesfolge? Woran liegt es, dass gerade Motorradfahrer immer wieder tödlich verunglücken? Ist es wirklich so, dass es immer häufiger zu Unfällen mit Motorrädern kommt? Und welchen Trend zeigen aktuelle Statistiken?

Mehrere Tote bei Motorradunfällen an einem Wochenende

Allein am Wochenende zwischen dem 11. und 13. August 2023 gab es mehrere Tote bei Motorradunfällen in der Region. Etwa auf der Landstraße 24 in der Eifel, auf der Kreisstraße 36 im Bergischen Land und auf der Grevenbroicher Straße in Bergheim.

Wie stark Unfälle saisonbedingt zunehmen, zeigt auch eine Statistik des NRW-Innenministeriums. Dabei sind es gerade nicht Wetterbedingungen wie Regen, Frost und Glätte, die sich in steigenden Unfallzahlen niederschlagen, sondern umgekehrt führen steigende Temperaturen auch zu mehr Motorradunfällen.

Die Zahlen zeigen den Durchschnitt an Verkehrsunfällen mit verunglückten Motorradfahrern aus den Jahren 2018 bis 2022. Während sich die Motorradunfälle in den kalten Monaten Januar und Februar im zweistelligen und niedrigen dreistelligen Bereich bewegen, schießen sie mit den steigenden Temperaturen im April bis Juni schlagartig in die Höhe.

Motorradfahrer sind auffallend oft Unfallverursacher

Dabei ist natürlich nicht das schöne Wetter die Ursache für Motorradunfälle, sondern lediglich der Grund für mehr Motorradfahrten. Wenn es um die tatsächliche Ursachensuche geht, sprechen die Daten eine deutliche Sprache.

„Bei 58 Prozent der Unfälle im Jahr 2022 mit Beteiligung eines Motorrads, hat dessen Fahrer den Unfall auch verursacht“, so ein Sprecher des NRW-Innenministeriums gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

ADAC zu Motorradunfällen: „Risiko viermal höher“

Auch der ADAC betont, dass Motorradfahrer überaus stark gefährdete Verkehrsteilnehmer sind. „Das Risiko eines Motorradfahrers, an einem Unfall beteiligt zu sein, ist viermal höher als bei anderen Verkehrsteilnehmern“, so Thomas Müther, Leiter Kommunikation der ADAC Nordrhein e.V.

Mithilfe der eigenen Unfalldatenbank hat der ADAC bundesweit 2500 schwere Verkehrsunfälle mit Biker-Beteiligung außerhalb von Ortschaften untersucht. Bei rund einem Drittel handelt es sich um Alleinunfälle, bei denen die Biker meist auf kurvigen Streckenabschnitten die Kontrolle über ihr Fahrzeug verlieren, stürzen und von der Straße abkommen.

Hauptursache bei Motorradunfällen: Überhöhte und nicht angepasste Geschwindigkeit

Bei knapp zwei Dritteln der Unfälle kollidieren die Motorradfahrer mit anderen Verkehrsteilnehmern. Bei mehr als der Hälfte davon handelt es sich um Abbiege- und Kreuzungsunfälle. Zu 80 Prozent kollidieren Motorradfahrer mit Pkw, so die Statistik des ADAC weiter.

Die Hauptursache ist hierbei überhöhte und nicht angepasste Geschwindigkeiten. „474 Unfälle mit Getöteten sind im Jahr 2022 auf das Fehlverhalten von Motorradfahrenden zurückzuführen. Davon betreffen 197 die Geschwindigkeit“, berichtet Seema Mehta vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat.

Experten warnen: Diese Personengruppe ist bei Motorradunfällen besonders gefährdet

Besonders erschreckend: Vor allem Fahranfänger und damit auch junge Motorradfahrer sind hochgradig gefährdet. Zahlen des Statistischen Bundesamts zufolge waren 37,2 Prozent der verunglückten und 20,0 Prozent der getöteten Motorradfahrer des Jahres 2021 im Alter von 15 bis 24 Jahren.

Bei Verkehrsunfällen, die der Motorradfahrer selbst verursacht hat, stellen sich die Ursachen im Einzelnen wie folgt dar (Auflistung des NRW-Innenministeriums nicht abschließend):1. Geschwindigkeit (48%) 2. Abstand (18%) 3. Überholen (12%) 4. Abbiegen / Wenden / Rückwärtsfahren / Ein - und Anfahren (5%) 5. Verkehrstüchtigkeit (4%)

Das NRW-Innenministerium weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass die Polizei insbesondere in der sogenannten Motorradsaison regelmäßig und gezielt Maßnahmen der Verkehrsüberwachung durchführt, um Unfälle wie diese zu verhindern. Schwerpunkte machen dabei explizit auch die Region im Großraum Köln/Bonn aus.

„Die Polizei NRW arbeitet weiter daran, Motorradfahrer auf die typischen Gefahren aufmerksam zu machen, aber auch andere Verkehrsteilnehmer (etwa Autofahrer) dafür zu sensibilisieren, dass sie beim Abbiegen ein besonderes Augenmerk auf die schlanke Silhouette der Motorradfahrer haben müssen“, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.