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Die Nacht zuvor im Wald verbrachtMetal-Fans aus der Region trotzen in Wacken dem Schlamm

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Gute Stimmung trotz Regen und Einlass-Stopp in Wacken. Der Schlamm macht das Vorankommen schwierig.

Gute Stimmung trotz Regen und Einlass-Stopp in Wacken. Der Schlamm macht das Vorankommen schwierig.

Das beliebte Metal-Festival Wacken hat wegen Regen einen Anreisestopp verhängt. Vor Ort ist die Stimmung trotzdem gut, berichten Besuchende.

Auf dem Weg zum „Infield“ bleiben Menschen im Schlamm stecken oder verlieren ihre Schuhe beim Laufen in schlürfender Matsch-Geräuschkulisse. Das Zelt steht teilweise verwaist im Regen, weil man nun doch nicht darin schlafen will.

Das Metal-Festival Wacken (W:O:A) in Schleswig-Holstein fällt ins Wasser, fast wortwörtlich, denn seit Tagen wird die Region von starkem Regen geplagt. Die Folge: Das Anreisen gestaltet sich schwierig. Denn, wer mit seinem Auto und der Camping-Ausrüstung auf das Gelände fahren will, muss teilweise sogar durch den Schlamm gezogen werden. Früh am Mittwochmorgen kam die Hiobsbotschaft für viele Fans, die noch anreisen wollen: kompletter Anreisestopp. Die Veranstalter teilten in den Sozialen Medien mit, dass die „vertretbare Besucherzahl“ erreicht sei.

Ich traue dem Zelt nicht und habe im Auto geschlafen.
Johanna aus Brühl, Besucherin bei Wacken.

„Wir hatten Glück. Wir sind schon am Montagmorgen hier gewesen, um 5 Uhr und waren um 8 Uhr auf dem Campingplatz“, berichtet Johanna aus Brühl. Sie ist mit einer ganzen Gruppe Freunde zum Festival gekommen und macht das auch schon seit Jahren so. Die 24-Jährige möchte nur mit ihrem Vornamen genannt werden.

„Wir sind froh, dass wir es drauf geschafft haben“, sagt Johanna. Sie beschreibt die Stimmung trotz des häufigen Regens und des Anreisestopps als entspannt. „Es ist schon sehr nass, wir versinken manchmal im Schlamm, je nachdem wo man ist. Manchmal bleibt man auch stecken. Aber die Lage ist trotzdem ruhig.“ Sie selbst habe dennoch im Auto geschlafen. „Ich traue dem Zelt nicht“, sagt Johanna lachend.

Besuchende des Wacken-Festivals bahnen sich unter Schwierigkeiten ihren Weg durch den Schlamm zur Bühne.

Der Schlamm auf dem Wacken-Gelände macht das Vorankommen schwierig.

Peter, ebenfalls aus Brühl, ist mit Johanna zusammen angereist und hat das Problem nicht. Auch er möchte nur mit Vornamen genannt werden. Peter hat trotz allem im Zelt geschlafen. Seine Begründung: „Ich bin auf Wacken noch nie abgesoffen.“ Auch der 29-Jährige geht mit der Situation gelassen um. „Ein bisschen Regen und Schlamm gehört für mich hier halt dazu.“ Es sei seiner Ansicht nach noch nicht so schlimm wie 2015, als das Festival wortwörtlich „abgesoffen“ sei. „Der Unterschied ist einfach, dass es damals erst am Mittwoch angefangen hat, so stark zu regnen. Da waren alle schon da.“

Ein Regenbogen spannt sich über den Campingplatz des Wacken-Festivals.

Ein Regenbogen zwischendurch bringt Hoffnung für den Verlauf des Wetters.

Aktuell komme zwischendurch sogar die Sonne heraus, sodass Sachen zum Trocknen aufgehängt werden könnten. „Das große Novum ist, dass es jetzt schon zur Anreise so matschig ist, dass es Probleme gibt“, bestätigt auch Johanna.

Wacken-Veranstalter lassen derzeit niemanden mehr auf das Gelände

Dass die Fans, die noch anreisen wollten oder jetzt vor „verschlossenen Türen“ stehen, frustriert seien, könne sie sehr gut verstehen. Auch auf dem Campingplatz sind Einzelne frustriert, weil sie schon da sind, aber Freunde noch nachkommen wollten. „Ich hoffe, dass Nachzügler vielleicht noch kommen können, zu Fuß oder so.“ Es sei zwar schade, dass die Anreise gestoppt wurde, doch es sei vernünftig, sagt Johanna.

Ein Bagger wird von Traktoren aus dem Schlamm gezogen.

Am Abend musste ein Bagger von Traktoren weggeschleppt werden, weil er im Schlamm in einen Graben gerutscht war.

Aktuell darf jedoch laut Veranstalter niemand mehr neu auf das Gelände. Es würden keine Zugangs-Bändchen mehr ausgegeben. „Jegliche weitere Anreise muss ab sofort gestoppt und abgebrochen werden. Zum ersten Mal in der Geschichte des W:O:A ist diese Entscheidung getroffen worden“, heißt es in der Mitteilung der Veranstalter vom Mittwochmorgen.

Peter hofft auf kreative Lösungen: „Es haben so viele Leute aus den Nachbardörfern angeboten, dass Besucher bei ihnen im Garten zelten dürften, die könnten dann doch noch zum Festival kommen.“

Die Stimmung beim Wacken-Festival ist trotz allem gut

Peter bewertet die Situation trotz allem als positiv und die Organisation der Veranstalter als gut. „Ich finde Wacken eigentlich immer sehr gut organisiert und die Veranstalter reagieren schnell, auch diesmal wieder.“ So sei erst gestern kurzfristig ein asphaltierter Flugplatz in der Nähe organisiert worden, wo die Leute zelten könnten. Dort seien schnell Toiletten und Essensstände aufgestellt worden, „sodass die Leute da gut versorgt sind.“

Hunderte Wacken-Besucher warten am Einlass. Gerade regnet es nicht.

Viele Besucherinnen und Besucher freuen sich trotz allem auf den Beginn des Musik-Festivals Wacken.

Die Stimmung lässt sich also vor Ort niemand vermiesen. Niklas Porz aus Hürth steht um 11.20 Uhr am Mittwoch in der Warteschlange zum Einlass. Der sei von 11 Uhr auf 11.30 Uhr wegen „wetterbedingter Arbeiten“ verschoben worden. Stattfinden soll trotzdem alles. „Hier sind eigentlich alle ziemlich happy. Wir freuen uns, dass es gleich losgeht und hoffen natürlich auch, dass irgendwie noch Leute auf das Gelände kommen können.“ Es gehe immerhin um grob die Hälfte der erwarteten Besuchenden, also rund 35.000 Menschen, die aktuell nicht mehr auf das Festival-Gelände dürften.

Die Kommunikation der Veranstalter sei dennoch gut. „Ich finde es vernünftig, die Anreise mit Autos zu stoppen. Aber ich bin zwiegespalten. Es wurde weniger Campingfläche freigegeben, wegen des Wetters. Ich wüsste also gar nicht, wo Leute noch Platz haben, die dazukommen. Aber es wäre natürlich trotzdem schön, wenn jetzt nicht so viele Leute verzichten müssten.“

Drei Freunde aus Siegburg schliefen im Wald, bis sie auf das Gelände konnten

Eine Anreise mit Hindernissen haben auch Timo Reek aus Siegburg und seine Freunde hinter sich. „Wir sind am Montag losgefahren“, erzählte der 29-Jährige. 50 Kilometer vor Wacken hielten sie erst einmal auf einem Parkplatz, schliefen später im Wald, weil die Veranstalter die Anreise gestoppt hatten.

Drei Besucher des Festivals vor dem schlammigen Boden an einer Bühne.

Spaß in Wacken trotz des miesen Wetters (von links): Timo Reek aus Siegburg mit Tom Thode aus Rendsburg und dessen Freundin Michelle Delfs

„Wir wussten ja nicht, wie es weitergeht“, aber immerhin „standen wir nicht mehr im Regen“. Nachrichten vom Festivalgelände ermutigten Timo und seine Kumpels zum frühen Aufbruch am Dienstag, „um 13 Uhr standen unsere Zelte“. Ein oder zwei Stunden Wartezeit vor der Einfahrt zum Gelände nahmen sie locker, „das hat man immer.“

„Ich bin seit 2016 jedes Jahr hier“, erzählt Timo Reek, „es ist schon speziell, weil man so viel Platz hat.“ In der Nacht zum Mittwoch hätten noch Trecker Autos auf das Gelände gezogen; auch jetzt gebe es noch Platz. „Relativ grün“ sehe es um das eigene Zelt aus, berichtet der Siegburger. Aber: „Sobald Du Richtung Festivalgelände gehst, wird es extrem“. Für den Weg zum ersten Konzert am Mittwochabend planten sie deshalb auch mehr Zeit ein als die sonst üblichen 20 Minuten.