Wer durch Zufall hier vorbeikommt, ohne sich vorher informiert zu haben, der wird nicht schlecht staunen. Es gelten jedoch wichtige Regeln.
„Auf eigene Gefahr“Wanderer müssen in diesem Wald im Rheinland an alten Kampfpanzern vorbei
„Ja, ich war schon etwas nervös, als ich das Schild am Eingang des Brander Waldes sah“, berichtet ein Wanderer von seiner Tour durch den Wald bei Aachen. Auf dem Schild steht in großen Lettern geschrieben: „Betreten auf eigene Gefahr!“ Nicht ohne Grund. Wanderer müssen hier unter anderem an vier alten Kampfpanzern vorbei.
Bei Aachener Familien ist die Strecke beliebt. Wer allerdings kein Einheimischer ist und sich erstmal ein Bild machen muss, der merkt sofort, dass es sich um eine Wandertour der etwas anderen Art handelt.
Unbedingt rote Fahne im Brander Wald beachten
Ortsunkundige sollten zuallererst beachten, dass es sich hier um einen Truppenübungsplatz handelt. Wer etwa auf den Parkplätzen rote Fahnen wehen sieht, der sollte von einem Spaziergang unbedingt Abstand halten.
Grundsätzlich ist der Zugang zum Brander Wald nämlich verboten. Nur an Wochenenden und an Feiertagen sowie an Werktagen ab 17 Uhr ist der Zutritt auf das Gebiet gestattet. Zu diesen Zeiten sind die roten Flaggen auch immer eingeholt und ein Spaziergang möglich.
Diese Regeln müssen Spaziergänger im Brander Wald beachten
Und auch dann, wenn der Truppenübungsplatz nicht genutzt wird, sind einige Regeln zu beachten. Abseits der Wege darf man sich nicht aufhalten. Einkehrmöglichkeiten sind nicht vorhanden und auch Bänke sind aufgrund von Truppenübungen nicht vorhanden.
Doch unabhängig davon kann man hier einige ziemlich ungewöhnliche und spannende Wanderungen unternehmen. Zumal es sich um das größte Naturschutzgebiet in Aachen zwischen Aachen-Brand und Stolberg handelt.
Internationale Bedeutung kommt dem Wald etwa durch das Vorkommen der Schlingnatter zu. Doch das Gebiet ist auch Lebensraum für viele nach der Roten Liste gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, wie etwa Borstgrasrasen, Weichholzauenwälder sowie Waldmeister-Buchenwald.
Düsterer Anblick im Brander Wald: Verlassene Panzer am Wegesrand
Außergewöhnlich wird die Gegend aber durch die verlassenen Panzer, an denen man im Brander Wald unerwartet vorbeikommt. Ein düsterer, dystopischer Anblick, den man sonst eigentlich nur von Nachrichtenbildern aus Kriegsberichten kennt.
An insgesamt vier Kampfpanzern müssen Wanderer bei ihrer Tour hier vorbei. Dabei handelt es sich um drei M47 Patton Panzer und einen M41 Walker Bulldog.
Die Kriegsfahrzeuge sind augenscheinlich nicht mehr einsatzbereit und teils stark verwittert. Teilweise wurden die alten Panzer mit Graffiti besprüht.
Einige Panzer sind stark verwittert und zugewuchert
Einer der Kampfpanzer steht direkt am Wegesrand und ist bereits von Weitem gut sichtbar. Wer darauf nicht gefasst ist, der könnte auf den ersten Blick annehmen, dass das Kriegsgerät noch funktionstüchtig ist.
Ein anderer Panzer steht quasi mitten auf dem Weg, während ein anderes Exemplar am Wegesrand in den Boden eingesackt scheint und von Büschen halb zugewuchert ist.
Umso näher man den Panzern kommt, umso deutlicher wird aber, dass ihre Tage längst gezählt sind. Für viele Einheimische haben die Kriegsfahrzeuge ihren Schrecken bereits verloren. Stattdessen gelten sie als beliebte Fotomotive und für Kinder sind sie zu Spielgeräten geworden.
Ernster Hintergrund für Panzer im Brander Wald
Der Hintergrund für die militärische Kulisse ist aber ernst. „Nach dem Zweiten Weltkrieg hat hier auch der Übungsbetrieb der belgischen und deutschen Streitkräfte seine Spuren hinterlassen“, schreibt das Portal Kultur Landschaft Digital (KuLaDig). Die Modelle stammen aus der Zeit des Kalten Krieges und wurden bereits nach den 1960er-Jahren ausgemustert.
Doch auch heute noch haben die Panzer eine Funktion: Sie dienen der Bundeswehr als sogenannte „Hartziele“. Das heißt, sie werden für Ausbildungszwecke als Beschussziele genutzt, allerdings im Brander Wald mit „blinder“ Übungsmunition.
Was Wanderer im Brander Wald neben Panzern noch finden
„Der Platz selbst wurde 1937 im Zusammenhang mit der Aufrüstung und des beschleunigten Ausbaus der Westbefestigung hergerichtet und in Betrieb genommen“, informiert KuLaDig. Spuren der Wiederaufrüstung des NS-Regimes im Dritten Reich sind noch zu sehen.
Als mehr oder weniger stark zerstörte Ruinen sind etwa vierzügige Höckerhindernisse und zwölf Bunker erhalten geblieben. Mit solchen Höckerlinien hatte man im Dritten Reich versucht, Panzerangriffe auf Bunkerstellungen zu erschweren.
Historische Tiefe, geschützte Tier- und Pflanzenarten, Sperrgebiet und Truppenübungsplatz, die Stadt Aachen bringt es auf den Punkt: „Die Landschaft des Brander Waldes ist sehr vielgestaltig.“