AboAbonnieren

Wetterausblick für Köln„Es wird die Hitzewelle geben“

Lesezeit 4 Minuten
Hitzwelle Köln neu 110722

Meteorologen erwarten Mitte Juli eine Hitzewelle in Deutschland.

  1. Die Wetterprognosen für das Rheinland lassen eine Hitzeperiode erwarten
  2. Einzelne Modelle schlagen extrem aus, doch Modellrechnungen mehrere Tage in die Zukunft sind oft unzuverlässig
  3. Dennoch dürfte es ab dem kommenden Wochenende sehr heiß werden

Köln – Es soll heiß werden in Deutschland und auch im Rheinland, darin sind die Experten sich einig – doch wie hoch die Temperaturen klettern, ist unsicher.

Ines Wiegand, Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst, erklärt die Wetterphänomene grundsätzlich so: „Es gibt Kalt- und Warmfronten, das sind Luftmassenwechsel, die in aller Regel mit Wetter einhergehen – das bedeutet dann so etwas wie Regen. Bei einer Warmfront wird es dahinter wärmer, bei einer Kaltfront kälter.“

Die bevorstehende Hitze sei darauf zurückzuführen, dass von irgendwoher sehr viel warme Luft einströmt. Plus Sonnenschein ergebe das hohe Temperaturen. Sonnenschein aber, erklärt die Meteorologin, „ist genaugenommen das Ausbleiben von Wetter“.

Amerikanisches Prognose-Modell GFS in den Schlagzeilen

Meteorologe Jörg Kachelmann kritisiert via Twitter „geltungssüchtige Wetterinäre“, die für Deutschland Temperaturen von 45 Grad vorhersagen. Heiß werde es auch seiner Auffassung nach, doch was in einer Woche geschehe, lasse sich jetzt schlichtweg nicht seriös prognostizieren.

Das Global Forecast System (GFS) ist ein globales numerisches Wettervorhersagemodell, das vom National Weather Service der Vereinigten Staaten betrieben wird. Auf dieses Modell gehen Vorhersagen mit Temperaturen von 40 bis 45 Grad zurück.

GFS, so Ines Wiegand vom Deutschen Wetterdienst, arbeite mit einer relativ großen Auflösung, die vor allem die untersten Schichten des Wettergeschehens nicht besonders gut repräsentieren könne. Deutschland und Europa nutzen hingegen eigene Wettermodelle, und diese prognostizieren ab Sonntag – also auf einen noch großen Zeitraum bezogen – heiße Temperaturen.

Enorme Unterschiede in den Prognosen

„Das heißt, zu dieser Hitze wird es in jedem Fall kommen, doch es gibt große Spannen, was die Maximalwerte betrifft. Das schwankt bis zu einem Wert von zehn Grad. Die Spannbreite bewegt sich also zwischen 30 und 40 Grad“, so Wiegand.

Insgesamt gilt GFS unter Meteorlogen als nicht besonders vertrauenswürdig. Allein, was die Vorhersagen der unmittelbar nächsten Tage betrifft, sind sich die Modelle, ob das amerikanische GFS oder die deutschen und europäischen Modellketten, sehr ähnlich. Das bezieht sich auf einen Zeitraum von drei oder auch vier Tagen. GFS wird allerdings gerne benutzt, weil es eines der wenigen Modelle ist, die überhaupt Vorhersagen für zwei Wochen rechnen.

„Diese Werte sind vor allem im oberen Bereich aktuell nicht überzeugend“, sagt die Meteorologin. Was man jetzt bereits sagen könne: es wird heiß. Wie heiß genau, können man eine Woche im Voraus aber nicht genau sagen.

Wie Wettermodelle funktionieren

Wettermodelle unterscheiden sich auf verschiedenen Ebenen. Unter anderem dadurch, wie man die Physik des Wetters umbaut, wie man sie in einem Modell darstellt. Und es geht um die Wege, auf denen man zu seinen Ergebnissen kommt – da spielen mathematische Gleichungssysteme eine entscheidende Rolle, die nichts mehr mit Schulmathematik zu tun haben.

Mit welchen Ausgangsdaten füttert man die Modelle überhaupt? Wettermodelle spannen ein Netz von Gitterpunkten um den Erdball - Wetter findet modellhaft nur an diesen Punkten statt. Dort werden die mathematischen Gleichungen gelöst. Entscheidend für die Präzision eines Modells ist die Anzahl der Gitterpunkte: Je größer der Abstand zwischen den Punkten ist, desto gröber fällt das Modell aus und desto schlechter sind die Ergebnisse, die bei den Rechnungen herauskommen.

Umgekehrt gilt, je näher die Punkte beieinanderliegen, desto feiner ist das Modell. Das erfordert allerdings eine stark steigende Rechner- und Speicherleistung, denn man operiert mit sehr viel mehr Daten. Das betrifft eben auch den zeitlichen Vorhersagehorizont.

Kühles Wochenende, jetzt steigende Temperaturen

Dass die Temperaturen schwanken, sollte man als normale Entwicklung betrachten, findet Meteorologin Wiegand. „Dass wir in Mitteleuropa einen Wechsel zwischen wärmeren und kälteren Luftmassen erleben, ist nicht ungewöhnlich und auch übers ganze Jahr betrachtet vollkommen normal.“ Was nicht normal sei, seien lang anhaltende Hochdruckphasen, die in den vergangenen Jahren registriert worden seien. „Daran gewöhnt man sich als Mensch sehr schnell, das definiert man dann als das neue Normal.“

Klimawandel macht sich bemerkbar

Grundsätzlich werden durch den Klimawandel Wetterlagen persistenter, das heißt, sie halten länger an. Mit allen Konsequenzen zum Beispiel für die Landwirtschaft, die durch lange Trockenperioden in größte Schwierigkeiten gerät. Oder für die Gesundheit insbesondere älterer Menschen, die im Sommer unter langen Hitzeperioden leiden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Was sagt die Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes, Ines Wiegand. Wie wird das Wetter in Deutschland?

„Wenn es so kommt, wie es die glaubwürdigeren Modelle, also nicht GFS, vorhersagen, dann liegen wir für die kommenden Tage bei Temperaturen zwischen 33 und 36 Grad. Das wären drei Grad mehr, als die aktuelle Vorhersage prognostiziert. Aber: Es handelt sich um eine Vorhersage, die auf eine Woche bezogen ist. Da muss man schon ein wenig vorsichtig sein. Meine persönliche Meinung ist: Es wird die Hitzewelle geben, doch wie stark sie ausfällt, kann man noch nicht sagen. Aber die 40, geschweige denn die 45 Grad sehe ich nicht.“