Dürre in DeutschlandDroht uns ein Wassermangel wie in Italien?
Berlin – Das Wetter mit teilweise hohen Temperaturen und zugleich wenig Niederschlag macht der Natur in Deutschland zu schaffen. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Böden in der Bundesrepublik derzeit trocken oder sogar extrem trocken. Lediglich an der dänischen Grenze sowie in Südbayern gibt es noch größere Flächen, die ausreichend feucht sind. Einen flächendeckenden, akuten Wassermangel fürchten Experten derzeit zwar nicht. Dennoch sind Umwelt- und Kommunalverbände alarmiert.
Wassermangel hat Auswirkungen auf Mensch und Umwelt
„Hitzewellen machen nicht nur unserem Kreislauf zu schaffen. Tropische Temperaturen und langanhaltende Trockenheit setzen auch die kommunale Wasserwirtschaft unter Stress“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, dem RND. „Wir haben auch in diesem Sommer regionale Hotspots, in denen es besonders trocken ist.“
„Problematisch ist der drastisch steigende Wasserbedarf, insbesondere von der Landwirtschaft, aber auch von Privathaushalten“, sagt Bernd Düsterdiek vom Städte- und Gemeindebund (DStGB) dem RND. Die Nutzung von Rasensprengern und die Befüllung von Pools könne für manche Regionen zum Problem werden.
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Die Wasserknappheit hat aus Sicht von Till Hopf, Experte für Biodiversität beim NABU, erhebliche Folgen für die Natur. „Die Trockenheit der letzten Jahre hat dazu geführt, dass die Vegetation bereits vielfach vorgeschädigt ist, das kann sich nun natürlich noch weiter verschärfen“, sagt Hopf. „Aktuell habe ich den subjektiven Eindruck, dass die typischen Trockenphänomene sogar einige Wochen früher einsetzen als in den letzten Jahren“, so Hopf.
Kommunen regulieren Wasserverbrauch
Doch was tun gegen den Wassermangel? Schon jetzt regulieren viele Kommunen die Wasserentnahme. In Potsdam etwa darf seit Ende Juni kein Wasser aus Seen, Flüssen oder Gräben abgepumpt werden. Auch etwa der Landkreis Altenburger Land (Thüringen) will seinen Wasserhaushalt durch ein solches Verbot schützen. Zahlreiche Kommunen geben zudem Tipps zum Wassersparen an die Bürger aus.
Die Umweltexperten sind sich jedoch darin einig, dass weitere Schritte notwendig sind. Als mögliche Maßnahmen zählt Hopf etwa die Wiederherstellung von Feuchtgebieten und die Renaturierung von Gewässerläufen und Flussauen auf. Langfristig sei die Bekämpfung der Klimakrise im Sinne des Pariser 1,5-Grad-Ziels zentral dabei, das Wasserproblem in den Griff zu bekommen.
„Je eher ein Gewässer in einem guten ökologischen Zustand ist, desto größer ist seine Resilienz“, sagte auch der Referent für Gewässerpolitik des BUND, Sascha Maier. Ein Gewässer im guten Zustand könne nach Trockenheit leichter in den Ausgangszustand zurückkehren als ein bereits vorgeschädigtes.
BUND will Wasserentgelt reformieren
Der BUND fordert zudem einheitliche Regeln zum Wasserentnahmeentgelt. Dieses erheben die meisten Bundesländer für die Entnahme von Wasser – über die Höhe der Gebühren entscheidet jedes Land selbst. „Wirtschaftszweige, die Wasser nutzen, sollten nicht von der Entrichtung eines Wasserentnahmeentgeltes ausgenommen werden können“, sagt Maier. Für die großen Wassernutzer wie Landwirtschaft, Energieversorgung und Bergbau fordert Maier höhere Abgaben als für die Entnahme von Trinkwasser.
Die Einnahmen aus dem Wasserentnahmeentgelt sind aus Maiers Sicht auch notwendig, um die europäische Wasserrahmenrichtlinie umsetzen zu können. Diese sieht vor, dass bis 2027 alle Gewässer einen guten ökologischen Zustand erreichen sollen. „Deutschland ist auch deshalb noch weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen, weil finanzielle und personelle Ressourcen für die nötigen Maßnahmen fehlen“, sagt Maier.
Fernleitungen für Wasser könnten gebaut werden
Kommunalvertreter Düsterdiek fordert, in die Wasserrückhaltung und nach Möglichkeit in die Grundwasseranhebung zu investieren. „Der Neubau von Talsperren darf kein Tabuthema sein, auch wenn die Planung und Umsetzung Jahre dauert“, fordert er. Erforderlich seien zudem wassersparende Beregnungstechniken und der Anbau von Pflanzen, die mit wenig Wasser auskommen.
Schon jetzt sei es zudem notwendig, Fernleitungen auszubauen, um regionale Unterschiede ausgleichen können, so Düsterdiek. „Leitungen beispielsweise mit einer Länge von über 100 Kilometern, baut man nicht in ein, zwei Jahren“, erklärt der Experte. „Wir brauchen deshalb auch ein Investitionsbeschleunigungsgesetz für die kommunale Wasserwirtschaft.“