Russland hat mit den USA, Deutschland und weiteren Staaten den größten Gefangenenaustausch seit dem Ende des Kalten Krieges durchgeführt.
Einst in Köln tätiger AnwaltGefangenenaustausch mit Russland: Wer sind die Häftlinge?
Deutschland, die USA und weitere westliche Staaten haben im größten Gefangenentausch mit Russland seit dem Kalten Krieg 24 Häftlinge freigelassen, berichtet das russische Investigativmagazin „The Insider“. Acht Inhaftierte aus dem Westen sollen gegen 16 in Russland festgehaltene Personen getauscht worden sein. Insgesamt sollen es aber 26 Personen sein. Wer sind die Freigelassenen (soweit bekannt)?
Wen hat der Westen freigelassen?
Tiergartenmörder Wadim Krassikow
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Der wohl bekannteste Häftling, den der Westen freiließ, ist der russische Geheimdienstmitarbeiter Wadim Krassikow, besser bekannt als Tiergartenmörder. Im August 2019 erschoss der Agent den tschetschenisch-georgischen Rebellenkommandeur Selimchan Changoschwili im Berliner Tiergarten. Im Dezember 2021 war Krassikow vom Berliner Kammergericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte sich bereits mehrmals für seine Freilassung durch einen Gefangenenaustausch ausgesprochen.
German Moyzhes
Der deutsch-russische Staatsbürger wurde im Mai 2024 wegen Hochverrats angeklagt. Der Kölner Anwalt und Radsportaktivist war bislang noch nicht verurteilt worden.
Artem Dultsev und Anna Dultseva
Das russische Ehepaar wurde Ende 2022, als es sich unter falschen Identitäten in Slowenien aufhielt, verhaftet. Beide bekannten sich erst am Mittwoch der Spionage und Dokumentenfälschung schuldig.
Pavel Rubtsov („Pablo Gonzales“)
Der russische Geheimdienstler gab sich als spanischer Journalist namens Pablo Gonzales aus. Im Februar 2022 wurde er an der polnisch-ukrainischen Grenze festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, sich als Journalist ausgegeben zu haben, um Informationen für russische Geheimdienste zu sammeln.
Roman Seleznev
Der russische Hacker ist laut US-Staatsanwälten ein „Pionier“ im Kreditkartenbetrug. Seleznev wurde in den USA zu 27 Jahren Haft verurteilt.
Vladislav Klyushin
Der russische Geschäftsmann wurde im September 2023 wegen Insiderhandels zu neun Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Festnahme in der Schweiz im Jahr 2021 wurde er an die USA ausgeliefert.
Mikhail Mikushin
Mikushin arbeitete an der Arktischen Universität Tromsø und gab sich als brasilianischer Staatsbürger namens José Assis Giammaria aus. Im Mai 2022 wurde er in Norwegen wegen des Verdachts auf Spionage angeklagt.
Wadim Konoschtschenok
Im November 2022 wurde Konoschtschenok in Estland festgenommen. Er war Teil einer Schmugglergruppe, die Hightechausrüstungen aus den USA über die EU an russische Staatsunternehmen verkaufte. Das Netzwerk konnte Aufträge in einem Gesamtwert von über 60 Millionen US-Dollar sichern.
Wen lässt Russland raus?
Evan Gershkovich
Der Russland-Korrespondent des „Wall Street Journal“ wurde im März 2023 in Jekaterienburg verhaftet und vor zwei Wochen zu 16 Jahren Lagerhaft verurteilt. Russland wirft ihm vor, im Auftrag des US-amerikanischen Geheimdiensts CIA ein russisches Rüstungsunternehmen ausspioniert zu haben. Gershkovich hat die US-amerikanische und die russische Staatsbürgerschaft.
Wladimir Kara-Murza
Kara-Murza ist ein russischer Oppositionspolitiker und Journalist. Russland wirft ihm unter anderem die Verbreitung falscher Informationen über die russische Armee und Hochverrat vor. Im April 2023 wurde er zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Er ist einer der bekanntesten russischen Kremlkritiker und Protegé des 2015 erschossenen Oppositionspolitikers Boris Nemtsow.
Paul Whelan
Whelan ist US-amerikanischer Staatsbürger und ehemaliger US-Marinesoldat. Er wurde 2018 in Moskau verhaftet, als er für die Hochzeit eines Freundes zu Besuch war. Wegen angeblicher Spionage wurde Whelan zu 16 Jahren Haft verurteilt.
Ilja Jaschin
Wie auch Kara-Murza wurde Jaschin wegen der angeblichen Verbreitung „falscher Informationen“ über die russische Armee verhaftet. Im Dezember 2022 wurde der russische Oppositionspolitiker von einem Moskauer Gericht zu achteinhalb Jahren Strafkolonie verurteilt.
Alsu Kurmasheva
Der Journalistin wird vorgeworfen, sich nicht als sogenannte „ausländische Agentin“ registriert und „falsche Informationen“ über die russische Armee verbreitet zu haben. Kurmasheva lebt in Prag und wurde festgenommen, als sie aus familiären Gründen nach Russland reiste. Sie hat die US-amerikanische und die russische Staatsbürgerschaft. Ein russisches Gericht verurteilte sie vor zwei Wochen zu sechseinhalb Jahren Haft.
Oleg Orlow
Oleg Orlow ist der Leiter der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial. In einem Artikel soll er die russische Armee diskreditiert haben. Der 70-Jährige wurde erst im Februar 2024 zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Memorial wurde 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Aleksandra Skochilenko
Die russische Künstlerin wurde im April 2022 festgenommen. Sie soll „falsche Informationen“ über die russische Armee verbreitet haben. Im November 2023 wurde Skochilenko zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Andrej Piwowarow
Piwowarow ist der ehemalige Leiter von Open Russia – einer politischen Organisation, die von Michail Chodorkowski gegründet wurde. Ihm wird die Beteiligung an den Aktivitäten einer „unerwünschten Organisation“ vorgeworfen. Im Juli 2022 wurde Piwowarow zu vier Jahren Haft verurteilt.
Xenia Fadejewa
Die Russin ist die ehemalige Leiterin von Alexey Navalnys Hauptquartier in Tomsk im Osten Russland. Fadejewa saß seit 2020 im städtischen Parlament der Stadt Tomsk. Ihr wird vorgeworfen, sie habe ihre Position als Politikerin ausgenutzt, um eine extremistische Gemeinschaft zu organisieren. Ende 2023 wurde sie zu neun Jahren Strafkolonie verurteilt.
Lilia Chanysheva
Chanysheva leitete das Hauptquartier von Alexey Navalny in Ufa. Die Stadt liegt ungefähr 1400 Kilometer westlich von Moskau. Sie wurde unter anderem wegen der angeblichen Gründung einer extremistischen Gemeinschaft angeklagt. Die Staatsanwaltschaft forderte zuletzt eine zwölfjährige Haftstrafe.
Wadim Ostanin
Er leitete das Hauptquartier Nawalnys in Barnaul, ungefähr 3600 Kilometer westlich von Moskau. Wie Fadejewa und Chanysheva wird auch er der angeblichen Gründung einer extremistischen Gemeinschaft beschuldigt. Im Dezember 2021 wurde er festgenommen, und im Juli 2023 zu neun Jahren Haft verurteilt.
Rico K.
Der deutsche Staatsbürger wurde im Oktober 2023 in Belarus festgenommen. Dem ehemaligen Sanitäter des Deutschen Roten Kreuzes wird vorgeworfen, im Auftrag der Ukraine als Tourist getarnt nach Belarus gereist zu sein. K. wurde im Juni 2024 zum Tode verurteilt. Erst am vergangenen Dienstagabend hob der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko das Todesurteil auf.
Kevin L.
Im Dezember 2023 wurde der damals 18-jährige L. wegen Hochverrats zu vier Jahren Haft verurteilt. L. hat die deutsche und die russische Staatsbürgerschaft.
Demuri (Dieter) V.
Der deutsch-russische Journalist wurde 2021 während eines Besuchs in Russland festgenommen. Im März 2023 wurde er von einem Moskauer Gericht wegen angeblichen Hochverrats zu 13 Jahren Haft verurteilt.
Patrick S.
S. wurde bei seiner Einreise nach Russland verhaftet. Dem Deutschen wird vorgeworfen, Drogen nach Russland geschmuggelt zu haben, weil er THC-Gummibärchen bei sich trug. Er war bislang nicht verurteilt worden.