KommentarDie Bundesregierung sollte sich hüten, Frieren gesetzlich zu verordnen
Keine Frage: Kreatives Nachdenken ist erlaubt, und je größer ein Problem ist, desto unkonventionellere Ideen für dessen Lösung sind gefragt. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hat nun nachgedacht, wie sich der deutsche Gasverbrauch kurzfristig senken und damit die Abhängigkeit von Putins Russland verringern lässt. Und er ist tatsächlich auf eine unkonventionelle Lösung gekommen.
Der Staat, so Müller, solle Vermieter zeitweise von ihrer Pflicht entbinden, die Heizungsanlage in der kalten Jahreszeit so einzustellen, dass eine Mindesttemperatur zwischen 20 und 22 Grad Celsius in den Wohnungen erreicht werden kann. Industrieunternehmen will Deutschlands oberster Netzwächter mit Prämien zum Gassparen anhalten.
Bevormundung durch den Staat
Beides sollte die Politik nicht tun. Mietern per Gesetz eine kältere Wohnung zu verordnen, würde nicht nur das persönliche Wohlbefinden vieler Menschen verschlechtern, es wäre auch eine Bevormundung durch den Staat - und eine soziale Ungerechtigkeit. Denn Eigenheimbesitzer wären von der Einschränkung gar nicht betroffen. Sie könnten die Temperatur weiter so sehr erhöhen, wie es ihnen gefällt.
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Auch die Idee, der Industrie Gaskontingente abzukaufen, klingt nur bei oberflächlicher Betrachtung klug. Denn erstens haben Unternehmen – wie Privatleute auch – schon wegen der hohen Kosten einen Anreiz, so wenig Kilowattstunden zu verbrauchen wie irgend möglich. Und zweitens wären Mitnahmeeffekte vorprogrammiert. Schlimmstenfalls könnte die Sparprämie sogar einen staatlich finanzierten Konjunktureinbruch zur Folge haben.
Die Politik sollte sich das Geld sparen, und lieber in den Kauf des aktuell teuren Gases auf dem Weltmarkt sowie die Entlastung unterer Einkommensgruppen investieren. Damit wäre allen mehr geholfen.