Fast zwei Jahre nach dem Beginn der Pandemie sollte man meinen, die Zahlenbasis über das Coronavirus sei so umfassend, dass Entwicklungen immer besser vorhergesehen werden können. Doch gerade bei einer Pandemie gilt ganz offensichtlich das dem Schriftsteller Mark Twain zugeschriebene Bonmot: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“
Nüchtern betrachtet wird gerade ziemlich viel im Nebel gestochert. Niemand weiß bisher sicher, wie ansteckend und gefährlich Omikron wirklich ist. Es gibt erste Hinweise zum Beispiel aus Großbritannien, aber zuverlässige Daten fehlen.
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Niemand weiß bisher auch, wie stark Deutschland schon betroffen ist, weil in den Feiertagen nur wenig getestet wurde. Und niemand hat einen Überblick darüber, wie Omikron hierzulande wirkt. Denn in jedem Land entsteht eine eigene Dynamik, weil nicht nur die Impfquoten unterschiedlich hoch sind, sondern zum Teil auch mit anderen Vakzinen und nach anderen Regeln geimpft wird.
Für eine pandemiemüde Bevölkerung braucht es Zahlen
Sicher ist nur, dass der Infektionsverlauf deutlich schneller ist als bei der Delta-Variante, sodass die Quarantäne- und Isolationsfristen verkürzt werden können, ohne die Sicherheit zu gefährden. Vorbildlich agiert hier Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der dazu zusammen mit Wissenschaftlern des Robert Koch-Instituts ein in sich schlüssiges Konzept erarbeitet hat. Die Ministerpräsidentenkonferenz sollte es am Freitag so beschließen, um die Funktionsfähigkeit des Landes zu sichern.
Für weitere Beschlüsse ist es allerdings zu früh. Zwar spricht nichts dagegen, die Menschen auf strengere Kontaktbeschränkungen einzustimmen für den Fall, dass sich tatsächlich eine Überlastung der Kliniken abzeichnet. Doch dazu müssen validen Zahlen vorliegen.
Vermutungen allein reichen nicht. Ansonsten besteht das Risiko, dass die ohnehin pandemiemüde Bevölkerung nicht mehr mitzieht.