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Kommentar zu Clubhouse-DiskussionRamelow hat mit Frivolität eine Grenze überschritten

Lesezeit 2 Minuten
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Bodo Ramelow

  1. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow ist der extrovertierteste Ministerpräsident Deutschlands.
  2. Das hat sympathische Züge.
  3. Doch mit seinem Auftritt im Clubhouse hat er eine Grenze überschritten, kommentiert Markus Decker.

Berlin – Bodo Ramelow – so viel kann man gewiss sagen – ist der extrovertierteste Ministerpräsident Deutschlands. Das zeigt sich im realen Leben – etwa wenn er den AfD-Politiker Stefan Möller einen „widerlichen Drecksack“ nennt. Das zeigt sich aber vor allem in den sozialen Netzwerken, wo sich der 64-jährige Linke zuweilen als eine Art Entertainer betätigt. Was Ramelow am Wochenende im Clubhouse veranstaltete, ging über das bisher Dagewesene noch hinaus. Es überschritt Grenzen.

Das gilt zunächst für das Clubhouse selbst. Die App hat nämlich gleich drei Schönheitsfehler: Sie funktioniert nur auf iPhones und iPads, schließt die Nutzer aller Android-Geräte also aus. Sie saugt die Kontaktdaten ihrer Nutzer ab. Und sie erweckt den Eindruck, als seien die Teilnehmer dort unter sich und könnten im Vertrauen reden. Letzteres ist natürlich blanker Unsinn, wenn an derartigen Runden wie in Ramelows Fall 3500 Menschen und mehr teilnehmen.

Zweifelhafte Regeln

Jeder Schönheitsfehler für sich sollte es Politikern zweifelhaft erscheinen lassen, ins Clubhouse zu gehen. In der Summe gilt dies erst recht. Die App ist ein „Tollhouse“ mit dubiosen Regeln. Und sie bringt die politische Kommunikation dem Wahnsinn ein Stück näher. Diese hat sich aus den dafür vorgesehenen Institutionen ohnehin zunehmend ins Netz verlagert, was zur Verwilderung der Sitten beiträgt. Das Clubhouse hat seine Berechtigung im Alltagsleben, weil Verständigung wegen der Pandemie im Wirtshaus nicht stattfinden kann. Das erklärt auch den Hype um die App.

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Ramelow überschreitet ferner eine Grenze, wenn er einräumt, in der digitalen Ministerpräsidentenkonferenz Candy Crush zu spielen – und wenn er die Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland als „Merkelchen“ bezeichnet. Beides wirkt frivol in Zeiten, in denen es auf Intensivstationen coronabedingt um Leben und Tod geht. Es wirkt auch so, als nähme zumindest ein Teilnehmer diese Konferenz nicht ganz ernst. Wie aber sollen sie dann Bürger ernst nehmen?

Der Lächerlichkeit preisgegeben

Man sollte Institutionen nicht der Lächerlichkeit preisgeben, schon gar nicht, wenn diese Institutionen in der Verfassung nicht vorgesehen sind und ihre Legitimation sowieso in Frage steht.

Für das Wort „Merkelchen“ hat Bodo Ramelow sich jetzt entschuldigt. Dennoch muss er aufpassen. Wirklich.