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Kommentar zu LambrechtNicht alles was erlaubt ist, ist auch angebracht

Lesezeit 3 Minuten
Lambrecht EU-Flagge

Verteidigungsministerin unter Druck: Christine Lambrecht (SPD)

Was rechtlich nicht zu beanstanden ist, kann politisch desaströs sein. Bei dem Umstand, dass Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) ihren Sohn in einem Helikopter mitnahm, der nur Vertretern der Staatsspitze zur Verfügung steht, verhält es sich so.

Lambrecht durfte ihren Sohn offenbar mitnehmen. Denn offizielles Ziel des Fluges war ein Truppenbesuch in Norddeutschland. Nach Angaben des Ministeriums trägt die Hausherrin die Kosten. Freilich schloss sich an den Truppenbesuch wohl ein gemeinsamer Osterurlaub auf Sylt an.

Damit steht der Verdacht im Raum, eigentliches Ziel sei in Wahrheit gar nicht die Truppe gewesen, sondern jene Insel in der Nordsee, mit der viele Deutsche einen Hauch von Luxus verbinden. Das ist nicht gut. Nein, das ist gar nicht gut. Für Urlaubsreisen ist die Regierungsflotte nicht gedacht. Das ist die Luftwaffe, nicht die Lufthansa.

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Schwaches Bild im Amt

Lambrecht ist ohnehin angezählt. Sie ist nicht vom Fach. Sie kommuniziert unglücklich. Und sie gibt bei zentralen Themen ihres Hauses ein eher schwaches Bild ab: bei den Waffenlieferungen an die Ukraine und der Verwendung des Sondervermögens für die Bundeswehr von 100 Milliarden Euro. Bei den Waffenlieferungen geben die Grünen und die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), den Takt vor, beim Sondervermögen schließt sich Kanzler Olaf Scholz (SPD) dem Vernehmen nach direkt mit Generalinspekteur Eberhard Zorn kurz.

In Medien häufen sich kritische Kommentare über die Ministerin. Unter dem Strich entsteht der Eindruck, dass ihr das Amt und die Bundeswehr fremd bleiben.

Sich zusätzlich fragwürdige private Eskapaden zu leisten, wäre schon in normalen Zeiten riskant. In Zeiten wie diesen ist es instinktlos. Immerhin erleben wir gerade den ersten großen Krieg in Mitteleuropa seit 1945; im Fernsehen gibt es Bilder von Toten und Verwundeten in der Ukraine. Und immerhin werden deutsche Soldaten für Monate unter wenig komfortablen Umständen an die Nato-Ostflanke verlegt, um dort einen etwaigen russischen Angriff abzuwehren.

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Schon dass sich Lambrecht selbst beim Sylt-Urlaub präsentierte, war grenzwertig. Dass ihr Sohn nun bei Instagram Fotos aus dem Regierungshelikopter postet, und das nicht zum ersten Mal, ist leider mehr als das. Es offenbart einen erschreckenden Mangel an Sensibilität für die Situation. Derlei verbietet sich von selbst. Wenn man schon meint, es sich gut gehen lassen zu müssen, dann sollte man das Publikum nicht mit der Nase darauf stoßen. Schließlich gingen in der Osterzeit große Teile des Bundeskabinetts legitimer Weise in die Ferien – mit Ausnahme des Kanzlers. Doch allein von der Verteidigungsministerin sind Bilder überliefert.

Erinnerung an Rudolf Scharping

Das ist umso problematischer, als sich bei kundigen Zeitgenossen unmittelbare Assoziationen einstellen – an den sozialdemokratischen Verteidigungsminister Rudolf Scharping nämlich, der sich im August 2001 mit seiner Geliebten in einem Swimmingpool auf Mallorca zeigte, als deutsche Soldaten kurz vor einem gefährlichen Einsatz in Mazedonien standen und eine Urlaubssperre verordnet bekamen. Scharping wurde dann bald abgelöst.

In der Bundeswehr genießt die heutige Ministerin wenig Rückhalt. Im Regierungsviertel ist es ähnlich. Setzt sich die Erosion von Vertrauen in dieser Kriegszeit fort, stehen Christine Lambrecht noch dreieinhalb schwierige Jahre bevor. Es ist hohe Zeit, sich am Riemen zu reißen.