Kommentar zu Lauterbachs PflegevorschlagRichtiger Ansatz, falsche Methode
Berlin – Karl Lauterbach kommt endlich in die Puschen. Nachdem er vor einigen Tagen die längst überfälligen Pläne zur Deckung des Rekorddefizits in der gesetzlichen Krankenversicherung vorgelegt hat, folgte nun ein Konzept, um die drängenden Personalprobleme in der Krankenpflege anzugehen. Die Kliniken sind chronisch unterbesetzt, die Belastung ist extrem hoch, die Gesundheit der Beschäftigten - und wohl auch die der Patientinnen und Patienten – leidet unter den unhaltbaren Zuständen. Die Mitarbeitenden können und wollen das nicht länger hinnehmen: Bereits seit Anfang Mai wird in den Unikliniken in Nordrhein-Westfalen gestreikt.
Der Ansatz von Lauterbach, einheitliche Vorgaben für eine angemessene Personalausstattung einzuführen, ist grundsätzlich richtig. Es gibt allerdings drei Probleme, die dazu führen werden, dass der Erfolg begrenzt sein wird. Erstens setzt Lauterbach auf ein System, dass den bürokratischen Aufwand für die Pflegenden erhöht und am Ende trotzdem nur ungenaue Ergebnisse liefert. Denn es wird zwar ein Pflege- und damit ein Personalbedarf ermittelt, dabei aber nicht zwischen examinierten Pflegenden und Hilfskräften differenziert, was in der Praxis einen großen Unterschied macht.
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Zweitens führen Personalvorgaben noch längst nicht dazu, dass die neuen Stellen auch besetzt werden können, schließlich ist der Arbeitsmarkt leer gefegt. Der Beruf muss also zusätzlich durch höhere Löhne und die Übertragung von mehr Verantwortung aufgewertet werden. Und drittens ist dringend eine Klinikreform nötig, ohne die die Personalprobleme nie lösbar sein werden. Im internationalen Vergleich gibt es in Deutschland bezogen auf die Bevölkerung eigentlich genug Pflegekräfte. Das Problem ist jedoch, dass hierzulande viel zu viel operiert wird. Das lässt sich nicht mit dem Gesundheitszustand der Bevölkerung erklären, wohl aber mit falschen ökonomischen Anreizen für die Kliniken. (rnd)