Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat mit Besorgnis auf die steigende Zahl von Personalausfällen durch Corona-Erkrankungen und Quarantäne reagiert. „Aus allen Bundesländern erreichen uns Meldungen, dass einzelne Stationen und Abteilungen auch wegen Personalmangel abgemeldet werden müssen“, sagte DKG-Vorstandschef Gerald Gaß dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Vermehrt seien die Kliniken gezwungen, zeitweise auch die Notaufnahmen bei den Rettungsleitstellen abzumelden. „Diese Situation besorgt uns erheblich mit Blick auf den bevorstehenden Herbst“, betonte Gaß. Während die Zahl der Corona-infizierten Patienten auch auf den Intensivstationen die Kliniken nicht überlaste, seien die teils massiven Personalausfälle das Hauptproblem.
Stationen in Kiel und Lübeck vorübergehend geschlossen
Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) hatte bereits in der vergangenen Woche angekündigt, an den Standorten Kiel und Lübeck Stationen vorübergehend zu schließen. FDP-Vize Wolfgang Kubicki sprach sich mit Blick auf die Personalengpässe für kürzere Quarantänezeiten für das Klinikpersonal aus.
Im Deutschlandfunk sagte der Bundestagsvizepräsident am Montag, Länder und Gesundheitsämter könnten dies in eigener Zuständigkeit regeln. Das bis zum 23. September in der aktuellen Form geltende Infektionsschutzgesetz räume diese Möglichkeit ein. Kubicki sprach sich für mögliche Freitestungen mit einem Schnelltest schon nach drei Tagen aus. Bisher gelten fünf Tage.
Lauterbach schließt Schulschließungen im Herbst nicht mehr aus
Für neue Debatten sorgte unterdessen die Aussagen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der anders als Kanzler Olaf Scholz (SPD) und die FDP bei einer neuen Corona-Welle auch Schulschließungen nicht völlig ausschließen wollte. „Ich halte sie für sehr, sehr unwahrscheinlich. Sie wären dann das allerletzte Mittel. Aber sie kategorisch auszuschließen, da wäre ich vorsichtig, weil: Wir wissen ja nicht, welche (Virus-)Varianten kommen“, sagte der SPD-Politiker am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Anne Will“.
Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern forderte eine Rechtsgrundlage für Masken- und Testpflichten, damit Schulschließungen im Herbst vermieden werden können. „Schulen und Kitas solange wie möglich offen zu halten und dabei Personal sowie Kinder und Jugendliche bestmöglich zu schützen, muss das Ziel der Politik sein“, sagte Finnern dem RND. Das Infektionsschutzgesetz müsse so gestrickt sein, „dass es Länder, Kommunen und Schulämter in die Lage versetzt, handeln zu können“. Dazu gehöre bei stark steigenden Infektionszahlen die Möglichkeit einer Maskenpflicht und regelmäßiger Tests in den Bildungseinrichtungen.
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Weiter pochte sie auch auf die Anschaffung von Luftfiltern: „Es ist ein Skandal, dass mehr als zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie immer noch nicht flächendeckend Luftfilteranlagen in den Schulen eingebaut sind. Dieser Prozess muss jetzt endlich ernsthaft vorangetrieben werden.“
Kritik vom Verband Bildung und Erziehung
Kritik an Bund und Ländern kommt auch vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) . Es sei „höchst fahrlässig“, wieder einmal sehenden Auges in die erwartbare Corona-Welle im Herbst zu gehen, sagte VBE-Chef Udo Beckmann dem RND. „Oberstes Ziel muss es sein, Präsenzunterricht zu ermöglichen. Dafür braucht es, sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für Lehrkräfte, Lernumgebungen mit einem Maximum an Gesundheits- und Infektionsschutz.“
Beckmann nannte Sicherheits- und Hygienekonzepte sowie transparente Stufenpläne auf Basis bundeseinheitlicher Kriterien. Beckmann zufolge muss sichergestellt werden, dass die Schulen für die Umsetzung etwaiger Maßnahmen einen zeitlichen Vorlauf haben. „Dies war in den letzten Jahren in der Regel nicht der Fall und Schulleitungen wurden sehr kurzfristig über anstehende Veränderungen informiert“, bemängelte er.