Bei der Überfahrt aus Nordafrika sind offenbar mehr als 500 Geflüchtete gestorben. Kriminelle Schlepper nutzen die Not von Menschen aus, die keine andere Möglichkeit sehen, nach Europa zu gelangen,
Kommentar zu SchleppernNicht die letzten Toten im Mittelmeer
Es gerät bei der Flüchtlingsdebatte in Europa ja gelegentlich aus dem Blick, worum es eigentlich geht. Neben den Aufnahmeländern der Europäischen Union, die entweder aufnahmeunwillig oder überlastet sind, geht es nämlich vor allem um eines: um Menschenleben.
Dies hat das jüngste Massensterben auf dem Mittelmeer einmal mehr nachdrücklich gezeigt. Wer sich auf eines dieser Boote setzt, der weiß: Der Tod fährt mit. Und er fährt trotzdem. Nun sollen es mehr als 500 gewesen sein.
Gewiss muss man gewissenlosen Schleppern das Handwerk legen. Wer andere ins Verderben schickt, der gehört vor ein Gericht gestellt und bestraft. Insofern sind die Festnahmen der griechischen Behörden nur zu begrüßen.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass solche Schiffe in See stechen, weil die Flüchtlinge keine legale Möglichkeit der Einreise nach Europa sehen. Dies wird sich nach der Einigung auf ein Gemeinsames Europäisches Asylsystem nicht ändern. Die Vorstellung, man könne die Asylverfahren fortan allesamt an den Außengrenzen abwickeln und die abgelehnten Bewerber anschließend in ihre Herkunfts- oder vermeintlich sichere Drittstaaten „zurückführen“, ist illusionär. Hier stößt die Politik an praktische und moralische Grenzen. Alle Beteiligten wissen das.
So lange in der Welt ein derartiges Wohlstandsgefälle existiert wie heute – eines, das durch den Klimawandel wahrscheinlich zunehmen wird – und in den ärmeren Teilen der Welt noch dazu oft Krieg und Gewalt herrschen, wird sich an dieser traurigen Realität nichts ändern.
Und Kriminelle werden sich die Not von Menschen weiter zunutze machen. Es werden deshalb nicht die letzten Toten gewesen sein.