Apples erste Datenbrille für virtuelle Realität sollte acht Jahre nach der Apple Watch den Einstieg in eine neue Geräteklasse bilden. Doch einiges spricht dafür, am Erfolg des VR/AR-Headset zu zweifeln.
Kommentar zu Vision ProApple steht am Ende des Innovationsweges
Jetzt ist es endlich da, das VR/AR-Headset von Apple. Sieben Jahre sollen Entwickler an dem Gerät gebastelt haben, das einer Skibrille ähnlich sieht und unter anderem mit einem Dutzend Kameras und zwei ultra-hochauflösenden Bildschirmen ausgestattet ist. Aber Apple ist nicht der Pionier. Vielmehr wurde einiges von Konkurrenzprodukten übernommen und manches verbessert.
So kann der Nutzer von der Darstellung komplett virtueller Realität (VR) in seinem Sichtfeld auf zusammengesetzte Realität (AR) umschalten, also die Umgebung in seinem Sichtfeld einbeziehen.
Dennoch: So umwerfend anders ist das alles im Vergleich mit den gängigen VR-Brillen nicht. Aber das war schon immer so bei Apple. Vom iPod bis zur Smartwatch. Und dennoch hat der Konzern mit seinen Produkten zumindest die Welt der Elektronik für Verbraucher verändert und damit viele Milliarden Dollar verdient. Vor allem wegen der vielfach beschworen Usability (Benutzerfreundlichkeit).
Winzige Marktnische für VR-Brillen
Werden wir also demnächst alle mit klobigen Skibrillen durch die Welt laufen? Zweifel sind angebracht. VR-Brillen befinden sich noch immer in einer winzigen Marktnische. Marktforscher gehen davon aus, dass das erst anders werden kann, wenn sie so einfach wie Sonnenbrillen zu handhaben sind. Davon ist das Vision-Pro-Headset Lichtjahre entfernt. Warum bringt Apple es trotzdem auf den Markt?
Weil der Konzern seit 2015 (Debüt der Apple Watch) nichts wirklich Neues mehr zu bieten hatte und der Druck der Investoren, die das nächste große Ding sehen wollen, immer größer wird.
Zweitens: Der Traum von der Erschaffung einer komplett virtuellen Welt (Metaverse) noch nicht ausgeträumt, obwohl es damit so richtig nicht vorangehen will. Apple-Boss Tim Cook will da aber nichts anbrennen lassen. Und drittens ist das 3500 Dollar teure Headset ein Testballon, inwiefern es für solche Produkte überhaupt einen Markt gibt.
Intensive Debatte zur Überdigitalisierung
Aber vielleicht ist die Hightech-Brille auch ein Symptom dafür, dass das Ende eines Innovationspfades erreicht ist, der mit den ersten PCs und dem Apple-1-Rechner in den 1970er-Jahren begann. Für ein Ende der Fahnenstange spricht, dass zumindest die Diskussion über eine Überdigitalisierung wird immer intensiver geführt wird.
Und es gibt zahlreiche Hinweise, dass viele Zeitgenossen lieber in der realen Welt bleiben als in eine virtuelle abtauchen wollen. Aber was käme denn dann Neues? Zumindest nichts, das man sich auf den Kopf setzen kann.