Kommentar zur Corona-KriseTrumps fatales Schweigen
Wie kann das sein? Ein Präsident, der offensichtlich in einer Jahrhundertkrise versagt. Der in seinen täglichen Ego-Shows wirres Zeugs über angebliche Wundermittel gegen eine tückische Lungenkrankheit erzählt, die in Amerika soviele Menschen wie in keinem anderen Land der Welt dahingerafft hat. Wie passt das zusammen? Und ist es möglich, dass Donald Trump damit tatsächlich durchkommt?
Diese Fragen stellen sich viele Menschen, die erschrocken, besorgt und auch befremdet auf die USA in der Corona-Krise geschaut haben. Für eine abschließende Antwort ist es noch zu früh. Niemand weiß, wie dramatisch sich die Pandemie jenseits der Metropole New York noch entwickeln wird. Doch die Diskrepanz zwischen Trumps Schönfärberei und der Realität wird immer größer. Und auch in der Bevölkerung scheint die Unzufriedenheit mit dem selbstverliebten Präsidenten zu wachsen.
Immer noch 47 Prozent der Wähler mit Donald Trump zufrieden
Ein Leitartikel des konservativen Wall Street Journal vor ein paar Tagen, der Trump nahelegte, nicht mehr so oft vor die Kameras zu treten, ist ein erster Indikator. Auch die Umfragewerte des Präsidenten beginnen zu bröckeln. Man mag es erstaunlich finden, dass immer noch 47 Prozent der Wähler zufrieden sind. Doch in der Krise schart sich die Bevölkerung normalerweie um den Regierungschef. Insofern muss man Trumps Werte mit denen der Gouverneure wichtiger Bundesstaaten vergleichen, die locker auf 65 bis 80 Prozent Unterstützung kommen. Dann wirken sie bescheiden.
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Nun legt die New York Times in einer Rekonstruktion offen, wie das Weiße Haus drei Wochen bis zu einer Reaktion auf die Corona-Pandemie verstreichen ließ. Es stimmt: Auch andere Länder haben die Dramatik der Lage anfangs unterschätzt. Aber Trump hatte frühzeitig zahlreiche - auch geheime - Informationen aus China. Der Verdacht, dass er den Schutz der Bevölkerung nicht aus Unwissenheit, sondern aus politischem Kalkül verschleppt hat, wiegt schwer.