Tödliche Schüsse auf PolizistenWas über die Tatverdächtigen von Kusel bekannt ist
Kusel – Eine Zivilstreife hält am frühen Montagmorgen an einer Kreisstraße in Rheinland-Pfalz ein Auto an – möglicherweise weil sie einen Hinweis auf totes Wild im Kofferraum hat. Es fallen Schüsse, ein Polizeioberkommissar und eine Polizeianwärterin sterben. Zwei Verdächtige werden am Nachmittag im Saarland gefasst. Viele Fragen in dem Fall sind bislang noch offen – was wir über den Ablauf der Tat, die Verdächtigen und ein mögliches Motiv wissen.
Was ist über den Tatablauf bekannt?
Die 24 Jahre alte Polizeianwärterin und der 29 Jahre alte Oberkommissar kontrollierten während einer Routinefahrt am frühen Montagmorgen gegen 4.20 Uhr ein Auto an der Kreisstraße 22 in Ulmet im Kreis Kusel in der Westpfalz – warum ihnen der Wagen aufgefallen war, ist noch unklar. Die Beamten traten an das Fahrzeug heran und meldeten nach Angaben aus Sicherheitskreisen zunächst per Funk, in dem Fahrzeug sei totes Wild gefunden worden. Kurz darauf eskalierte die Situation, die Polizisten meldeten: „Die schießen“.
Der Polizist gab am Tatort noch mehrere Schüsse ab. Ob es Warnschüsse waren oder der Beamte auf einen Tatverdächtigen schoss, war zunächst noch unklar. Die Waffe seiner Kollegin kam offensichtlich nicht zum Einsatz, ihre Pistole steckte noch im Holster.
Die junge Frau war nach Polizeiangaben sofort tot. Der 29-jährige Polizist lebte zunächst noch, starb aber, als die Rettungskräfte eintrafen. Dass die Polizisten mit Kopfschüssen getötet wurden, bestätigte die Polizei zunächst nicht. Die Schutzwesten reichten aber von der Hüfte bis zum Hals, insofern ist das wahrscheinlich.
Wie liefen die Festnahme der Verdächtigen ab?
Im Rahmen der Fahndungsmaßnahmen veröffentlichte die Polizei am Nachmittag ein Foto des 38-jährigen Andreas Johannes S. – nach dpa-Informationen hatten die Ermittler am Tatort Papiere von ihm gefunden. Wenig später stellte sich S. selbst der Polizei. Der Verdächtige habe sich über seine Anwältin bei der Polizei gemeldet und sei dann vor einem Haus im saarländischen Sulzbach festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher. Die Festnahme lief widerstandslos ab. In dem Haus wurde kurze Zeit später auch ein 32 Jahre alter Verdächtiger festgenommen, er leistete ebenfalls keinen Widerstand.
Bei einer Durchsuchung wurden unter anderem Waffen sichergestellt. In welchem Zusammenhang sie mit der Tat stehen, muss laut Polizei noch geklärt werden. Die Fahndungsmaßnahmen liefen am Abend weiter, weil nicht ausgeschlossen werden konnte, dass es weitere Mittäter gibt.
Wer sind die Opfer?
Der 29 Jahre alte Oberkommissar stammte aus dem Saarland. „Er war ein absolut Guter“, sagte ein Kollege des Toten der Deutschen Presseagentur (dpa). Die 24-Jährige, die ebenfalls aus dem Saarland kam, war der Gewerkschaft der Polizei (GdP) zufolge noch Studentin. Die Polizeianwärterin studierte an der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz im Hunsrück.
Wer ist der Verdächtige Andreas Johannes S.?
Andreas Johannes S. ist 38 Jahre alt und stammt aus dem saarländischen Spiesen-Elversberg im Kreis Neukirchen. In seiner Heimatregion war S. kein Unbekannter. Er betrieb nach Informationen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) im saarländischen Sulzbach eine Bäckerei – ein Familienbetrieb, der 2020 Insolvenz anmeldete. Daneben besaß S. auch einen Wildhandel, Jagen soll eines seiner Hobbys gewesen sein. Eine ehemalige Mitarbeiterin seiner Bäckerei sagte „Focus Online“, dass S. verheiratet sei und drei Kinder habe.
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Mit beiden Unternehmen spendete S. in den vergangenen Jahren Lebensmittel an die örtliche Tafel. Sie habe S. ab 2018 mehrfach getroffen, aber nicht enger gekannt, sagte eine Tafel-Mitarbeiterin dem RND. Er habe auf sie jedoch einen ruhigen und zuvorkommenden Eindruck gemacht.
S. war der Polizei nach Angaben aus Sicherheitskreisen in der Vergangenheit wegen Unfallflucht aufgefallen und hat eine Waffenerlaubnis. (RND)