Krieg gegen UkraineDeutsche hamstern Speiseöl – Supermärkte begrenzen Verkauf
Köln – Weil Russland gerade Krieg gegen die Ukraine führt, brechen die Agrarexporte nach Deutschland ein. Das sorgt unter anderem dafür, dass es weniger Speiseöl wie Rapsöl oder Sonnenblumenöl gibt und dieses teurer wird. Das wiederum veranlasst offenbar einige Deutsche zu Hamsterkäufen. Supermärkte reagieren darauf und rationieren den Verkauf.
Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas. Nach Zahlen des Deutschen Raiffeisenverbandes sorgen die Ukraine und Russland insgesamt für 28 Prozent der weltweiten Weizenexporte, bei Mais und Raps sind es rund 20 Prozent. Außerdem entfällt mehr als die Hälfte der weltweiten Produktion von Sonnenblumenkernen auf die beiden Länder.
Weil nun wegen des Kriegs beide Länder als Lieferanten weitgehend ausfallen, warnen Experten und Expertinnen vor dauerhaft hohen Preisen in reichen Ländern und vor Versorgungskrisen in den ärmeren – und die ersten Auswirkungen zeigen sich bereits jetzt in Deutschland.
Die Preise für Speiseöle und Speisefette stiegen bereits an. Und offensichtlich fangen Menschen jetzt unter anderem an, Speiseöl wie Sonnenblumenöl und Rapsöl zu hamstern. In vielen Supermärkten auch in Köln gibt es leere Regale.
Rationierungen in Supermärkten
Ein Blick in Geschäfte etwa in Köln-Porz zeigt, dass Lebensmittelhändler schon rationieren, also nur eine bestimmte Menge Speiseöl an Kundinnen und Kunden abgeben. In einer Lidl-Filiale in Köln heißt es etwa „Pro Haushalt nur 3 Liter Speiseöl“. Ähnlich ist das Bild bei Filialen von Real, Hit, Netto oder Edeka.
Eine Edeka-Sprecherin teilt mit, dass generell „eine ausreichende Versorgung mit allen Produkten des täglichen Bedarfs“ sichergestellt sei. „In Einzelfällen kann es allerdings bei bestimmten Produkten zu kurzzeitigen Lieferengpässen kommen. Dies betrifft insbesondere Speiseöle, die zum Teil auch aus der Ukraine stammen.“
Je nach Situation vor Ort riefen selbstständige Kaufleute ihre Kunden und Kundinnen auch dazu auf, nur haushaltsübliche Mengen bestimmter Artikel einzukaufen. „Es gibt weiterhin keinen Anlass, zusätzliche Vorräte anzulegen“, so ihr Appell.
Entgegen einiger Medienberichte hat Aldi Nord noch nicht rationiert, wie das Unternehmen dem RND am Montag mitteilt: „Bei ALDI Nord gibt es derzeit keine generellen Abgabebeschränkungen auf das Sortiment, wenngleich wir unsere Kundinnen und Kunden grundsätzlich darum bitten, nur in haushaltsüblichen Mengen einzukaufen“, heißt es von einem Sprecher.
Der Verkauf einiger Waren, unter anderem der Speiseöle, schwanke dort derzeit sehr stark von Tag zu Tag. Dadurch könne es sein, dass einzelne Artikel kurzzeitig vergriffen seien.
Hamsterkäufe bereits in der Pandemie
Es ist ein Verhalten, das wir schon aus der Pandemie kennen – damals waren es etwa Klopapier und Nudeln – und das schon damals viel kritisiert wurde, weil es nur zu Panik und mehr Mangel führt. Kritik kommt nun auch wieder auf, etwa auf Twitter, wo eine Userin schreibt: „Mehl und Sonnenblumenöl hamstern. Wir haben eine Bildungsmisere epischen Ausmaßes.“
Satirische Kommentare zu Hamsterkäufen
Aber auch zu satirischen Bemerkungen führt das Verhalten viele. Da malt eine Nutzerin etwa ein Zukunftsszenario mit den Worten: „Kind in fünf Jahren: 'Mama, kann es sein, dass du zu diesen Hamsterkäufern gehört hast, die damals total durchgedreht sind?' – Mutter: 'Sei still und trink dein Sonnenblumenöl!'“
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Ein anderer schreibt scherzhaft: „Entwurmungsmittel sind so 2021. 2022 ist Sonnenblumenöl ist der heiße Shice!“ Wurmmittel, die sonst etwa für Pferde und Schafe genutzt werden, wurden im vergangenen Jahr plötzlich von einigen zweckentfremdet – in der Hoffnung, dass sie gegen das Coronavirus helfen. Doch Fachleute warnten davor.
Speiseöl kein geeigneter Spritersatz
Doch die Menschen kaufen das Speiseöl offenbar nicht nur aus Angst kein Öl mehr fürs Kochen und Backen zu haben – sondern auch weil die Spritpreise in den vergangenen zwei Wochen enorm angestiegen sind. So gibt es Berichte, dass Menschen ihr Auto statt mit Benzin oder Diesel mit Pflanzenöl betanken wollen. Doch davon raten Experten dringend ab. (rde/RND/hsc/dpa)