Militär, Humanitäres, FinanzenWelche Länder halten ihre Ukraine-Versprechen?
- Deutschland wird häufig für seine angeblich zu geringe Unterstützung für die Ukraine kritisiert.
- Wer unterstützt die Ukraine wirklich am meisten?
- Und welche Zusagen wurden bisher eingehalten? Ein Vergleich in Zahlen.
Moskau/Kiew – Insgesamt 52,3 Milliarden Euro haben die USA der Ukraine zugesichert, womit die Regierung der größte Unterstützer des von Russland angegriffenen Landes ist. Mehr als die Hälfte davon ist für militärische Zwecke vorgesehen, darin enthalten sind unter anderem Waffenlieferungen im Wert von mehr als 15 Milliarden Euro. Hinzu kommen Finanzhilfen und humanitäre Hilfen im Wert von fast 25 Milliarden Euro.
Das zeigen Daten des Ukraine Support Trackers, den Wissenschaftler des Kieler Instituts für Weltwirtschaft am Dienstag aktualisiert haben.
Die USA haben mehr zugesagt als europäische Länder
Im Vergleich mit den USA sind die europäischen Länder deutlich zurückhaltender. Die meisten Hilfen haben Polen (7,2 Milliarden Euro), Großbritannien (7,0) und Deutschland (6,3) zugesagt. EU‑Institutionen wie die Kommission steuern insgesamt 11,7 Milliarden Euro bei.
Nicht nur bei der militärischen Unterstützung an die Ukraine tragen die USA somit den größten Teil, auch bei den humanitären Hilfen haben sie am meisten versprochen. Dafür haben die USA kaum Aufwendungen für die Versorgung von Flüchtlingen.
Deutschland hat nach Polen die zweithöchsten Ausgaben für Geflüchtete und landet auch bei der humanitären Hilfe auf Platz zwei. Im Hinblick auf die militärische Unterstützung kommt Deutschland auf Platz vier.
In Relation zur Wirtschaftskraft leisten aber zahlreiche Länder einen größeren Beitrag als Deutschland. Die Angst vor der russischen Aggression drückt sich vor allem in Osteuropa und den baltischen Staaten in einer großen Hilfsbereitschaft für die Ukraine aus. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt sind Lettland, Estland, Polen, Litauen, Tschechien und die Slowakei die größten Geberländer.
Die Unterstützungsleistungen für die Ukraine teilen sich drei große Blöcke: zum einen Geld für die Versorgung der ukrainischen Flüchtlinge und für die humanitäre Hilfe vor Ort, zum anderen direkte Zahlungen an die Ukraine und militärische Unterstützung.
Insgesamt sind bislang 103 Milliarden Euro an Hilfen zugesagt worden, davon 37,7 Milliarden Euro für militärische Mittel, darunter neben Waffen auch Beratungsleistungen, Training und Munition. Die humanitären Hilfen machen insgesamt 14 Milliarden Euro aus, die Versorgung der Flüchtlinge kann nur grob geschätzt werden und beträgt knapp 14 Milliarden Euro. Hinzu kommen finanzielle Hilfen im Umfang von 36 Milliarden Euro, darunter auch Garantien und Bürgschaften, die zurückgezahlt werden müssen.
Viele Lieferungen der USA stehen noch aus
Im Fokus der öffentlichen Debatte stehen vor allem die Lieferungen von schweren Waffen. Laut Ukraine Support Tracker haben bisher nur Polen und Tschechien Panzer geliefert. Aus den USA kommen 300 gepanzerte Fahrzeuge, 108 Haubitzen und zwölf Mehrfachraketenwerfer. Deutschland hat bisher zehn gepanzerte Fahrzeuge, zehn Panzerhaubitzen 2000 und fünf Raketenwerfer vom Typ Mars II geliefert. Zugesagt und noch nicht geliefert sind drei weitere Raketenwerfer.
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Die Kluft zwischen Zusagen und tatsächlichen Lieferungen ist bei den USA am größten. Versprochen sind unter anderem 300 weitere gepanzerte Fahrzeuge, 18 Haubitzen und 18 Raketenwerfer. Der Ukraine Support Tracker schätzt, dass bisher Waffen im Wert von 2,5 Milliarden Euro geliefert wurden, im Vergleich zu Zusagen im Wert von 15,2 Milliarden Euro. Die europäischen Länder haben zwar deutlich weniger versprochen, aber dafür einen größeren Teil davon bereits gehalten. Polen und Lettland beispielsweise haben ihre Ankündigungen bereits komplett in die Tat umgesetzt.
Zuletzt haben die USA ihre Zusagen noch einmal deutlich ausgeweitet. Seit Anfang August hat Präsident Joe Biden in allen Bereichen insgesamt weitere 12 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Die europäischen Länder und die EU‑Institutionen haben ihr Engagement seitdem nur um rund 1,4 Milliarden Euro ausgeweitet.