Bruder Mischa erklärtWarum Alexander Zverev Rafael Nadal in Paris bezwingt
Paris – Alexander Zverev steht bei den French Open einmal mehr kurz vor dem Finaleinzug. Sein Bruder Mischa, selbst Tennisprofi und Experte für den TV-Sender Eurosport, erklärt die neuen Stärken des deutschen Tennisstars. Und warum Sandplatzkönig Nadal die Partie verlieren wird.
Mischa Zverev, worauf wird es im Halbfinale gegen Rafael Nadal besonders ankommen?
Mischa Zverev: Fitness! Der körperliche Zustand der beiden wird sehr wichtig sein. Sascha ist bereit. Aber wie fit ist Nadal? Das ist die Hauptfrage. Kann er problemlos laufen, so wie bei den Australian Open, dann gewinnt er Grand-Slam-Turniere. Wenn er angeschlagen ist, wie zum Beispiel in Rom, dann gewinnt er nicht mehr alles. Vom Spielerischen her und selbst wenn Nadal topfit sein sollte, kann ihn Sascha trotzdem schlagen. Das hat er schon bewiesen. Er hat diese Qualität. Er hat die Technik. Nadal bleibt aber natürlich ein Brocken.
Gibt es gegen Nadal überhaupt einen Matchplan?
Es ist generell schwierig gegen Nadal. Du musst gegen ihn bei kurzen Bällen die wenigen Chancen nutzen. Wenn man das nicht tut, kommt er in die langen Ballwechsel. Und die gewinnt meistens Nadal. Sascha muss ihn zwingen, kürzer zu spielen, und selber die Initiative übernehmen.
Wie bewerten Sie die bisherigen Leistungen Ihres Bruders in Paris?
Die sind schon sehr ordentlich. Ich habe auch in seinen vermeintlich schwächeren Spielen in Paris immer wieder gute Ansätze gesehen. Als es mal nicht optimal lief – und diese Phasen gibt es immer in Matches –, war das auch nichts, wo man sich Sorgen machen müsste. Mal hat ein bisschen Konzentration gefehlt, manchmal hat die Verbindung zwischen den Schlägen gefehlt. Aber nichts ist wirklich extrem verbesserungswürdig. Die Schläge funktionieren. Deshalb war ich mir auch sicher, dass er ein gutes Match gegen Alcaraz abliefern würde.
Was nimmt er mit aus dem Sieg gegen den hoch eingeschätzten Carlos Alcaraz?
Er hat von Anfang bis Ende ein taktisch hervorragendes Spiel abgeliefert. Das bleibt auf jeden Fall hängen und sollte ihm Selbstvertrauen geben. Er weiß, dass er in schwierigen Situationen gegen Alcaraz immer einen Ausweg gefunden hat. Das ist insbesondere gegen die Topspieler wichtig.
Spielt es für das Nadal-Match eine Rolle, dass er mit Alcaraz erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier einen Top-Ten-Spieler besiegen konnte?
Das wäre vielleicht früher so gewesen, als er sich über die Bedeutung von bestimmten Spielen fast schon zu sehr bewusst war. Und dadurch auch eine gewisse Nervosität entstand. Jetzt will er einfach nur jedes Match gewinnen. Damit fährt er gut.
Mental wirkt er sehr bei sich. Fast gelassen. Ist diese neue Ruhe auch ein Verdienst von Sergi Bruguera, seinem neuen Coach?
Ich glaube, das ist in erster Linie sein eigener Verdienst. Sascha weiß ja, dass es nichts bringt, die Fassung zu verlieren. Er ist insgesamt erwachsener geworden auf dem Platz. Er weiß mittlerweile viel besser, mit diesen vielen Emotionen innerhalb eines Matches umzugehen.
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Was geben Sie ihm mit auf den Weg?
Gar nichts. Ich halte mich raus und will nicht auch noch meinen Senf dazugeben. Wenn ich etwas beobachte und mir etwas auffällt, dann sage ich es unserem Vater, der dicht in Paris bei ihm ist. Oder seinem Coach. Die werden das dann schon an ihn herantragen.
Warum gewinnt Ihr Bruder gegen Nadal?
Ich glaube, es ist jetzt einfach die Zeit gekommen. Er ist mittlerweile der bessere Spieler. Er ist jünger. Und er hat es sich auch verdient. (RND)