Nach ihrem Erfolg im südthüringischen Sonneberg will die AfD nun in Sachsen-Anhalt den ersten Bürgermeister des Landes stellen.
Stichwahl am SonntagGewinnt die AfD ihren ersten hauptamtlichen Bürgermeisterposten?
Von Jan Sternberg
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Wahlplakate des AfD-Kandidaten Loth (links) und des parteilosen Kandidaten Naumann stehen am Ortseingang von Raguhn, einem Ortsteil von Raguhn-Jeßnitz. Nach ihrem Erfolg im südthüringischen Sonneberg will die AfD nun in Sachsen-Anhalt den ersten Bürgermeister des Landes stellen.
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Die Stadt Raguhn-Jeßnitz bei Bitterfeld in Sachsen-Anhalt ist schon lange eine AfD-Hochburg. Bereits bei der Landtagswahl kam die Rechtspartei hier auf das 34 Prozent, ihren landesweit höchsten Wert. Am Sonntag könnte die AfD hier ihren ersten Bürgermeister stellen.
In der Stichwahl tritt der Landtagsabgeordnete Hannes Loth gegen den parteilosen Bewerber Nils Naumann an. Im ersten Durchgang hat Loth 40,7 Prozent der Stimmen geholt, Naumann kam auf 36,9 Prozent. Der Abstand lag bei weniger als 200 Stimmen. Rund 7800 Menschen sind wahlberechtigt.
Der CDU-Bewerber und ein weiterer parteiloser Kandidat schieden in der ersten Runde aus, eine Wahlempfehlung für die Stichwahl gaben sie nicht ab.
Das Rathaus der Gemeinde Raguhn-Jeßnitz.
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„Wir rechnen uns gute Chancen aus“, sagte AfD-Landeschef Martin Reichardt der Deutschen Presse-Agentur. „Hannes Loth ist vor Ort bekannt, wir sind dort in der Kommunalpolitik gut verankert.“ Welche Rolle die Partei der Wahl beimisst, ist auch am Engagement der Parteispitze zu erkennen.
Videobotschaft von AfD-Chefin Alice Weidel
AfD-Chefin Alice Weidel schickte eine Videobotschaft, ihr Co-Vorsitzender Tino Chrupalla wirbt persönlich in Jeßnitz um Stimmen. Auch der am vergangenen Wochenende gewählte erste AfD-Landrat Robert Sesselmann aus dem südthüringischen Sonneberg wirbt vor Ort für Loth.
Sachsen-Anhalts SPD-Vorsitzender Andreas Schmidt hingegen warnte vor dem gelernten Landwirt Loth: „„Hannes Loth weiß ein bisschen was von Landwirtschaft und Naturschutz, aber von den sonstigen Realitäten des Landes nur sehr wenig“, sagte er. „Er kann dieses Amt nicht.“
So einem Typen kann man doch nicht die Amtskette anvertrauen
Als Landtagsabgeordneter habe Loth bei einem Wahlkampfauftritt der damaligen Kanzlerin Angela Merkel „ein Polit-Gaudi der untersten Schublade abgezogen“, er habe in der Gegenkundgebung stundenlang getanzt und gesungen. „So einem Typen kann man doch nicht die Amtskette anvertrauen“, sagte Schmidt.
Auch in Raguhn gibt es bereits seit 2015 regelmäßige Demonstrationen der AfD, organisiert von Loths umtriebigem Fraktionskollegen Daniel Roi; erst gegen Merkels Flüchtlingspolitik, dann gegen die Corona-Maßnahmen, anschließend gegen die Unterstützung der Ukraine und die hohen Energiepreise.
SPD-Kandidat: „Die AfD ist hier jetzt die Volkspartei“
Schon nach der Landtagswahl 2016 räumte der unterlegene SPD-Kandidat ein: „Wir haben den Staffelstab abgegeben, die AfD ist hier jetzt die Volkspartei.“ Die AfD hielt seitdem ihre Hochburg. Dennoch scheiterte ihr Kandidat bei der Landratswahl 2021 deutlich. Am Sonntag kann es anders kommen.
Die AfD hielt schon mehrere Rathäuser, deren Bürgermeister in ihrer Amtszeit zur Rechtspartei wechselten. Im Januar 2023 gewann ein AfD-Kandidat die Wahl im winzigen thüringischen Örtchen Moxa. Raguhn-Jeßnitz wäre das erste Rathaus eines hauptamtlichen Stadtchefs, das die AfD in einer Wahl erobert.