Berlin – Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) startet einen neuen Anlauf: Am Dienstag stellte er die Eckpunkte für eine verpflichtende staatliche Tierhaltungskennzeichnung vor. Das fünfstufige Modell soll Verbraucherinnen und Verbrauchern beim Kauf tierischer Produkte zeigen, wie das Tier gehalten wurde.
Es soll 2023 verpflichtend eingeführt werden – und würde über das freiwillige vierstufige Label des Handels zur Haltungsform hinausgehen. Welche Etikette es bereits gibt und worin sie sich unterscheiden:
Das Haltungsform-Siegel: Supermärkte machen mit
Ob Fleisch, Wurst oder teilweise Milch: Beim Blick ins Supermarkt-Regal dürfte das vierstufige Siegel zur Haltungsform bereits vielen Kunden aufgefallen sein. Die vier Kategorien zeigen an, wie das Tier gehalten wurde – angefangen von rot (Stallhaltung) über blau (Stallhaltung plus) und orange (Außenklima) bis hin zu grün (Premium).
Es kennzeichnet hauptsächlich Fleisch von Schweinen, Rindern, Hühnern und Puten – ist allerdings freiwillig. Größere Supermarkt-Ketten wie Aldi, Kaufland, Rewe oder Edeka ziehen jedoch mit. Aldi hat bereits angekündigt, ab 2030 nur noch Frischfleisch der beiden höchsten Stufen anzubieten.
Siegel der Initiative Tierwohl: Auch Gastronomie dabei
Fleischprodukte können auch das gelbe Siegel der „Initiative Tierwohl“ tragen. Die 2015 gegründete Initiative ist ein Zusammenschluss von Landwirtschaft, Fleischwirtschaft, Lebensmittelhandel und Gastronomie. Sie unterstützt Landwirte finanziell, wenn sie Maßnahmen zum Tierwohl umsetzen, die über die gesetzlichen Standards hinausgehen – beispielsweise durch mehr Platz im Stall oder einem Mindestmaß an Tageslichteinfall.
Durch die Signalfarben gibt das 2019 gestartete Siegel den Kundinnen und Kunden bereits eine Orientierung, wie es um das Tierwohl des gekauften Produkts steht.
Eigenen Angaben zufolge nehmen 10.200 landwirtschaftliche Betriebe daran teil. Fleischprodukte mit dem gelben Siegel sind in Supermärkten wie Aldi, Edeka, Rewe oder Penny zu finden, auch das Gastro-Unternehmen „Dean & David“ nimmt daran teil.
Label „Für mehr Tierschutz“: Vorstoß des Tierschutzbundes
Der Deutsche Tierschutzbund vergibt das Label „Für mehr Tierschutz“. Damit werden Produkte gekennzeichnet, die den Anforderungen des Tierschutzbundes unterliegen. Das 2013 eingeführte Siegel ist zweistufig aufgeteilt: Hat das hellblaue Siegel einen gelben Stern, ist die „Einstiegsstufe“ erreicht, muss Tieren beispielsweise mehr Platz oder Liegeraum zugestanden werden oder sie müssen Beschäftigungsmaterial wie Strohballen oder Pickgegenstände bekommen.
Hat es zwei gelbe Sterne, bedeutet das die „Premiumstufe“: Dann kommen etwa Weidegänge oder der Auslauf ins Freie hinzu.
Bio-Siegel: Große Spannbreite, aber allgemein mehr Tierwohl
Stammen Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft, gelten strenge Anforderungen – auch beim Tierwohl. Zwar ist die Spannbreite zwischen Kennzeichnungen wie dem grünen EU-Siegeln mit weißen Sternen und dem orangen Demeter-Logo groß.
Für Tierprodukte, die eines der Bio-Siegel tragen, gilt allerdings generell: Die Tiere haben mehr Platz, Weidegänge und Auslauf als vorgeschrieben, außerdem sind je nach Siegel Praktiken wie das Kupieren von Schweineschwänzen oder das Enthornen von Rindern verboten. Bio-Produkte sehen außerdem strenge Vorgaben oder gar Verbote bei Tiertransporten, Spaltenböden oder der Vergabe von Antibiotika vor.
Neuland-Label: Richtlinien für Auslauf oder Frischluft
Auch der Verein „Neuland“ vergibt ein Siegel. Das soll gewährleisten, dass Fleischprodukte aus einer Haltungsform kommen, die nach Angaben der Stiftung Warentest den Kriterien von Stufe vier des Haltungsform-Siegels entsprechen.
Der 1988 ins Leben gerufene Verein hat dafür Richtlinien herausgearbeitet – beispielsweise bezüglich des Auslaufs, der Frischluft im Stall oder der Haltung auf Stroh ohne Fixierung. Zu erkennen ist das Siegel an Rind, Schwein und Huhn auf dem Logo sowie dem gelben Schriftzug „Neuland“.
MSC-Siegel: Orientierung bei Fisch und Meerestieren
Auch beim Einkauf von Fisch und Meerestieren können Siegel den Verbraucherinnen und Verbrauchern Orientierung bieten. Bekannt dürfte etwa das MSC-Siegel sein, das vom Marine Stewardship Council zertifiziert wird. Produkte, die ein solches Etikett haben, dürfen nicht aus Fischbeständen kommen, die überfischt sind. Außerdem müssen die Tiere so gefischt worden sein, dass der Beifang anderer Fische minimiert und der Meeresboden nicht zerstört wird.
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Trägt ein Produkt das MSC-Siegel ist zudem vorgeschrieben, dass es ein vorausschauendes Fischereimanagement geben muss: Beispielsweise soll dadurch auf Schwankungen reagiert und nur so viel Fisch gefangen werden, wie auch nachwachsen kann.